Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
toten Mannes vorgesprochen und mit einer Geschichte, die der Wahrheit sehr nahekam, war es ihr gelungen: Ich durfte meine Städtermarke abholen.
    Während wir zum Hotel gingen, versuchte ich, Newton über Neel auszufragen, aber mehr, als ich von Alex erfahren hatte, sagte auch er mir nicht. Neel tat seinen Job und blieb ansonsten für sich.
    Es erleichterte mich, dass er Hauptmann geworden war, und irritierte mich gleichermaßen. Ich konnte ihn mir nicht in dieser Rolle vorstellen. Erst recht nicht, nachdem ich gesehen hatte, wie schwer verletzt er gewesen war.
    »Er hat das Chivvy gewonnen, ehe er zurückkehrte, um dir zu helfen«, erklärte Newton beinahe gelangweilt. »Warum sollte ihm sein Status nun nicht zustehen? Nur, weil seine Haut zerstört ist? Was ist schon Haut?«
    Ich sah seine vibrieren, während er sprach, und spürte seine Lüge wie Kälteschauer auf mich einprasseln. Es verstörte ihn, nein, es entsetzte ihn, was mit Neel passiert war. Die Vorstellung widerte ihn an. Aber er hatte zu viel Respekt vor seinem alten Freund, um das auszusprechen.
    »Sieht es sehr schlimm aus?«, stellte ich die eine Frage, die ich Alex nicht hatte stellen können.
    Newton zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn bisher nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen.«
    • • •
    Die Decken im Hotel waren so hoch, dass Bäume im Inneren hätten wachsen können. Es gab eine breite Treppe und eine Galerie, auf der Percents Wache standen. Selbst im Eingangsbereich war jede Tür bewacht, obwohl die höherrangigen Percents alle in den oberen Etagen lebten oder arbeiteten.
    Newton blieb neben der Eingangstür stehen, während ich auf den Tresen zuging, hinter dem zwei ältere Percents nur auf mich zu warten schienen, aber ihre Gesichter waren so undurchschaubar, dass ich nicht wusste, ob ich das positiv oder negativ deuten sollte.
    Ich entschied mich, höflich den Kopf zu senken, aber nur für einen Moment. Dann machte ich das Zeichen für Respekt, doch ich tat noch etwas anderes. Ich sprach den fast schon vergessenen Wahlspruch leise mit, den mir Neel beigebracht hatte; das Motto der ersten Percents, die im Krieg für ihre Freiheit gekämpft hatten. »Mit dem Herzen und dem Verstand und allem, was wir sagen und tun.« Ein Satz fehlte noch: Für das Recht auf Freiheit.
    Ich traute mich nicht, weiterzusprechen, fürchtete, sie damit zu provozieren. Aber ich sah, wie sich die beiden Männer versteiften, und wusste, dass ich genug getan hatte. Sie würden mich nicht so schnell vergessen. Ob das gut oder schlecht war, schien mir in diesem Moment bedeutungslos. Wichtig war, dass sie meinen Namen kennen würden, den ich hier und jetzt offiziell zurückerhielt.
    »Name«, blaffte einer der beiden.
    Und ich sagte: »Ich heiße Joy Annlin Rissel.«
    Der zweite warf mir eine Marke vor die Brust und ich schloss sofort beide Hände darum und drückte das gravierte Stück Metall an mich. Ich warf einen kurzen Blick darauf - 45867/RISSEL/JOY A. -und konnte nicht anders, als den Percents zuzugrinsen.
    Ich hatte noch nie eine Städtermarke besessen; ich hatte überhaupt keine haben wollen, denn wer in der Stadt leben wollte, musste für die Percents arbeiten. Dafür war es mir nun erlaubt, mich durch die Straßen zu bewegen. Ich konnte Neel suchen. Wann war ich zuletzt so frei gewesen?
    Ich legte mir die Kette um den Hals. Für einen Moment zog sich eine unsichtbare Schlinge zu, weil ich plötzlich begriff, welche Konsequenzen meine Flucht aus Jamies Dorf hatte. Ich würde nie mehr zu den Rebellen zurückkehren können, ich war dort draußen vogelfrei. Die Stadt war nun meine einzige Freiheit.
    Und jetzt, da ich meine Suche beginnen konnte, kamen auch die Zweifel wieder auf. Würde Neel mich sehen wollen? (Alex sagte nein.) Würde er mich anhören? (Alex glaubte nicht daran.) Würde er mir verzeihen? (Alex hoffte, dass er es nicht tat.)
    Ich beschloss, dass es klüger war, erst Graves aufzusuchen. Und auch Amber musste ich unbedingt sehen.
    Meine Sehnsucht nach Neel schmerzte so sehr, dass ich glaubte, sie würde mich zerreißen. Vielleicht hoffte ich auch darauf. Dann wäre ich von der schweren Aufgabe, ihm gegenüberzutreten, entbunden.
    Bei der Sonne - wann war Joy Annlin Rissel nur ein solcher Feigling geworden?
    • • •
    »Du wusstest es also doch!«
    Alex lächelte fein, was meinen Verdacht bestätigte. Ihr war bekannt gewesen, dass Graves und Neel nicht in der Stadt waren, und ebenso, dass Amber nicht mehr bei Cloud wohnte. Wobei

Weitere Kostenlose Bücher