Dark Future: Herz aus Eis
Verordnung über fossile Brennstoffe von 2089 . Kopfschüttelnd steuerte sie Richtung Osten und schalt sich innerlich dafür, dass sie sich in etwas eingemischt hatte, das sie nichts anging. Aber, verflucht, sie brauchte diese Lizenz, damit sie das Rennen zur Station in Gladow gewinnen konnte.
Mit der heraufziehenden Nacht wurde der eisige Wind immer schneidender, und Raina zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, während sie weiterfuhr. Beinahe dreißig Minuten vergingen, ehe die Umrisse ihres Trucks sich vor ihnen abzeichneten. Die Silhouette hob sich riesig und dunkel gegen den Nachthimmel ab, und die Chromleisten blitzten im Licht des Scooters auf.
»Home, sweet home«,
murmelte sie, als sie den Motor abstellte, vom Schneemobil kletterte und die Kapuze ihres Parkas zurückschob. Frostige Luft schlug ihr entgegen, als sie vorwärtsging, und sie war dankbar für diese Unannehmlichkeit: Vielleicht würde so ihr Verstand wieder zurückkehren, denn sie hatte das Gefühl, ihn auf dem Parkplatz vor dem Truck Stop gelassen zu haben, als sie Wizard eine Mitfahrgelegenheit angeboten hatte.
Sie rechnete damit, dass Wizard hinter ihr war, gab den Schlüsselcode ein, öffnete die Tür der Fahrerkabine und kletterte hinein. Als sie das Licht anschaltete, sagte sie über die Schulter hinweg: »Du kannst heute Nacht hier schlafen und morgen deinen Truck holen. Big Luc und seine Freunde sind morgen entweder schon verschwunden oder zu betrunken, um mitzubekommen, dass du deinen Truck holst. So oder so, heute Nacht gehst du nirgendwo mehr hin. Zu gefährlich.«
Als keine Antwort kam, drehte Raina sich um und stellte missmutig fest, dass Wizard sich an ihr Schneemobil gelehnt hatte. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine ausgestreckt, und sein Gesicht wurde durch die Kapuze seines Anoraks verdunkelt. Er war nicht mehr als ein dunkler Schatten in einer ebenso dunklen Nacht. Nach außen hin wirkte seine Haltung bequem und entspannt, als wäre die eisige Kälte nur eine kühle Brise.
»Willst du hier draußen übernachten?«, rief sie.
»Am liebsten nicht.« Er richtete sich auf und kam auf sie zu. Das Licht aus der Fahrerkabine fiel auf den Schnee und dann auf ihn, als er in das Streulicht trat. »Aber es ist unhöflich, ungebeten in eine fremde Wohnung zu platzen.«
»Du willst also eine Einladung in meine Wohnung?« Sie schnaubte. »Leistest du mir vielleicht bei einer Tasse Tee Gesellschaft?«
Idiot.
Raina erhaschte einen flüchtigen Blick auf dunkles Haar, das unter seiner Kapuze hervorblitzte, ehe er den Kopf neigte und zur Tür der Fahrerkabine hinaufkletterte. Sie trat zur Seite, um ihn hereinzulassen, machte ihren Parka auf und hängte ihn an den Haken hinter dem Fahrersitz.
Dann führte sie ihn in die kleine Wohneinheit, die sich an die Fahrerkabine anschloss. Es war ihr unangenehm, dass Wizard da war, und sie fühlte sich unsicher. Sie wies auf den Plasmabildschirm, der in eine Wand ihres Trucks eingelassen war, und plapperte über die Schulter hinweg drauflos, um ihre Beklommenheit zu überspielen. »Ich kann sechs Satelliten anpeilen und über viertausend Programme empfangen. Früher waren es mal sieben Satelliten. Ich glaube allerdings, dass einer in der Umlaufbahn verglüht ist.«
Ihr Begleiter antwortete nicht. Es schien, als wäre er an Smalltalk nicht interessiert.
Auch gut.
Sie war selbst nicht besonders geschickt darin.
Sie nahm einen Stapel Mikrodisks vom Plastitech-Stuhl und presste sie an ihre Brust, während sie sich nach einem geeigneten Platz dafür umsah. Der Stuhl war abgesehen von ihrem Bett die einzige Sitzgelegenheit, und sie hatte nicht vor, ihm anzubieten, auf ihrem Bett Platz zu nehmen. Raina riskierte einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob er noch da war, und ihr stockte der Atem.
Er stand direkt hinter ihr, sein Körper nur eine Handbreit von ihr entfernt. So nah und ohne die Kapuze seines Parkas, den er inzwischen geöffnet hatte, wirkte Wizard alles andere als hilflos. Auf seinem kantigen Kinn zeigten sich Bartstoppeln, und er hatte seine vollen Lippen aufeinandergepresst. Er sah gefährlich aus, selbstsicher, furchteinflößend. Nicht wie ein Mann, der hätte gerettet werden müssen.
Raina hielt die Mikrodisks wie einen Schild an sich gedrückt, neigte den Kopf ein wenig nach hinten und sah ihm in die Augen. Schiefergrau, kalt. Sie schluckte. Was zur Hölle hatte sie sich dabei gedacht, ihn mit hierherzunehmen? Er war kein verlassener Welpe, der einen warmen
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