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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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bei keiner Gesellschaft angestellt war – genau wie sie. Armes Schwein. Er sollte heute Abend offensichtlich für die Unterhaltung sorgen.
    »Hey, Big Luc«, rief einer der
Janson
-Trucker und trat in den hell erleuchteten Kreis, den sie gebildet hatten. »Das ist der wertlose Schmarotzer, der sich vorgedrängelt hat. Wir sollten ihm Manieren beibringen.«
    Vorgedrängelt? Welcher Idiot überholte
Janson
-Trucks? Sie hatten immer Vorfahrt. Das war ein ungeschriebenes Gesetz. Jeder, der es missachtete, war entweder verrückt oder scharf auf einen schnellen Tod. Raina beobachtete, wie Geldscheine hin- und hergereicht wurden. Die Wetten standen anscheinend zugunsten von Big Luc.
    »Sein Druck scheint mir etwas niedrig zu sein, oder? Und man sollte keinen Sattelzug auf den Highway lassen, der nicht sicher ist«, rief ein anderer Mann und lachte. »Wizard hat echt Nerven, heute Abend hier aufzutauchen. Er hätte weiterfahren sollen. Vielleicht hätten wir ihn dann noch einen Tag leben lassen.«
    Wizard. O nein.
Von allen Idioten im eisigen Norden musste sie sich ausgerechnet mit dem einlassen, der einen Streit mit der
Janson
-Armee vom Zaun gebrochen hatte. Mit leicht zusammengekniffenen Augen blickte sie zu dem riesigen schwarzen Sattelzug am anderen Ende des Parkplatzes. Wizards Sattelzug.
Verdammt, verdammt, verdammt.
    Jetzt war er ihr keine Hilfe mehr. Trotzdem konnte sie nicht anders, als darüber nachzudenken, wie sie die Transportlizenz, die er ihr eigentlich hatte geben sollen, doch noch retten konnte.
    »Luc. Luc. Luc.« Die Menge rief nach ihrem Champion.
    Auf ihre Rufe hin stolzierte ein Hüne in den Lichtkegel, riss die Arme hoch, während er sich langsam um sich selbst drehte, und stachelte seine Bewunderer noch mehr an. Unter der Tellermütze aus Wolle, die sich an seinen Schädel schmiegte, hatte er seine buschigen Augenbrauen zusammengezogen. Seine Nase war platt und schief. Darunter prangte ein struppiger schlammfarbener Schnurrbart. Ein Tierfell hing über seinen breiten Schultern. Der Kopf des Tieres war noch erhalten, und die scharfen Zähne fingen das Licht ein.
    Raina blickte wieder zu dem schwarzen Sattelzug am Ende des Parkplatzes. Sie hatte Wizard nie persönlich getroffen, hatte nur in Sams Auftrag Kontakt zu ihm aufgenommen – was an sich schon eine fragwürdige Empfehlung war –, aber sie glaubte nicht, dass er gegen Luc eine Chance hatte. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass überhaupt
irgendjemand
es mit Luc aufnehmen konnte.
    Die Tür der Fahrerkabine ging auf, und ein Mann schwang sich herunter. Er war groß und trug einen schwarzen Parka, dessen Kapuze er tief ins Gesicht gezogen hatte, so dass Raina seine Züge nicht erkennen konnte. Einen Augenblick lang verspürte sie Mitleid, doch sie unterdrückte dieses unwillkommene Gefühl schnell wieder. Es war nicht ihr Kampf. Es ging sie nichts an. Die Worte von Sams liebevoll väterlichem Ratschlag hallten so deutlich und klar in ihrem Kopf wider, als würde er neben ihr stehen.
Wenn es dir keinen Gewinn bringt, dummes Mädchen, dann verschwinde. Verschwinde einfach. Was kümmert dich das Schicksal von irgendeinem Idioten?
    Es war nicht nur kein Gewinn für sie drin, nein, der Dummkopf hatte sie sogar noch etwas gekostet. Wizard hätte ihr eigentlich vor einer Stunde eine befristete Transportlizenz von
Janson
aushändigen sollen, die es ihr erlaubt hätte, sich ganz legal vorzudrängeln –, zwar hätte sie hinter den
Janson
-Trucks bleiben müssen, hätte aber alle anderen freien Fahrer überholen dürfen. Stattdessen war er nicht nur eine Stunde zu spät, sondern hatte auch noch eine verfluchte Armee im Schlepptau. Und diese Armee stand nicht auf seiner Seite.
    Wizard kam mit langen Schritten näher. Er schaffte es, den Parkplatz zur Hälfte zu überqueren, schaffte es, die halbe Strecke bis zur Tür der Kneipe zurückzulegen, ehe Lucs Faust in seinem Gesicht landete. Raina zuckte zusammen. Sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf langes dunkles Haar, als die Kapuze zurückfiel und Wizards Kopf zur Seite flog. Er ging zu Boden und rollte kopfüber über die harte Eisfläche.
    Mit drei Schritten war Luc bei ihm und trat ihm mit den stahlverstärkten Spitzen seiner
Janson
-Stiefel in die Rippen. Wizard rührte sich nicht, stöhnte nicht, und einen Moment lang fragte Raina sich, ob Luc ihn mit seinem ersten Schwinger bereits bewusstlos geschlagen hatte. Lachend trat Luc noch einmal nach und stupste ihn ein-, zweimal mit dem

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