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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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hinterhältige Stimme, die ihr in ihrem Kopf zuflüsterte, dass er ein umwerfendes Exemplar eines nichtsnutzigen Gun Truckers war und dass das vielleicht auch etwas wert war. »Tja, ich weiß ja nicht, was du hier machst, Wiii-zaaard«, sagte sie leise und sprach seinen Namen so gedehnt aus wie Big Luc, »aber ich rette deinen Arsch.«
    »Meinen Arsch?« Er blinzelte und legte den Kopf ein bisschen schräg. »Wofür rettest du ihn? Für schlechte Zeiten?«
    Sie konnte nicht anders. Sie musste lachen. Sein Kopf schoss hoch, er blickte sie an, und ein Aufflackern von Überraschung verriet ihn, ehe er es wieder versteckte.
    Verflucht.
Er war tatsächlich dumm wie Bohnenstroh. Offensichtlich hatte er jedoch nicht die Absicht, die körperliche Vereinigung zwischen ihnen voranzutreiben.
    Er war vielleicht nicht harmlos, doch zumindest hatte er nicht vor, sie anzugreifen, also steckte Raina das Messer zurück in die Scheide und schnappte sich das Ersatzkissen.
     
    Wizard lag auf dem Rücken auf dem Fußboden. Er konnte das tiefe, gleichmäßige Atmen von Raina Bowen hören und wusste, dass sie in dem Moment, als ihr Kopf das Kissen berührt hatte, auch schon eingeschlafen war. Einen Moment lang hatte er befürchtet, sie würde ihm sagen, er könne draußen im Schnee schlafen. Nett von ihr, ihm stattdessen den kalten harten Fußboden anzubieten.
    Er starrte in die Dunkelheit, die den kleinen Raum erfüllte, und dachte über die Ereignisse nach, die ihn in seine jetzige Lage gebracht hatten. Beim Truck Stop, als er sich umgedreht und diese umwerfende Frau auf dem Schneemobil gesehen hatte, deren blonde Haare ihr unter der Kapuze hervor über die Schultern gefallen waren und deren blaue Augen feurig geblitzt hatten, hatte er angenommen, dass sie das von ihm wollte, was die meisten Frauen sich von ihm wünschten: eine endlose, perfekte Nacht. Wenn er ihre Absichten nicht falsch verstanden hätte, wenn er nicht angenommen hätte, dass sie Geschlechtsverkehr wollte, wäre er niemals auf ihren Scooter gestiegen. Und wenn sie ihn nicht abgelenkt hätte, hätte er die
Janson
-Fahrer fertiggemacht und würde jetzt in seinem eigenen warmen Bett liegen.
    Herauszufinden, dass er Raina Bowen fälschlicherweise für ein Mädchen gehalten hatte, das auf Beute aus war …
    Fehler waren inakzeptabel. Dass er heute Nacht einen Fehler gemacht hatte, war unerträglich und nicht im Rahmen seiner normalen Verhaltensmuster. Schlimmer noch, er hatte einen Scherz gemacht. Oder er hatte es zumindest versucht.
    Andere Menschen fanden seine Versuche, lustig zu sein, nur selten komisch. Aber Raina Bowen hatte sich amüsiert. All die Jahre über hatte er sich bemüht, Humor zu verstehen, und alle seine Versuche waren gescheitert – doch
diese
Frau hatte über seinen Witz gelacht.
    Bis zu seinem elften Lebensjahr hatte er nicht einmal gewusst, dass es etwas wie Humor überhaupt gab, und es hatte noch einmal ein Jahrzehnt gedauert, bis er angefangen hatte zu begreifen, dass von ihm erwartet wurde, zu lachen oder wenigstens zu lächeln, wenn jemand einen Witz erzählte. Vermutlich machte ihn das zu einem Spätzünder.
    Aber er hatte geübt. Er probierte es jetzt, im Schutze der Dunkelheit, und hob seine Mundwinkel mühsam zur plumpen Parodie eines Lächelns an. Gut, für den Beobachter mochte es nicht plump oder unsicher aussehen, doch für ihn selbst fühlte es sich seltsam ungewohnt an.
    Er hörte, wie Raina sich im Schlaf bewegte. Direkt über ihrem Bett befand sich ein Gestell mit Waffen. Zwei Messer. Eine
Bolinger-
Plasmapistole, modifiziert, soweit er es erkennen konnte.
Nett.
Sie hatte Wert darauf gelegt, dass er bemerkte, wie sie ein drittes Messer neben sich gelegt hatte, als sie ins Bett gestiegen war.
    Die Lady ging keine Risiken ein. Er brauchte kein Wörterbuch, das ihm sagte, dass sie die Bedeutung von »Vertrauen« nicht kannte. Natürlich gab es auch keinen Grund für sie, ihm zu vertrauen. Das Bild von Sam Bowen schoss ihm durch den Kopf. Wizard analysierte die Wahrscheinlichkeiten und ermittelte das denkbarste Szenario, wie sie aufgewachsen war. Schikaniert. Bis zum Verfolgungswahn getrieben. In dem Glauben erzogen worden, dass der Verrat an jeder Ecke lauerte. Sam Bowen musste seiner Tochter die Wahrheit beigebracht haben, die er kannte.
    Vertrauen? Kein Grund, dass sie
ihm
vertrauen sollte. Kluges Mädchen. Aber es hätte ihm die Arbeit etwas erleichtert.
    Er kannte sie vom Hörensagen. Raina Bowen. In den letzten Jahren hatte Sam

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