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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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los, dass sie sich nach den blauen Augen eines Kerls sehnte?
    Sie ging zu ihrem Schneemobil und verstaute die Vorräte, die sie in dem Geschäft besorgt hatte. Dann machte sie einen Schritt zurück, aus dem schummrigen Licht heraus, das die einzelne Lampe über ihrem Kopf spendete. Sie schob die Hände in die Taschen ihres Parkas und starrte in die Ferne. Im Augenblick zog sie es vor, in der Kälte statt in Abbotts warmem Laden auf ein Paar stinkende Gun Trucker zu warten. Drinnen musste sie ständig den Drang unterdrücken, ihm die Kehle durchzuschneiden oder das Genick zu brechen.
    Wenn sie das Geld nicht gebraucht hätte, dann hätte sie den Job abgebrochen, wäre auf ihren Scooter gestiegen und woandershin gefahren. Egal wohin. Aber man konnte die Welt nicht ohne etwas Geld in der Tasche retten. Ein Mädchen musste essen.
    Sie trommelte mit den Fingerspitzen auf ihren Oberschenkel und blickte auf die flache, endlos weiße Ebene hinaus. Hier fühlte sie sich nackt und ausgeliefert.
    Denn sie hasste diese endlose Weite. Sie musste sich erst noch an alles gewöhnen, was größer als eine Zelle mit Steinmauern an drei Seiten und einer Wand aus bruchsicherem Kunststoffglas an der vierten Seite war. Eine Zelle, die umgeben war von 5000 -Volt-Drähten, die bestimmt waren, die komplette Ladung direkt durch den menschlichen Körper zu jagen. Zwar war es eine luxuriöse Zelle gewesen – Wände aus kaltem Stein, ein Bett mit feinstem Baumwollstoff und Seide, unbezahlbare Möbel aus seltenem Mahagoni –, doch nichtsdestotrotz eine Zelle.
    Ungeduldig ließ Tatiana ihren Blick zum Horizont wandern, wo die Erde in den Nachthimmel überging, und dachte über die Lage nach.
    Die Weite nagte an ihrer Gelassenheit. Die endlose offene Ebene war tödlich. Willkommen im Nördlichen Ödland, einem kargen, eisigen, grenzenlosen Landstrich. Der perfekte Jagdgrund, denn es gab kaum einen Platz, an dem man sich verstecken konnte.
    Zu dumm, dass sie die Beute war.
    Aber Gavin Ward hatte nicht die Absicht, sie zu töten. Jedenfalls nicht sofort. Nein, er hatte Dinge mit ihr vor, die weitaus schlimmer waren als der Tod.
    Verflucht.
Sie wollte im Moment nicht in diese Leere hineingezogen werden. Was sie wollte, waren die beiden Gun Trucker und der Ring, den sie gestohlen hatten. Und sie wollte den Job zu Ende bringen, damit sie ihr Geld bekam und dann mit ihrem Drei-Punkte-Plan weitermachen konnte, sich selbst und die Welt zu retten.
    Nun ja, zumindest die nördliche Hemisphäre.
    Gut, vielleicht nicht die gesamte Hemisphäre, doch wenigstens das verfluchte eisige Ödland.
    Was sollte sie sagen? Sie war nun mal ein zielstrebiges Mädchen.
    In der Ferne flirrte die Luft, ehe sich zwei Lichtpunkte herausbildeten, die anders aussahen als die Sterne, die am Nachthimmel leuchteten. Sie hörte das Summen, ein schwaches Geräusch. Sekunden verstrichen, und aus dem leisen Summen wurde ein Brummen und schließlich ein Dröhnen. Ungeduldig spannten sich ihre Muskeln an. Sie hatte das Gefühl, dass die Jungs gleich ankommen würden.
    Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie Angst verspürt. Aber in den letzten Monaten waren ein paar interessante physische Fähigkeiten in Erscheinung getreten, die sie zu einer reizenden, gefährlichen Waffe verfeinert hatte.
    Es gab Tage, an denen sie sich selbst nicht wiedererkannte. Wenn sie ab und zu an das Mädchen zurückdachte, das sie einmal gewesen war – im Innern der Erde an eine Wand gekettet –, war sie froh, dass ihr heute aus dem Spiegel eine andere Person entgegenblickte.
    Und manchmal beobachtete sie mit mehr als nur ein bisschen Skepsis, in was sie sich verwandelte.
    Die beiden Lichter kamen näher und wurden größer und heller. Unter den gigantischen Rädern des Trucks knirschten Schnee und Eis, die als Fontäne hinter dem Sattelzug wieder ausgespuckt wurden.
    Irgendwo hinter sich hörte sie, wie eine Tür zugeschlagen wurde. Sie blickte zum Gemischtwarenladen zurück. Der Siedler schlenderte mit langen, sicheren Schritten zu seinem Schneemobil. Er bemerkte, dass sie ihn beobachtete, neigte kurz den Kopf und ging dann weiter.
    Aus irgendeinem Grund ließ der Kerl bei ihr sämtliche Alarmglocken schrillen. Wizard hatte ihr beigebracht, dass die ungefährlichsten Typen immer den meisten Wirbel machten und am lautesten herumschrien. Die wirklich gefährlichen Kerle hatten das nicht nötig.
    Also war dieser Siedler mit seiner ramponierten Ausrüstung und seinem alten Schneemobil so harmlos, dass man

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