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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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mir diese Bemerkung erlaubt sei«, gab Thomas beleidigt zurück.
    »Das stimmt allerdings«, räumte Helen ein. »Sehen Sie, M s Garner, wir sind Privilegierte, die sich wenig um die Alltagssorgen der Normalsterblichen kümmern müssen. Wir haben, dank unserer Verbindung zu den Nachtgeschöpfen, finanziell ausgesorgt, sind erfolgreich und haben einen Partner, der uns ein erfülltes Leben bietet.«
    »Und welchen Preis zahlen Sie dafür?«, fragte ich. In meiner Brasse hatte ich eine Gräte gefunden und versuchte sie mit dem Fischmesser an den Tellerrand zu schieben.
    »Keinen«, sagte Thomas, als könnte er sein Glück noch immer nicht fassen. »Es ist der Himmel auf Erden.«
    Ich ließ nicht locker. »Aber irgendeinen Nachteil muss dieses Leben doch haben!«
    »Ich habe bis jetzt noch keinen gefunden«, sagte Thomas in vollem Ernst. »Du etwa?«
    »Nein«, sagte Helen und prostete ihm mit ihrem Weinglas zu.
    Der Fleischgang wurde serviert: Roastbeef, passend zum Anlass englisch zubereitet. Wenn das Fleisch einen Backofen gesehen hatte, dann nur kurz. Es war so blutig, dass sogar ein Nachtgeschöpf seine Freude daran gehabt hätte.
    »Darf ich Ihnen etwas anderes bringen?«, fragte Lewis, als er meinen unberührten Teller abräumte. »Wir haben noch Huhn in der Küche.«
    »Besten Dank, aber das ist nicht nötig.«
    »Wir sind ihre Droge«, sagte Helen, als Lewis gegangen war.
    Thomas beugte mich zu sich herüber. »Sie wissen, wovon sich Nachtgeschöpfe ernähren.«
    »Natürlich. Von Blut.«
    »Ja, ja, von Blut. Aber es gibt Unterschiede«, sagte Helen und klang so, als wäre ihr das dritte Glas Wein nicht bekommen. »Die Jagd auf Tiere ist so entwürdigend. Das ist der Grund, warum wir den Beginn des Abends auch nicht gemeinsam verbringen. Sie wollen keine Zeugen haben, wenn sie über das Wild herfallen.«
    Thomas verzog das Gesicht. »Ekelhaft.« Er kniff die Augen zusammen, untersuchte das Etikett der Rotweinflasche, die zum Roastbeef serviert worden war. Der Tropfen schien seinen Ansprüchen zu genügen und er füllte sein Glas.
    »Haben Sie schon einmal einen Vampir gesehen, der Menschenblut trinkt?«, fragte Helen.
    »Nein, habe ich nicht«, log ich.
    »Es ist die pure Raserei«, sagte Thomas.
    Ich musste zugeben, dass »Raserei« der richtige Ausdruck war. Als sie Marks Blut getrunken hatte, war Keren Demahigan in einen Rauschzustand geraten. Nur ihr Wunsch, Mark in einen Vampir zu verwandeln, hatte sie schließlich zurückhalten können.
    »Wir erlauben den Nachtgeschöpfen, unser Blut zu trinken«, sagte Helen. »Nicht oft. Ein-, zweimal in der Woche und dann auch nur ganz wenig.«
    »Viel sollte es wirklich nicht sein«, sagte Thomas. »Sonst kann der Vampir plötzlich die Kontrolle verlieren.«
    »Sind dabei schon Gefährten gestorben?« Ich merkte, wie ich Gänsehaut bekam.
    »Oh ja! Aber das ist ja gerade der Kick bei der Sache«, sagte Thomas. »Wenn Abigail trinkt, weiß ich nie, ob sie sich im Griff hat und rechtzeitig aufhört.«
    Den Rest des Dinners verbrachten wir schweigend. Thomas hatte schon vor dem Dessert eine ganze Flasche Wein leer getrunken. Helen war in grüblerisches Schweigen verfallen, als hätte sie auf einmal die Melancholie gepackt.
    Die Gefährten an diesem Tisch feierten nicht das Leben. Sie feierten den Tod. Sie hatten alles erreicht. Sie konnten so viel essen und so viel trinken, wie sie wollte n – doch sie wurden nie satt. Sie waren wie Süchtige, die ihre Drogendosis ständig erhöhen mussten, um überhaupt noch etwas zu spüren.
    Helen hatte den Höhepunkt ihres Lebens erreicht. Sie hatte Geld, Einfluss, die richtigen Freunde, vielleicht ein Sommerhaus in Südfrankreich, ein Chalet in Whistler und einen Privatjet, der ständig startbereit war und sie überall hinbrachte. Und Thomas, der nicht gerade der Attraktivste wa r – er war mit einer Frau zusammen, die jeden Mann mit ihrer Schönheit hätte verführen können. War es wirklich die Liebe, die ihn und seine Vampirin zusammenhielt? Oder war e s – wie vielleicht auch bei einigen andern hie r – der wechselseitige Nutzen? Die Vampire verhalfen den Gefährten zu Reichtum und Erfolg, die Menschen aber mussten ihnen das ersetzen, was sie einst durch ihre Verwandlung verloren hatten: Freunde und Familie. Und weil die Gefährten alles Menschliche tun und genießen konnten, was den Nachtgeschöpfen versagt blie b – das Licht der Sonne, die Welt des Tages, der Geschmack guten Essen s –, waren sie Stellvertreter. Sie

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