Dark Heart: Zweiter Band
mitnehmen.« Sams Assistent war gerade dabei, Decken zu verteilen, während zwei Frauen auf ihn einredeten. Er nickte freundlich, machte aber einen nervösen Eindruck, so als fürchtete er, seine vielen Aufgaben nicht mehr rechtzeitig erledigen zu können.
Mark wischte sich die Hände an der Hose ab und nahm einen Schluck Wasser aus einer Plastikflasche. »Ich glaube, sie werden ihn hier kaum entbehren können. Vielleicht sollten wir beide allein fahren. Jacks Schicksal geht die Bewohner von Telegraph Creek nichts an. Sie haben genug eigene Probleme.«
»Wenn Han k …«
»Wenn Hank nicht gebissen worden wäre, säße er am Steuer«, fiel mir Mark ins Wort. »Ohne mich wäre das Unglück nicht passiert. Sieh also mein Angebot als Versuch der Wiedergutmachung.«
»Okay«, sagte ich schließlich. Im Grunde genommen hatte Mark natürlich Recht. Keiner der Bewohner von Telegraph Creek sollte sich wegen eines Fremden in Gefahr begeben. Und jetzt, da Hank mir nicht mehr helfen konnte, war ich ehrlich gesagt mehr als froh, Mark an meiner Seite zu wissen. »Du hast gewonnen. Ich gehe und sage Will und Sam Bescheid.«
»Wann willst du fahren?«
Ich blickte zu dem noch immer bewusstlosen Hank hinüber. Er konnte jetzt keine Befehle mehr geben. Jede Stunde, die wir warteten, war für Jack eine Stunde des Leidens mehr. Allerdings warteten draußen mehrere Nachtgeschöpfe nur darauf, dass jemand die Sicherheit der Kirche verließ. Ich befürchtete, dass wir nicht weit kommen würden, wenn wir jetzt aufbrachen.
»Sobald die Sonne aufgeht«, sagte ich.
»Dann hole ich jetzt meine Sachen aus dem Motorradkoffer.« Er stand auf und warf die leere Flasche in einen Mülleimer.
Hanks Zustand verbesserte sich im Laufe der Nacht. Er war nicht mehr ganz so bleich und sein Atem ging gleichmäßiger, als würde er schlafen. Mark und ich hielten abwechselnd mit Sam bei ihm Wache, in den Pausen versuchten wir ein wenig Schlaf zu finden. Wir würden all unsere Kräfte brauchen, denn der kommende Tag würde das Äußerste von uns fordern. Mark überließ mir das Sofa in der Sakristei, während er sich mit seinem Schlafsack auf den Boden legte.
Sam weckte uns wie abgemacht am nächsten Morgen um sechs. Es war kalt und wir waren immer noch müde, als wir uns wuschen und ein schnelles Frühstück zu uns nahmen.
»Wie lange werden eure Vorräte reichen?«, fragte ich Sam, als ich einen Rucksack mit Proviant füllte.
»Brett sagt, noch drei Wochen. Wir alle hier sind daran gewöhnt, dass vor allem im Winter immer wieder einmal eine Lieferung ausfällt. Außerdem gibt es eine Notfallreserve, die jedes Jahr erneuert wird. Mit dem Treibstoff müssen wir etwas haushalten. Aber ohne Ersatzreifen kann sowieso kein Auto fahren.«
»Hank hat Ihnen doch die Handlampen gegeben. Dürfen wir eine davon mitnehmen?«, fragte ich.
»Natürlich.« Sam gab Will ein Zeichen, woraufhin er verschwand. Wir sahen durch das Fenster der Sakristei, wie im Osten die Sonne aufging. Mark rollte seinen Schlafsack zusammen und befestigte ihn zusammen mit der Isomatte an einem Rucksack, den er sich von Brett geliehen hatte.
»Dann brechen Sie jetzt also auf«, stellte Sam fest.
Ich nickte.
Sie stand auf und tat etwas, womit ich niemals gerechnet hätte: Sie nahm mich in den Arm. »Ich glaube, ich muss Ihnen nicht sagen, dass wir alle mit unseren Herzen bei Ihnen sind. Viel Erfolg.«
Will hatte uns…
W ill hatte uns die Karte mitgegeben, die er in der Sakristei gefunden hatte, denn das Navigationsgerät, das bei Hanks Sachen lag, half uns nicht viel. Als Mark die Koordinaten der Mine eingegeben hatte, meldete die Fahrhilfe nur, dass es dorthin keine befahrbare Straße gab. Wir packten das Gerät trotzdem ein, damit wir wenigstens unsere eigene Position überprüfen konnten. Ein Handscheinwerfer lag griffbereit im Fußraum der Beifahrerseite, wo vorerst Mark saß. Ich hatte darauf bestanden, zumindest die erste Hälfte der Strecke selbst zu fahren. Mittlerweile hatte ich mich an das Fahrzeug gewöhnt. Steile oder unbefestigte Wege waren für mich kein Problem mehr.
Will hatte Recht gehabt. Von der Straße, die zur Mine führte, war nach all den Jahren nicht mehr viel übrig geblieben. Immer wieder mussten wir einen Umweg nehmen, weil die Durchfahrt durch Buschwerk oder umgefallene Bäume blockiert war. Immer wieder glich Mark mithilfe des GPS unsere Position mit der Karte ab und markierte mit einem Stift die Route, die wir genommen hatten. Alleine hätte ich mich
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