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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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lachen. Er sank auf die Knie. Tränen liefen ihm über die Wangen, und auch ich spürte überwältigende Erleichterung. Gleichzeitig musste ich feststellen, dass meine seelische Verbindung zu Jack gekappt war.
    Es gab also keinen Zweifel: Jack Valentine war wieder ein Mensch.
    »Ich habe Hunger«, sagte er plötzlich.
    »Unsere Verpflegung ist etwas dürftig«, sagte Mark. »Ein paar Sandwiches und Schokoriegel, dazu Mineralwasser. Mehr haben wir leider nicht zu bieten.«
    »Das hört sich verführerisch an«, sagte Jack und versuchte zu lächeln.
    Mark blickte mich fragend an. Ich sagte nur: »Bring einfach alles mit, was wir haben.«
    Jack stillte zuerst seinen Durst. Er trank in gierigen Schlucken, bis die ganze Wasserflasche leer war. Dann nahm er sich das Sandwich vor, das er so genüsslich verzehrte, als wäre es ein Vier-Sterne-Menü. Kein Wunder: Dies hier war seine erste richtige Mahlzeit seit fünfzig Jahren.
    Während ich die Verpackungen wegräumte, zog Mark seine Jacke aus und gab sie Jack, der in seinen dünnen Lumpen inzwischen erbärmlich zitterte.
    »Danke«, sagte er scheu.
    »Keine Ursache«, erwiderte Mark. »Bist du auch wirklich okay?«
    Jack lachte. »Ich friere, habe Hunger und Durst, jeder Knochen tut mir weh und ich bin hundemüde. Aber abgesehen davon fühle ich mich wie neugeboren.« Mit Mühe gelang es ihm, sich aufzurichten, doch er knickte sofort wieder ein und wäre schlimm gestürzt, wenn Mark ihn nicht im letzten Moment aufgefangen hätte.
    »Ich bring dich in den Wagen«, sagte er.
    Die Ladefläche des Humvee war groß genug für Marks Isomatte. Wir rollten seinen Schlafsack darauf aus und Jack kroch sofort hinein. In wenigen Minuten war er eingeschlafen. Mark und ich standen vor der geöffneten Heckklappe und betrachteten sein erschöpftes Gesicht.
    Ich glaubte, Mark zufrieden lächeln zu sehen, als er vorsichtig die Klappe schloss. »Lass uns fahren«, sagte er.
    Ich kletterte auf den Beifahrersitz und drehte mich noch einmal zu Jack um. Sein Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Er atmete wie jeder andere Mensch. Von seiner Vampirnatur war nichts geblieben.
    Ich war ein wenig traurig, weil er seit seiner Rückverwandlung nicht mit mir allein geredet hatte. Er hatte mir nicht einmal in die Augen sehen können. Fast schien es mir, als schämte er sich für seinen schwachen Menschenkörper.
    Uns blieben noch drei Stunden bis Sonnenuntergang und bis dahin wollten wir weit weg von diesem Ort sein.
    »Ich frage mich, wo die anderen Nachtgeschöpfe waren«, sagte ich zu Mark gewandt. »Margo hat uns doch erzählt, dass das Bergwerk ihnen als Ruhestätte gedient hat.«
    Mark stutzte und sah mich überrascht an. »Du hast Recht«, sagte er. »Eigentlich hätten wir sie in einem der Tunnel finden müssen. Vielleicht haben sie den Tag woanders verbracht.«
    »Ja, vielleicht«, sagte ich nachdenklich und hielt mich am Griff fest, der über der Tür angebracht war, denn die Strecke war so unwegsam, dass der Humvee wild schaukelte. Ich drehte mich nach Jack um, der auf der Ladefläche durchgeschüttelt wurde, aber trotzdem weiter seelenruhig schlief. Irgendwie hatte ich ein mulmiges Gefühl. Jacks Rettung war, wenn man einmal von der Attacke auf uns absah, reibungslos verlaufen. Beinahe zu reibungslos. Natürlich hatten uns die Nachtgeschöpfe von Telegraph Creek nicht im hellen Tageslicht angreifen können. Aber im dunklen Stollen wäre dies möglich gewesen. Das ließ eigentlich nur zwei Schlüsse zu. Entweder war Solomon nicht so stark, wie wir alle dachten. Oder er verfolgte einen anderen Plan. Einen, in dem wir drei noch eine wichtige Rolle spielen sollten.

Der taghelle Schein…
    D er taghelle Schein der Halogenlampen vor der Kirche in Telegraph Creek wies uns auf den letzten Kilometern den Weg durch die pechschwarze Nacht. Bei Sonnenuntergang waren wir in die befestigte Straße eingebogen, die parallel zum Stikine River nach Westen führte. Etwa eine halbe Stunde später parkten wir den Humvee auf dem Parkplatz vor der Kirche.
    Kaum waren wir ausgestiegen, kam auch schon Sam die Kirchentreppe hinunter auf uns zugelaufen, die Daunenjacke erst halb angezogen. »Ist alles gut gegangen?«, rief sie.
    Mark nickte knapp und öffnete die Heckklappe.
    Ich sah mich nervös um, weil ich erwartete, dass jeden Moment Vampire aus der Dunkelheit auftauchten, denn wir befanden uns nicht im Lichtkegel der Scheinwerfer. Aber auch hier ließ sich kein Nachtgeschöpf blicken.
    Sam schien verwirrt.

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