Dark Inside (German Edition)
unten.
»Eins sag ich euch«, rief Jack, während sie die Rolltreppe nach unten liefen. »Schaufensterpuppen werde ich nie wieder so ansehen wie vorher. Die Dinger sind einfach gruselig. Sogar die mit der Unterwäsche.«
Sie hatten gerade einmal den ersten Stock erreicht, als sie entdeckt wurden. Am Ende der Rolltreppe im Erdgeschoss stieß einer der Hetzer einen lauten Schrei aus; eine Frau, die ein blutdurchtränktes Sommerkleid trug.
»Planänderung«, brüllte Michael.
»Mir nach«, rief Aries. »Wir nehmen die Treppe.«
Sie rannten auf die Lederwarenabteilung zu. Als sie bei den Strumpfwaren ankamen, blieben alle abrupt stehen. Jack holte mit seinem Baseballschläger aus.
»Was zum Teufel …?« Masons Reaktion beschrieb die Situation am besten.
Die Fläche vor ihnen war komplett leer geräumt worden. Hunderte von Schlafsäcken lagen auf dem Boden, so dicht aneinander wie Sardinen in der Dose. Überall waren leere Getränkedosen, verpackte Lebensmittel und blutige Kleidungsstücke verteilt. In einer Ecke hatte jemand Lebensmittel und Tütenmahlzeiten aufgestapelt. Clementine bückte sich, ohne zu überlegen, und hob eine weggeworfene Stoffpuppe auf. Auf den rosigen Wangen der Puppe klebte eingetrocknetes Blut.
»Eine gigantische Pyjamaparty«, murmelte Michael. Er trat gegen einen Haufen aus schmutziger Bettwäsche.
»Das erklärt den Generator«, sagte Mason. »Sie wohnen hier. Und wir sind direkt in ihr Nest geschlüpft.«
Aus der Richtung der Rolltreppen hinter ihnen hallte das Stakkato rennender Schritte durch die Etage.
»Die Hetzer kommen«, stammelte Clementine.
»Ich würde dich ja gern fragen, warum du sie so nennst, aber für eine nette Unterhaltung haben wir jetzt wohl keine Zeit«, sagte Jack. »Ich glaube, in einer Situation wie dieser hilft nur noch wegrennen.«
Es gab keinen Widerspruch.
Sie liefen auf ein beleuchtetes Ausgangsschild zu und fanden die Treppe. Bis ins Erdgeschoss war es nur noch ein Stockwerk. Als sie die untere Ebene erreicht hatten, rannten sie in Richtung der Kosmetikabteilung. Clementine hatte um diesen Bereich immer einen großen Bogen gemacht, da sie gegen Parfüm allergisch war und es hasste, wie die verschiedenen Düfte sich mischten. Selbst jetzt, Wochen nachdem der letzte richtige Kunde in dem Kaufhaus gewesen war, stiegen ihr die schweren Gerüche unangenehm in die Nase. Sie unterdrückte einen heftigen Niesreiz, rannte direkt auf den Ausgang zu und versuchte, eine der Glastüren zu öffnen. Die Tür bewegte sich keinen Zentimeter.
»Abgesperrt!«, rief sie.
»Die hier auch«, sagte Michael, der frustriert beide Hände gegen das Glas drückte. »Wir brauchen etwas Großes, um sie aufzubrechen.«
»Ich glaube, wir brauchen einen anderen Ausgang«, sagte Daniel. »Seht mal!«
Clementine hatte es zuerst nicht bemerkt, weil es draußen dunkel war und das Licht sie blendete. Doch als sie jetzt einen Blick auf die Granville Street warf, sah sie, dass der Gehsteig voller Hetzer war. Es waren Dutzende, vielleicht sogar hundert. Sie standen völlig ruhig da und beobachteten das Kaufhaus.
»Das war’s dann wohl«, sagte Mason leise. »Das Spiel ist aus.«
»Nein«, widersprach Clementine. »Es muss noch einen anderen Ausgang geben.« Sie drehte sich um und warf einen Blick auf die Kosmetikstände, doch die Hetzer waren schon dort. Sie kamen durch die Gänge zwischen den Ständen auf sie zu. Mindestens zwanzig von ihnen verteilten sich auf der Etage und grinsten wie blöd.
»Wir sind umzingelt«, murmelte Aries.
»Es war ein guter Kampf«, sagte Michael.
»Es ist noch nicht vorbei«, fuhr Clementine ihn an. »Es muss noch eine andere Möglichkeit geben.« Sie warf einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass immer mehr Hetzer auf der Straße erschienen.
Michael nahm ihre Hand.
»Nein!«, schrie sie. »So will ich nicht sterben!«
Einer der Hetzer machte einen Satz auf sie zu und wollte ihr seine Finger ins Gesicht stoßen. Sie spürte, wie Michaels Hand sie nach hinten riss, doch er war nicht schnell genug. In dem Moment, in dem das Ungeheuer nach ihr griff, stieß Mason sie beiseite und rammte den Hetzer von vorn, sodass dieser zu Boden ging.
Es war das Zeichen, auf das die Ungeheuer gewartet hatten. Sie kamen alle gleichzeitig auf die Gruppe zu. Clementine hörte, wie sie hinter ihr gegen die Glastüren am Eingang hämmerten. Glas splitterte und plötzlich spürte sie einen kalten Luftzug im Genick.
MASON
Er hatte den Kerl kommen sehen und
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