Dark Kiss
Fehler und es war meine Schuld, weil ich Bishop und Kraven hierher geführt hatte. Ich hatte das furchtbare Geräusch gehört, als das Messer durch Fleisch und Knochen schnitt.
„Hey“, meinte Kraven und warf mir einen missbilligenden Blick zu. „Dir ist schon klar, dass es vollkommen in Ordnung ist. Mit mir ist dasselbe passiert, und ich habe mich schnell erholt und sehe jetzt besser aus als jemals zuvor.“
Ich musste wirklich fertig aussehen, wenn ausgerechnet er versuchte, mich zu beruhigen. Der Dämon streckte seine Hand nach mir aus, aber ich sprang zur Seite. „Fass mich nicht an.“
Er hob die Hände. „Okay, okay. Komm mal wieder runter, Gray-Mädchen. Warte mal eine Minute ab, und du wirst erkennen, dass es keine große Sache ist.“
„Keine große Sache“, wiederholte ich zittrig. „Das ist eine große Sache. Ihr seid beide verrückt, falls ihr glaubt, das hier wäre auch nur ansatzweise normal.“
„Das ist nicht normal“, stimmte Bishop zu und schaute mich besorgt an. „Nicht für dich und auch nicht für uns. Du hättest gehen sollen.“
„Du hast recht – das hätte ich tun sollen.“
Weiterhin starrte ich den Jungen an. Bishop griff den Dolch am Schaft und zog ihn heraus. Die Klinge war voller Blut, das in der Dunkelheit schwarz aussah. Mir drehte sich der Magenum, und ich presste eine Hand auf meinen Mund, um mein Wimmern zu unterdrücken. Diesmal berührte Kraven meinen Arm. Ich blickte zu ihm auf und bemerkte, dass er die Stirn runzelte – allerdings nicht aus Ärger.
„In ein paar Minuten sollte alles vorbei sein“, erklärte er. „Ich habe überlebt, und dieser Engel-Typ wird es auch schaffen.“
Ich bekam keine Luft und musste hier weg. Weg von Blut und Tod, damit ich wieder einen klaren Kopf bekommen konnte. Ich wandte mich von dem Engel und dem Dämon ab und rannte so schnell ich konnte davon.
10. KAPITEL
S amantha!“, rief Bishop hinter mir her, nachdem ich fast einen Block gelaufen war.
„Bleib stehen!“
Schließlich hielt ich an. Meine Lungen fühlten sich an, als würden sie sich bei jedem Atemzug mit Eis füllen. Ich wusste, was geschehen würde und warum es getan werden musste, also konnte ich mir nicht genau erklären, was mich so panisch gemacht hatte. Vielleicht lag es daran, dass ich diesmal in der ersten Reihe gestanden hatte, statt nur um die Ecke zu schauen.
Ich war durch eine Seitenstraße gerannt. Hier gab es keine Bäume. Nur Beton und große Bürogebäude, hinter deren Fenstern nach einem langen Arbeitstag kein Licht mehr brannte. Ein Auto fuhr aus der Tiefgarage herauf und trennte Bishop und mich für einen Augenblick. Das wäre meine Chance gewesen, abzuhauen, doch ich rührte mich nicht. Meinem Eindruck nach würde ich nicht weit kommen. Bishop überquerte die Straße und blieb ein paar Schritte von mir entfernt stehen. Über uns leuchtete eine Straßenlaterne, die mir mit ihrem Licht die Illusion von Sicherheit vermittelte.
„Du weißt, dass ich das tun musste, oder?“ Ich seufzte zitternd und nickte.
„Ich habe Kraven gesagt, er soll dort warten, bis der Engel aufwacht, und das wird er. Es wird ihm gut gehen – besser als vorher. Und vor allem wird er sich daran erinnern, warum er hier ist.“
„Um dir dabei zu helfen, Monster wie mich zu jagen und zu töten.“
Bishop sah mich ernst an. „Wir werden vor allem nachts durch die Stadt patrouillieren – das ist die Zeit, in der die meisten Grays, die ihren Verstand und ihre Menschlichkeit verloren haben, umherstreifen und die Menschen bedrohen. Wir vernichtensie. Es gibt keine Möglichkeit, sie zu retten! Andere Grays wie Stephen haben ihrem Hunger noch nicht so weit nachgegeben, dass sie sich vollständig verwandelt haben. Ich muss die Quelle finden und mit ihr reden.“
„Und was willst du mit ihr besprechen?“
„Mir wurde gesagt, dass ich ihr die Chance geben soll, sich freiwillig dorthin zurückzuziehen, wo sie hergekommen ist. Sollte sie sich allerdings weigern, muss ich sie selbst dorthin schicken. Dann kann ich mich um die verbliebenen Grays kümmern, und das Team kann mich dabei unterstützen.“
Seine Antwort konnte nicht deutlicher sein. „Darum kümmern“ würde eine Menge mit diesem Dolch zu tun haben. „Kannst du den anderen Grays, die ihrem Hunger nicht nachgegeben haben und ihn kontrollieren, nicht genauso helfen wie mir?“
Er schwieg einen kurzen Moment. „Das wäre möglich. Aber sie müssen die Hilfe wollen, so wie du. Und ich kann nicht garantieren,
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