Dark Kiss
kannte einen Weg, die Kälte, die mich erfüllte, loszuwerden – ich konnte Bishops Hand halten. Aber das würde nicht geschehen. Nicht solange Kraven in der Nähe war. Der Gedanke wühlte mich auf. Ich hatte Bishop zuvor gesagt, dass ich ihn so wenig berühren wollte wie möglich. Ich wünschte, das wäre die Wahrheit gewesen.
„Aber du hast nicht meinen Triumph gesehen“, meinte er, „sondern nur die Zerstörung?“
„Ich … Keine Ahnung. Ich kann mich nicht erinnern. Warum? Wird das geschehen, wenn du scheiterst? Fliegt dann die Stadt in die Luft?“ Ich sagte das leichtfertig dahin, doch der Ausdruck auf ihren beiden Gesichtern war so trostlos, dass es mir durch Mark und Bein ging.
„Wird sie das?“
„Nein“, antwortete Bishop entschieden und warf dem Dämoneinen Blick zu. „Weil wir nicht scheitern werden.“
„Nur eine Gray“, murmelte Kraven mehr zu sich selbst. „Ich weiß, dass du das bist. Ich kann in dir nichts anderes sehen. Aber was hat es dann zu bedeuten, dass du das Licht wahrnehmen kannst? Da ist nichts Besonderes an dir, das ich entdecken könnte.“
Ich blitzte ihn an. „Warum sehe ich dann die Lichtsäulen? Warum konnte ich dir einen, nennen wir es, Stromstoß verpassen? Warum kann ich deine Gedanken lesen, wenn ich dir in die Augen schaue?“
Die Erinnerung daran brachte mir einen wütenden Blick vom Dämon ein. „Das ist die Frage des Tages, Süße. Aber sei gewarnt: Versuch das nicht noch mal.“
„Wieso? Angst davor, was ich in deinem Kopf so alles finden könnte?“
Er griff meinen Arm, um mich zu stoppen, und zog mich näher an sich heran. Angst überkam mich. „Lass es einfach“, wiederholte er.
„Nimm deine Hände weg.“
Er tat es. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm wieder so einen Schlag versetzen konnte wie heute Morgen in der Schule, allerdings wollte ich es auch nicht unbedingt herausfinden.
Ich erschrak, als Bishop mich am Arm fasste und mich von dem Dämon fortzog. In dem Augenblick, als er mich berührte, durchströmte mich eine Welle von Wärme, und meine Angst verschwand. Zumindest etwas.
„Wir werden es herausfinden, Samantha“, sagte er. „Es muss nicht alles auf einmal passieren.“ Ich nickte und versuchte mein Herzrasen zu ignorieren.
„Wie weit ist es noch?“ Der Engel wirkte angespannt und – wenn ich es mir nicht einbildete – sein Blick durcheinander. Er brauchte gar nicht auszusprechen, dass er sich verstört fühlte. Ich denke, dass er mich nicht lange genug berührt hatte, um seinenKopf wieder vollständig klar zu bekommen.
„Wir sind fast da.“ Ich marschierte vorweg. Die Lichtsäule befand sich gleich um die Ecke in einem kleinen Park, der von Bürogebäuden umgeben war. Es war wie eine kleine Oase inmitten der Betonstadt mit Bäumen, Gras, einem kleinen Weg und einigen Parkbänken. Die meisten Blätter waren schon von den Bäumen gefallen und bedeckten jetzt den Boden. Bei Tageslicht war das sicherlich sehr schön. Bei Mondlicht war es unheimlich.
Ein Junge, der ungefähr in Bishops und Kravens Alter war, saß auf einer der Bänke. Sobald ich ihn entdeckte, erlosch das Licht, das uns zu ihm geführt hatte.
„Das ist er?“, fragte Bishop.
Da mein Mund zu trocken war, um zu sprechen, nickte ich nur.
„Ich wüsste gerne, nach wie vielen wir suchen müssen.“ „Es sind vier von uns“, antwortete Kraven. Bishop sah ihn an. „Vier?“
„Jepp. Zwei Dämonen und zwei Engel. Das wurde mir gesagt.“
Bishop rieb sich die Stirn. „Ich erinnere mich nicht … Vielleicht wurde es mir auch gesagt. Es ist alles irgendwie durcheinander. Ich muss so viel herausfinden.“ Er presste die Hände gegen die Schläfen. „Es dreht sich alles im Kreis und steht nie still.“
Kraven kniff die Augen zusammen. „Alter, geht es dir gut?“
Nein, es ging ihm nicht gut. Ganz im Gegenteil, er war weit davon entfernt, und es wurde kein bisschen besser. Er hatte erzählt, dass es nicht so sein sollte – dass er desorientierter war, als er angenommen hatte.
Ohne nachzudenken, griff ich nach Bishops Hand und spürte diese atemberaubende Elektrizität, die zwischen uns knisterte. Langsam verschwand die Verwirrung aus seinemGesicht, und sein Blick klärte sich vom aufkommenden Wahnsinn.
„Alles wieder in Ordnung?“, fragte ich ihn.
Er drückte meine Hand, und ich sah die Frustration in seinen blauen Augen. „Hoffentlich lange genug, damit ich das erledigen kann, weswegen ich hergekommen bin. Wenn ich in den Himmel zurückkehre,
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