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Dark Kiss

Dark Kiss

Titel: Dark Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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Riss in der Mauer. Wieder versuchte ich, die Kraft in mir zu aktivieren.
    „Lass mich los.“ Durch meine zusammengebissenen Zähne brachte ich kaum ein Wort heraus. „Sofort.“ Diesmal funktionierte meine neu entdeckte Fähigkeit dank des angeschlagenen Schutzwalls des Jungen. Er nahm die Hände weg und taumelte wie nach einem Stromschlag zurück, die Augen vor Schock geweitet.
    „Was ist gerade passiert?“, presste er keuchend hervor. „Du hast sie losgelassen“, bemerkte Bishop und trat vor. Dann stieß er den Dolch in die Brust des Jungen.
    Ich schrie. Das schien meine übliche Reaktion zu sein, wenn jemand erstochen wurde. Die Ruhe, die ich eben noch empfunden hatte, war mit einem Schlag verschwunden, und ich fühlte mich panisch und unsicher. „Warum hast du das getan? Wir haben seinen Rücken nicht kontrolliert, um sicherzugehen, dass er der Richtige ist!“
    „Er ist der Richtige. Das hast du selbst bewiesen, indem du ihm einen Stromstoß versetzt hast.“
    Der Junge ließ sein Messer fallen und blickte hinunter auf den Dolch in seiner Brust, den Bishop nun wieder herauszog. Er fiel auf dem harten Gehsteig auf die Knie. Sein überraschter Blick wanderte zu mir. „Ich habe gestern tatsächlich von dir geträumt. Woher hast du das gewusst?“
    Ich erschauerte. „Geraten.“
    Er knallte vornüber zu Boden. Bishop kroch zu ihm hinüber und schaute zu mir hoch. Sein Blick verfinsterte sich, als er den Schock in meinem Gesicht bemerkte. „Bleib hier“, befahl er bestimmt. „Sieh dir an, was als Nächstes passiert. Es wird dir zeigen, dass ich das nicht nur aus Grausamkeit tue, obwohlder hier es verdient hätte.“
    Zitternd nickte ich. Um nicht auch umzufallen, ging ich ein paar Schritte rückwärts und lehnte mich an einen dort geparkten Wagen. Bishop drehte den toten Jungen auf den Rücken, und ich zuckte zusammen, als die Lederjacke zur Seite rutschte und den sich ausbreitenden roten Blutfleck auf der Brust des Jungen offenbarte. Bishop wischte den Dolch an seiner Jeans ab.
    Engel. Krieger. Mörder. In diesem Moment hatte ich Angst vor ihm. Es dauerte eine Weile, bis ich meine instinktive Ablehnung abschütteln konnte. Nur ein Ritual. Das sagte ich mir immer wieder. Es ist nur ein grausames, aber notwendiges Ritual.
    Immer mehr Menschen betraten und verließen den Supermarkt mit einem Tatort direkt vor ihrer Nase, doch wir waren für sie unsichtbar. Ich hatte zurzeit keine Seele, also warum interessierte es mich überhaupt? Ich hatte geglaubt, dass die Seele einem Menschen Moral, Menschlichkeit und die Möglichkeit, Gutes zu tun, gebe. Allerdings war ich mir da jetzt nicht mehr so sicher. Meine Seele hatte ich verloren, und trotzdem kannte ich noch immer den Unterschied zwischen Recht und Unrecht. Ich hatte mich nicht plötzlich in ein gewissenloses Monster verwandelt. Ich nahm alles sehr intensiv wahr, auch wenn es jemand anderem zustieß.
    Der Junge blieb sehr lange tot, und sogar Bishop wirkte verunsichert. Ich sah ihn scharf an. „Fang nun nicht an, daran zu zweifeln.“
    „Er ist der Richtige“, erwiderte Bishop.
    „Du hast ihn vorher nicht nach seinem Mal abgesucht.“
    Er sah düster und gequält aus. „Er hat dich angegriffen. Ich konnte nicht klar denken. Außerdem hätte er uns seinen Rücken niemals gezeigt, wenn wir höflich gefragt hätten.“
    Damit hatte er vermutlich recht. Ich näherte mich den beidenJungen langsam wieder und betrachtete den, der auf dem Boden lag. Seine dunklen, glänzenden Augen waren noch immer geöffnet und starrten mich an. Bishop schloss sie endlich.
    „Danke, das hilft.“ Ich kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit an.
    Er blickte mich an und schien meine Stimmung einschätzen zu wollen. „Du musst mich jetzt wirklich hassen, oder?“
    „Wenn er nicht bald aufwacht, werde ich wohl auch mich selbst hassen müssen.“ Ich kniete mich neben dem Jungen auf den Boden. „Untersuch ihn jetzt, bitte.“
    Bishop drehte ihn auf die Seite und schob die Jacke beiseite. Meine Hand zitterte, als ich sein Shirt griff und es hochzog, damit ich seine Haut sehen konnte.
    Ich atmete erleichtert aus. Da war ein Zeichen. Genau wie erwartet zierte seinen Rücken ein schwarzes Tattoo gewaltiger Flügel, genau wie bei Kraven …
    Und dann rollte sich der Junge herum und packte meine Kehle. Er stieß mich zurück und ließ mich so hart auf den Gehweg krachen, dass mir die Luft wegblieb. Seine Augen glühten in der Dunkelheit rot. Dämon.
    Seine Absicht in dieser Sekunde

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