Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
nach all den Jahren, Gargon? Verrat? Meuterei? Du jetzt auch noch? Ich fasse es nicht!«
Schweigend standen die beiden Giganten einander gegenüber und durchbohrten sich gegenseitig mit finsteren Blicken.
Dann schüttelte der Dark Lord sein gehörntes Haupt. »Du lässt mir keine Wahl, mein Freund!« Er hob die Hände zu einem vernichtenden Fluch.
Unbemerkt griff Suus in ihren Rucksack und zog eine zerfetzte Schriftrolle hervor, die Agrasch – in ein Exemplar des Tagesmassakers eingewickelt – in ihre Zelle geschmuggelt hatte. Sie nahm einen der magischen Kristalle und begann, halblaut vor sich hin murmelnd, die Wörter von der Schriftrolle abzulesen, so schnell sie nur konnte.
»Nein, Herr«, sagte Gargon, »ich habe es für Euch getan – weil ich Euch liebe!«
Der Dark Lord traute seinen Ohren nicht. »Hast du gerade… hast du gerade liebe gesagt? Was faselst du da, du dämlicher Dämon! Also wirklich, Gargon, ich bitte dich! Das ist doch lächerlich…«
Suus’ Kristall begann zu leuchten. Erst jetzt bemerkte Dark Lord Dirk, was sie in der Hand hielt.
»Warte mal, was tust du da, Suus? Das ist nicht… Nein, nicht das! Nein, das kann nicht sein… Neiiiiin!«
Suus warf ihm den Kristall vor die Füße und rief laut ein Zauberwort von der Schriftrolle. Der Kristall zerschmetterte in tausend Stücke. Danach schien alles nur noch in Zeitlupe abzulaufen.
Ein helles, weißes Licht erglühte aus den Kristallsplittern und hüllte sie alle in eine leuchtende Wolke. Der Boden unter ihren Füßen begann sich aufzulösen, ein gähnender schwarzer Abgrund tat sich auf.
Langsam, wie durch eine sirupartige Masse, sanken sie immer tiefer. Der Schrei des Dark Lords wurde tiefer und dehnte sich zu einem unverständlichen, lang gezogenen Donnergrollen.
Dann kehrte alles zu normaler Geschwindigkeit zurück und sie stürzten schreiend in ein schwarzes Nichts.
Der Dark Lord heulte vor Schmerz, als seine Verwandlung einsetzte.
ZURÜCK IN DER SCHULE
Dirk und Christopher standen vor dem Haus der Purjoys. Chris trug eine schwarze Lederrüstung mit roten Schriftzeichen. Dirk steckte in seinem Dark-Lord-Gewand, dem riesigen schwarzen Umhang mit dem blutroten Siegel, der für einen dreizehnjährigen Jungen ein paar Nummern zu groß war. Auf seiner Schulter hockte Dave, die Sturmkrähe. Sie krächzte heiser in den Nachthimmel, froh, dass ihr dunkler Meister endlich zurück war.
Dirk und Chris wechselten einen kurzen Blick.
»Auf geht’s!«, sagte Chris.
»Alles klar.«
Christopher drückte auf den Klingelknopf. Ein melodischer Gong ertönte. Dirk verzog angewidert das Gesicht. Irgendwann würde er diesen Gong abschaffen – vielleicht könnte er stattdessen eine Art Sirene einbauen, wie in diesen Filmen über den Zweiten Weltkrieg bei Bombenalarm. Sein fieses Dark-Lord-Gelächter Muah-hah-haaah! wäre allerdings auch nicht schlecht. Das wäre sogar ziemlich cool.
Die Haustür wurde aufgerissen und vor ihnen stand Mrs Purjoy, die die beiden mit großen Augen ansah.
»Christopher! Du bist es wirklich! Gott sei Dank, du lebst!« Sie schloss ihren Sohn in die Arme und erdrückte ihn beinahe vor lauter Freude.
Mit Tränen in den Augen erwiderte Chris die Umarmung seiner Mutter. Dirk beobachtete die Szene mit leicht angewidertem Gesichtsausdruck. Bah, alberne Gefühlsduselei, dachte er und wurde plötzlich furchtbar nervös, als Mrs Purjoys Blick sich auf ihn richtete.
»Oh Dirk! Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Komm her, mein Liebling«, flötete sie und riss ihn an sich.
Schreckensstarr ließ er den herzlichen Ansturm über sich ergehen. Dave, die Sturmkrähe, brachte sich gerade noch rechtzeitig unter wütendem Krächzen und fliegenden Federn in Sicherheit. Keine Zärtlichkeiten, dachte Dirk, alles, aber keine Zärtlichkeiten! Eben noch war er ein vier Meter großer Dark Lord gewesen und hatte den Rest der Welt in Angst und Schrecken versetzt, und jetzt musste er diese Familienkuschelei mit Mama und Brüderchen ertragen.
Obwohl er zugeben musste – soo schlimm war es eigentlich gar nicht…
Dann bemerkte er hinter Mrs Purjoy eine vertraute Gestalt, die ihn mit offenem Mund anstarrte: Miss Molly Dumm, die Weiße Hexe.
Dirk grinste sie nur an. Sie schüttelte entgeistert den Kopf, als ihr dämmerte, wer da vor ihr stand. Dann rannte sie ohne Vorwarnung zur Tür hinaus und verschwand die Straße hinunter, so schnell sie nur konnte.
»Miss Dumm… aber was haben Sie denn…«, stammelte Mrs Purjoy.
»Sie haut
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