Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
meinte Chris. »Vielleicht hat er es auch irgendwo in seinem Zauberbuch aufgeschrieben, in seiner Weißen Bibliothek, oder wo auch immer.«
»Die Bibliothek!«, rief Suus. »Die Weiße Bibliothek kenne ich nicht, aber ich weiß, dass in der Schwarzen Bibliothek ein Haufen Zeug lagert, von Tausenden von Jahren.«
»Mag sein«, sagte Rufino, »aber wie kommen wir da rein?«
»Es muss einen Weg geben. Irgendwie …«, überlegte Suus. Ihre Begeisterung war bald verflogen, als ihnen klar wurde, dass es alles andere als leicht werden würde. Wie sollten sie jemals aus diesem Verlies herauskommen? Schweigend grübelten die drei vor sich hin.
Kurz darauf öffnete Grimmschmuddel die kleine Klappe in der Zellentür. »Hab hier Besuch für euch«, brummte er. »Stellt euch da hinten in die Ecke, weg von der Tür.«
Die drei traten zurück, während der Ork umständlich mit den mächtigen Eisenschlüsseln an seinem Gürtel hantierte und ein Schloss nach dem anderen öffnete. Vor der Tür stand Agrasch Rotztropf.
»Guten Tag, meine Königin. Christopher, Rufino«, begrüßte er die Gefangenen. Er hatte ihnen einen großen Teller mit Leckereien aus den Speisekammern des Dark Lords mitgebracht – eine scharfe Gemüsepfanne und eine Schüssel von Suus’ Lieblingsgericht, Lamm-Curry, dazu ein paar Honig-Haferkekse und Schokoladen-Brownies.
Früher hatte man die Schokoladen-Brownies mit echten gehackten Brownies (eine Art Gnom) gebacken, aber heutzutage gab es nur noch die übliche Variante nach einem Rezept von der Erde, das ein berühmter Skirrit-König in den Darklands eingeführt hatte.
Die Mienen der drei Insassen, die bislang nicht viel mehr als Wasser und schwarzes Brot bekommen hatten, hellten sich beim Anblick der köstlich duftenden Mahlzeit sichtlich auf.
»Hallo, Agrasch, schön, dich zu sehen«, sagte Suus.
Agrasch grinste und trat ein. Unglücklicherweise löste sich dabei ein dicker Tropfen Rotz von seiner überlangen Nase und fiel platschend ins Curry.
»Stell es einfach auf dem Tisch dort ab«, sagte Suus schnell. »Wir essen es später. Jetzt erzähl doch erst mal: Wie läuft’s da oben bei euch?«
»Gar nicht gut, Herrin. Der Dark Lord ist dabei, eine weitere riesige Armee aufzustellen. Er hat schon begonnen, mit den Schwarzen Schicksalsdämpfen den Himmel zu verdunkeln, was allerdings noch einige Wochen dauern wird. Er plant, ins Reich des Weißen Zauberers einzumarschieren, aber statt Wichtel-Kampfballons hat er sich etwas Neues ausgedacht: Dieses Mal will er in den Weißen Turm eindringen und eine Art magische Bombe platzieren. Damit will er Hasdruban von vornherein ausschalten.«
»Wie will er das schaffen?«, fragte Chris. »In den Weißen Turm kommt er doch niemals rein, nicht als Dark Lord! Und von seinem Gefolge kann er auch niemanden vorschicken – der Turm ist gegen alles Böse abgeschirmt.«
»Ich weiß, deshalb bin ich ja hier. Er will, dass du es machst, Christopher.«
»Ich? Wie käme ich dazu? Nach allem, was er uns angetan hat!«
Agrasch warf einen Seitenblick zu Suus. »Nun, deshalb bin ich gekommen… Er hat… Er sagt…«
»Jetzt spuck es endlich aus, Agrasch, uns wirft so leicht nichts mehr um«, sagte Suus.
»Also… er sagt, er wird Chris dazu bringen, für ihn in Hasdrubans Turm einzudringen. Und sollte Chris sich weigern, wird Suus dafür büßen. Dann will er sie foltern. Er hat extra eine spezielle Streckbank für sie bauen lassen.«
Suus starrte ihn ungläubig an.
»Dieses Ungeheuer!«, fluchte Rufino.
»Mann, das ist echt übel«, sagte Chris.
»Aber er würde es doch nicht wirklich machen, oder?«, fragte Suus sichtlich verstört.
Agrasch zuckte die Achseln. »Möglich ist alles. Er fällt mehr und mehr in seine alte Art zurück. Es würde mich jedenfalls nicht überraschen. Allerdings würde er das Foltern jemand anderem überlassen, wenn Euch das tröstet. Wahrscheinlich irgendeinem Ork. Einige von denen können ganz schön unangenehm werden.«
Suus wurde aschfahl im Gesicht.
»Alles nur leere Drohungen«, sagte Chris. »Ich werde jedenfalls nicht einen Haufen unschuldiger Leute in die Luft jagen, selbst wenn einer davon dieser Irre von Hasdruban wäre!«
»Ich werde es ihm ausrichten«, sagte Agrasch. »Aber… er führt sich wirklich mehr und mehr wie ein Dark Lord auf. Er könnte… also er könnte tatsächlich…« Doch wozu der Dunkle möglicherweise imstande wäre, brachte Agrasch nicht über die Lippen.
»Also schön, wir müssen sofort etwas
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