Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
gespitzt und wusste jetzt, was sie zu tun hatte: Es half nichts, sie musste sich auf dieses Ding setzen. Nur dann konnte sie sicher sein, dass sie ihr gehorchten. Schließlich wollte sie nicht, dass am Ende Blut an ihren Händen klebte. In jede Ecke des Podests war ein großes, geschlossenes Auge in den Marmor geritzt. Das war echt ein abgefahrener Thron! Seufzend stieg sie auf das Podium. Die Sitzfläche des Throns war bei ihr ungefähr in Brusthöhe. Eindeutig für jemanden gebaut, der riesengroß war, für einen Riesen wie Gargon. Oder noch größer. Sie würde hinaufklettern müssen.
Zaghaft setzte sie ihren Fuß auf einen der Schädel – und rutschte vor Schreck ab, als er laut aufstöhnte. Sie probierte den nächsten und versuchte, sich hochzuziehen. »Auuuu!«, jaulte er.
Angewidert schüttelte sie den Kopf. Sie konnte das nicht machen. Es war zu schrecklich. Sie drehte sich zu Gargon um und warf ihm einen flehenden Blick zu.
Mit zusammengezogenen schuppigen Augenbrauen erwiderte er fragend ihren Blick. Dann hatte er endlich verstanden.
Er kam auf sie zu und hob Suus vorsichtig hoch. Sanft (zumindest für ein hässliches außerirdisches Monster) setzte er sie auf den Thron.
»Vielen Dank, Gargon«, sagte Suus, als sie auf dem Thron stand, und tätschelte den Rücken seiner schwarzen Klauenhand.
Noch nie hatte irgendjemand Gargon gegenüber irgendeine Art von Zuneigung gezeigt. Niemals. Einen Augenblick lang blinzelte er sie an wie ein liebeskrankes Mondkalb. Die schuppige Reptilienhaut in seinem Gesicht schien einen zart pinkfarbenen Ton anzunehmen. Verlegen räusperte er sich und schielte verstohlen auf Suus, doch die hatte glücklicherweise nichts davon bemerkt. Ihre volle Aufmerksamkeit galt immer noch den Totenschädeln.
Gargon sah hinüber zu Agrasch, der mit verschränkten Armen, mit einem ironischen Lächeln auf seinem zerknautschten grünen Warzengesicht dastand. Er zog Gargon eine höhnische Grimasse, als mache er sich über dessen kleine Schwäche lustig.
Gargon knurrte ihn wütend an und beschrieb mit einem Krallenfinger eine eindeutige Geste: Falls du auch nur ein Wort über diese Sache verlierst, schneide ich dir die Kehle durch!
Agrasch verzog das Gesicht und hob beschwichtigend die Hände: »Keine Angst, Gargon, kein Wort wird über meine Lippen kommen, ehrlich. Niemals, versprochen«, flüsterte er ihm zu.
»Still, du Depp!«, fuhr Gargon ihn an.
Suus schreckte aus ihrer Betrachtung. »Was sollte das?«
»Nichts, Herrin, gar nichts«, erwiderten die beiden anderen im Chor.
Dann setzte Suus sich, oder besser gesagt, ließ sich auf dem breiten Sitz nieder, indem sie die Beine unter ihren Bauch zog und ihren Ellbogen vorsichtig auf die Armlehne des Throns stützte. Die Totenschädel seufzten leise und es klang beinahe erleichtert und erfreut, dass jemand so Leichtes auf ihnen Platz nahm.
Die in den vier Ecken des riesigen Podiums eingravierten Augen klappten plötzlich auf und vier Lichtstrahlen tauchten sie in silbrigen Schein. Auch der Ring verströmte sein dunkles Leuchten. In dem Schatten rund um sie herum schimmerte die überirdische Blässe der Totenschädel, während ihr Gesicht von einem dunklen Strahlen erglühte und ihre Augen wie schwarze Sterne eine finstere Macht ausströmten. Fast gleichzeitig sanken Gargon und Agrasch vor ihr auf die Knie und verneigten sich tief.
»Langsam fängt es an, Spaß zu machen«, dachte Suus.
DIE MONDKÖNIGIN
»Die Tür dort führt zu Dunkler Bibliothek, diese zum Allerheiligsten von Dunklem Lord… wollte sagen, Dunkler Herrin, und diese zu Lagerräumen«, erklärte Gargon.
Suus stand hinter dem Thron vor drei Türen in der rückwärtigen Wand der Großen Halle der Finsternis. Dort, wo eigentlich der Türgriff sein sollte, war bei jeder von ihnen Dirks Siegel eingearbeitet.
»Nur mit Großem Ring über das Siegel fahren und Tür wird sich öffnen, Herrin«, sagte Gargon.
Agrasch war gegangen – Suus hatte ihn losgeschickt, um die Königliche Wache der Herrin der Finsternis aufzustellen und sie in den wieder eröffneten Goblingehegen Quartier beziehen zu lassen.
In der Zwischenzeit führte Gargon sie durch die wichtigsten Räume des Eisernen Turms.
Sie trat an die Tür, die zu ihrem Allerheiligsten führen sollte, und fuhr mit ihrer Hand über das Siegel. Die Tür erzitterte und öffnete sich knirschend. Ein erwartungsvoller Schauer rieselte über ihren Rücken, als sie den Raum dahinter betrat, Dirks Allerheiligstes oder
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