Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
der Bewegung inne, als sähe er erst jetzt, wer da vor ihm stand. Er runzelte die Stirn.
»Aber du bist… ein Mensch. Und du… du bist ein Mädchen!«, stellte er verdattert fest.
In diesem Augenblick kam eine Gestalt mit ausgebreiteten Flügeln aus dem Himmel herabgeschossen – in der einen Hand den Farbtopf, in der anderen einen Pinsel. Krachend landete Gargon neben Suus auf dem Boden. Vor lauter Überraschung wichen Rufino und seine Männer einen Schritt zurück, dann betrachtete der Einhorn-Ritter den Ankömmling mit zusammengekniffenen Augen.
»Ah, ein Feind, der mir bekannt vorkommt«, sagte er. »Der Große Gargon höchstpersönlich. In der Tat ein großer Held, wie man weiß!«
Gargon bleckte seine fauligen Zähne und brüllte: »Wenn du meiner kleinen Herrin auch nur ein einziges Haar krümmst, dann werde ich…«
»Ja, was dann? Was wirst du dann machen?«, fragte Rufino mit einem Blick auf Gargons Hand. »Uns alle schwarz anstreichen?« Seine Truppe röhrte hinter ihm vor Lachen.
Gargon suchte einen Moment nach der passenden Antwort. Seine Augen zogen sich zu gefährlichen Schlitzen zusammen. »Nein, Gargon wird dir den Kopf abreißen und dir schwarze Farbe in den Hals gießen, du menschlicher Abschaum!«, bellte er.
Rufino knurrte wütend zurück und wog prüfend sein Schwert.
Suus schüttelte den Kopf, als käme sie soeben wieder zu sich. Sie spürte, wie die Wut in ihr hochkochte. Gegen ihren Willen war sie in dieser merkwürdigen Welt gelandet, wo sie sich mit einer Horde verrückter Gestalten herumschlagen musste, einem Riesendämon, einer Meute Wichtel, einem verzauberten Turm, und dann taucht auf einmal dieser aufgeblasene Idiot auf und tötet mal eben ein paar Wichtel, einfach so, ohne Grund! Der Ring schien widerzuspiegeln, was in ihr vorging, er glühte beinahe vor lauter Energie und Macht. Mit einem Schlag war alle Angst verflogen. Sie hatte endgültig genug. Ohne zu zögern, trat sie Rufino entgegen.
»Du Monster! Du hast sie getötet!«, kreischte sie und stampfte mit dem Fuß auf. »Es sind nur kleine Wichtel, kleine, hängebauchige Wichtel, und du hast sie umgebracht!«
Rufino blinzelte verunsichert.
»Monster? Ich? Nein, der da ist …«, stotterte er und zeigte auf Gargon. »Und das da sind… ich meine, sie sind grün, verdammt noch mal«, fuhr er verdattert fort.
Suus blickte kampflustig zu ihm auf und tat, als wolle sie ihm mit dem Finger in seinen gepanzerten Bauch pieken. Ihre dunkelrot lackierten Nägel klackerten auf seine stählerne Brustplatte. »Soll das heißen, du hast sie umgebracht, nur weil sie grün sind? Sieh dich nur an! Ein großer kräftiger Kerl in voller Rüstung mit einem Haufen Kriegern im Schlepptau tritt gegen kleine, praktisch wehrlose Wichtel an! Hast du wenigstens gefragt, ob sie sich ergeben wollten?«
»Ähm… Nein, ich meine… Wir haben nur… Ähm, ergeben? Was…«. Er geriet mehr und mehr ins Stottern.
»Ich fasse es nicht!«, schrie sie ihn an. »Du bist auch nicht besser als ein hirnloser Ork!« Der Große Ring reagierte auf ihren wachsenden Zorn, er schwoll an, die Runen glühten vor dunkler Energie.
Rufino schnappte entsetzt nach Luft und wich zurück. »Der Große Ring! Sie hat den Ring! Zurück, Männer, zurück!«, schrie er.
Suus’ wutverzerrtes Gesicht schimmerte im dunklen Licht des Rings, sie sah aus wie ein wahrer Racheengel aus dem Reich der Finsternis. Mit einem ohrenbetäubenden Knall entlud sich auf einmal die dunkle Kraft des Rings und traf wie ein Blitzschlag die Erde direkt vor Rufinos Füßen. Gras, Steine und Erdklumpen wirbelten durch die Luft. Rufino flog in hohem Bogen nach hinten und krachte wie ein Haufen verbeulten Blechs zu Boden. Erde und Kiesel rieselten auf ihn herunter und prallten klappernd an seiner Rüstung ab. Zurück blieb ein riesiger rauchender Krater an der Einschlagstelle.
Suus sah verwundert auf ihren Ring.
»Treffer!«, sagte sie.
»Sehr schön!«, sagte Agrasch. »Das wird ihm eine Lehre sein!«
»Ah, der Flammenwerfer des Verderbens, gute Arbeit, Herrin«, sagte Gargon. Dann brüllte er: »Ergebt euch, ihr Männer, oder die Dunkle Herrin des Turms wird euch alle vernichten!«
Schnell hob Suus ihren Ring, bereit, den verheerenden Feuerstrahl auf sie zu schleudern. Obwohl sie ehrlich gesagt nicht einmal sicher war, ob es ein zweites Mal funktionieren würde. Sie konzentrierte sich, beschwor in Gedanken den Energiestrahl herauf. Und tatsächlich: Der Ring begann zu summen – sie konnte
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