Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)

wurde immer schriller, Speichel spritzte ihm aus dem Mund, während er sich fanatisch ereiferte. Dirk schüttelte verzweifelt den Kopf. »Kannst du dir vorstellen, wie es ist, sich mit solchen Leuten herumzuschlagen, Chris? Sie sind verrückt, alle miteinander!«
    »Doch nun genug davon, Kinder«, sagte der Lehrer. »Beginnen wir mit unserem Rundgang durch den Weißen Turm. Zuerst steigen wir tief hinab in die untersten Stockwerke. Auf geht’s, mir nach, ich habe heute eine besondere Überraschung für euch, ihr werdet schon sehen!«
    Dirk nickte Chris zu. »Da sollten wir uns dranhängen, das ist die beste Gelegenheit, in unterirdische Verliese zu kommen!«
    Sie folgten der Schulklasse ein paar Treppen hinunter, wo zwei Wachen die Papiere des Lehrers kontrollierten und dann die ganze Gruppe durchwinkten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, als Chris und Dirk an ihnen vorbeigingen.
    In den unterirdischen Räumen durften sie einige von Hasdrubans größten Taten und Beispiele seiner grenzenlosen Weisheit und Güte bestaunen: Modelle verschiedener Bauwerke und Abschriften seiner neuesten Gesetze und Erlasse. (Die in den meisten Fällen lediglich eine Ausweitung seiner Macht und verschärfte Kontrollen bedeuteten, obwohl sie seinen Untertanen natürlich als absolut notwendige und äußerst weise Regierungsentscheidungen angesichts der furchtbaren Bedrohung durch den Dunklen Lord verkauft wurden. Ganz schön clever, der alte Hasdruban, das muss man ihm lassen, dachte Dirk im Stillen.)
    In einem Raum hatte man mit kleinen Miniatursoldaten die letzte Schlacht zwischen den verfeindeten Armeen der Gutmenschen und der Darklands nachgestellt, die am Fuß des Bergs des Grauens stattgefunden hatte. Die kleine Hasdruban-Figur hielt in der einen Hand eine leuchtende Kristallkugel, in der anderen seinen Stab. Eine weitere Figur zeigte Dirk in seiner Gestalt als Dark Lord, mit wuchtigen Hörnern, knochigem Schädel, Krallenfingern und seiner untoten ziegenbeinigen Rüstung. Aufrecht stehend lenkte er einen schwarzen, glänzend lackierten und kunstvoll verzierten Streitwagen – den berühmten Mitternachts-Wagen. Chris konnte sich gar nicht sattsehen.
    »Bist du das wirklich?«, flüsterte er. »Wie du aussiehst… so… so böse!«
    »Ein Dark Lord eben, was hattest du denn erwartet? Eine Elfe? Einen kleinen Gnom mit Brille? Oder etwa einen Typen im schwarzen Anzug wie die Banker bei euch auf der Erde?«, fragte Dirk irritiert zurück.
    Unsicher musterte Chris seinen Freund. Der verschränkte abwehrend die Arme. »Jetzt sehe ich jedenfalls nicht so aus, oder?«
    Chris nickte. »Stimmt, du hast dich ganz schön verändert, was?«
    Dirk nickte nachdenklich. Er hatte sich unglaublich verändert. Würde er jemals wieder der Alte sein? Könnte er jemals wieder als echter Dark Lord über die dunkle Welt herrschen?
    Das nächste Ausstellungsstück lenkte seine Gedanken auf etwas ganz anderes. Es handelte sich um ein großes dreiteiliges Gemälde. Der erste Teil zeigte Hasdruban, wie er mit zornigem Blick eine Art Kristall zertrümmerte. Auf dem zweiten Teil war der Dark Lord zu sehen, der in einen unendlichen schwarzen Abgrund stürzte.
    Das dritte zeigte wieder Hasdruban, der auf seinem prächtigen weißen Pferd durch eine jubelnde Menschenmenge ritt und seinem Volk so majestätisch und huldvoll zuwinkte, dass die Königin von England vor Neid erblasst wäre.
    Entsetzt und fasziniert zugleich nahm Dirk das Bild in sich auf, bis die Stimme des Fetten Lehrers plötzlich überdeutlich an sein Ohr drang.
    »Und jetzt, liebe Kinder, habe ich etwas ganz Besonderes für euch. Wie ihr bereits wisst, ist nach dem Exil des Dark Lord seine Verlobte, Suus die Dunkle Herrin, zum Eisernen Turm zurückgekehrt, um in seinem Namen einen schändlichen Feldzug des Bösen zu beginnen.«
    »Ja, Herr Lehrer«, riefen die Schulkinder im Chor. Dirk und Chris waren wie vom Donner gerührt, als plötzlich der Name ihrer Freundin fiel.
    »Hasdruban hat selbstverständlich auch dieses dunkle Geschöpf besiegt und bei der Gelegenheit außerdem den Schwarzen Schlächter, diese Ausgeburt des Bösen, vernichtend geschlagen! Zwei Fliegen mit einer Klappe, sozusagen!«
    Dirk kniff die Augen zusammen. »Hah, dass Hasdruban zu der Zeit mit dem Schwarzen Schlächter verbündet war, erwähnt er natürlich nicht«, zischte er wütend.
    »Und nun hat der Weiße Zauberer die böse Herrin der Dunkelheit eingesperrt, hier in diesem Turm!«, tönte der Fette Lehrer.
    Chris