Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)

Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)

Titel: Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamie Thomson
Vom Netzwerk:
der Weißen Bestie verschluckt wurde, haben wir eigentlich nichts zu befürchten. Für die beiden Wächter sind wir nichts weiter als zwei ganz normale Menschenkinder, nichts Besonderes. Das hoffe ich jedenfalls.«
    »Willst du behaupten, dass du ohne Weiteres an diesen beiden Wächtern vorbeigehen kannst, aber die Reisestiefel kannst du nicht tragen? Wie kann das sein?«
    »Die Torhüter sind natürlich längst nicht so feinfühlig wie die Stiefel, das ist doch klar. Wenn sie es wären, käme glatt die Hälfte dieser Leute nicht in den Turm hinein.« Mit einer weit ausholenden Handbewegung zeigte Dirk auf die lange Schlange, die sich vor dem Tor gebildet hatte. »Und ganz sicher nicht diese obermiesen Fieslinge von Heiligen Strafrichtern! Sie behaupten, sie wären heilig, aber ich sage dir, sie sind böse, durch und durch böse! Die meisten Leute sind nun mal nicht so nett wie du, verstehst du, so einfach ist das. Aber kommt Zeit, kommt Rat. Ich arbeite daran!«
    »Du willst versuchen, dass alle so nett werden wie ich?«, fragte Chris.
    »Willst du mich veräppeln? Andersherum natürlich!«, sagte Dirk.
    Chris lächelte leicht gequält, doch Dirk redete ungerührt weiter. »Außerdem sehen wir aus wie ganz normale Kinder. Und was könnten zwei harmlose kleine Jungen gegen den Weißen Zauberer vom Weißen Turm schon ausrichten?«
    »Na ja, das wird er bald erfahren«, murmelte Chris leise.
    »Ja, du sagst es, mein treuer Freund!«, sagte Dirk, beeindruckt von Christophers Scharfsinn.
    Chris bemerkte eine Gruppe von Schulkindern. Sie trugen einheitliche Kittel, kleine runde Kappen und blau-weiße Wollhosen und waren genauso ausgelassen, laut und wild wie zu Hause auf der Erde. Anstelle von Heften und Stiften trugen sie Pergament und Federkiele bei sich. Obwohl sie weder gefärbte Haare, Ohrringe oder Nasen-Piercings hatten und auch keine Handys, iPads, Laptops, Spielekonsolen oder klobige Goth-Stiefel und Rucksäcke mit Bandnamen oder Designer-Logos, war ihre Ähnlichkeit mit modernen Erden-Schulkindern verblüffend. Sie trabten hinter einem fetten alten Lehrer mit einem albernen Hut auf dem Kopf her, der seinen weißen Spazierstock tanzen ließ, sobald jemand aus der Reihe tanzte. Das gibt es bei uns allerdings nicht, dachte Christopher.
    Dirk und Chris warteten, bis die Horde an ihnen vorbeigezogen war, und schlossen sich unauffällig den Letzten in der Reihe an. Es schien tatsächlich niemandem aufzufallen und so folgten sie der Schulklasse ungehindert bis in den Weißen Turm. Als sie die Statuen der Wächter passierten, kribbelte Dirks Haut verdächtig und er machte sich schon darauf gefasst, dass sie Alarm schlagen und sich ein Schwarm Heiliger Rächer und Turmwachen auf sie stürzen und sie in den Verliesen des Turms landen würden. Doch nichts dergleichen geschah.
    Wachen in glänzenden Rüstungen, hinter ihren hohen weißen Schilden verschanzt, säumten den Eingang. Dirk beäugte sie misstrauisch: Edle Ritter vom Orden der Weißen Schilde. Wie eine Wand standen sie da, breitbeinig, die Hände auf ihre Schilde gestützt, und bewegten nur die Köpfe, die sie in einem gleichmäßigen Rhythmus hin und her drehten, während sie die an ihnen vorbeiströmende Menschenmenge nach Anzeichen von Übeltaten, Ketzerei oder anderen Bösartigkeiten absuchten.
    Dirk erstarrte sekundenlang, als der Blick eines Ritters zunächst an ihm hängen blieb, als habe er etwas Verdächtiges erspäht, ihn dann aber doch als einen dieser Schuljungen einordnete, die gekommen waren, um den Turm des Großen Weißen Zauberers zu bestaunen und dem gütigen Herrscher der Vereinigten Gut-Staaten zu huldigen. Wer’s glaubt, wird selig, dachte Dirk. Das verlassene Bauernhaus und seine armen Bewohner, denen man erst ein falsches Verbrechen in die Schuhe geschoben und sie dann verschleppt hatte, entlarvte das ganze Gutmenschen-Getue als eine dreiste Lüge.
    Gerade betraten sie die weiträumige runde Haupteingangshalle des Turms. Die glatten Alabasterwände wurden rundherum in regelmäßigen Abständen von mächtigen weißen Eichentüren unterbrochen, die zu weiteren verborgenen Räumen und Kammern führten. Der Fußboden bestand aus weißem, mit blauen Adern durchzogenem Marmor. Hoch unter der Decke baumelte eine Kugel mit einer Gasflamme, die den Raum in strahlend weißes Licht tauchte. Sieht aus wie eine Art künstliche Sonne, dachte Dirk und zog beeindruckt eine Augenbraue hoch.
    Der größte Teil der geräumigen Eingangshalle wurde von mehreren

Weitere Kostenlose Bücher