Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
hervorstehenden Knochenwülsten. Aus Dirks schmächtigem Kindskörper wuchs ein mindestens vier Meter großer Koloss empor: Vor ihnen stand Dark Lord Dirk. Der schwere, muskelbepackte Körper ruhte auf knotigen Ziegenbeinen mit riesigen Klauen. »Was haben wir nur getan …?«, hauchte Suus.
Die Kreatur riss ihre muskelbepackten Arme hoch, warf den mächtigen Schädel zurück und brüllte, als wolle sie den Himmel zum Einsturz bringen: »Frei! Endlich frei! Ich bin zurück, ich, der Dark Lord, der Weltverbrenner, Herrscher der Legionen des Grauens! Alle Welt soll vor mir erzittern! Alle Welt wird sich mir beugen, mir, dem Bösen, dem Namenlosen, dem Herrn des…«
Er stutzte und runzelte die Stirn. »Moment mal«, tönte er mit seiner tiefen Stimme, »was rede ich da, ich bin doch nicht mehr namenlos.«
Dann hob er wieder den Kopf zum Himmel. »Alle Welt soll vor mir erzittern, vor Dark Lord Dirk. Dirk, dem Weltverbrenner, Dirk, dem Gebieter der Neun Höllen, vor mir, dem Glorreichen Dirk!«
Ja, es war tatsächlich Dirk, der jetzt seinen gehörnten Schädel senkte und in sich hineinlachte – ein glucksendes, kehliges Lachen.
»Cool!«, sagte er, drehte sich um und entdeckte die beiden Menschenkinder zu seinen Füßen. Mit einem langen Krallenfinger tippte er nachdenklich an sein Kinn. »Ja, was haben wir denn da? Sieht aus wie zwei kleine Menschenwesen!«
»Bist du es wirklich, Dirk?«, fragte Chris mit zitternder Stimme.
»Aber das ist doch Christopher. Oder sollte ich lieber Bruder Christopher sagen!« Dirk warf den Kopf in den Nacken und lachte dröhnend. Mit weit aufgerissen Augen sah Suus ängstlich zu ihm auf. Der Ring an ihrem Finger pulsierte vor Energie. Der Dark Lord legte seine wulstige Stirn in Falten.
»Gib mir den Ring, Suus«, befahl er.
Suus starrte ihn immer noch sprachlos an. Dirk beugte sich zu ihr herunter und brüllte ihr ins Gesicht: »GIB MIR MEINEN RING, MENSCHENMÄDCHEN! AUF DER STELLE!«
Das brachte Suus zur Besinnung. Zitternd zog sie sich den Ring vom Finger und reichte ihn Dirk, der ihn mit einem zufriedenen Lächeln entgegennahm. In seiner Hand wuchs der Ring zu enormer Größe an und rutschte wie von selbst auf seinen Finger. Sofort begannen die blutroten Runen, gefährlich zu glühen.
Dirk stieß sein berüchtigtes böses Gelächter aus – »Muah-haa-haah!« – und endlich klang es wieder so markerschütternd und mächtig wie in alten Zeiten. Hingerissen starrte er auf seinen Ring. Dann bückte er sich und kraulte Suus mit seinen schwarzen Krallen unterm Kinn.
»Danke, mein kleiner Vampir!« Er schenkte ihr ein beinahe liebevolles Lächeln. So liebevoll wie ein vier Meter großer Dark Lord eben lächeln konnte.
Suus zwinkerte überrascht und fing sich wieder. »Ist schon okay, Dirk«, sagte sie, immer noch etwas nervös. »Sieht aus, als hättest du die Schwarzfäule überstanden.«
Der Dark Lord untersuchte seinen jetzt wieder vollständigen, kräftigen linken Arm. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und war im nächsten Moment schon wieder verschwunden. Es schien ihm unangenehm zu sein, dass sie es waren, die ihn gerettet hatten. Doch dann zog er eine schiefe Grimasse, die wieder an den alten Dirk erinnerte, wenn er sich selbst etwas eingestehen musste und es ihm peinlich war.
»Ja, es hat funktioniert. Ihr werdet sehen, dass ich nicht undankbar bin! Ich werde es nicht vergessen, ihr habt euch eine Belohnung verdient«, dröhnte der Dark Lord energisch. Im Grunde klang alles, was er von sich gab, energisch.
»Belohnung? Aber wir haben es getan, weil… Na ja, weil wir doch Freunde sind«, sagte Chris, der immer noch nicht fassen konnte, was soeben geschehen war.
»Freunde!« Dirk lachte wieder sein Dark-Lord-Lachen. »Ich habe keine Freunde, du hirnloser Knirps!«
Plötzlich verstummte das Lachen und er legte seine riesige Pranke ans Kinn, wie Dirk der Schuljunge es immer getan hatte.
»Obwohl… andererseits… kann ein Dark Lord vielleicht doch Freunde haben«, sagte er nachdenklich. »Das ist Neuland für mich.«
»Erinnerst du dich daran, wie du Dirk warst? Wie du auf der Erde gelebt hast? An die Schule, die Sache mit dem Pavillon? An das Kindermädchen? Wie ihr mich gerettet habt?«, fragte Suus.
»Aber ja, natürlich erinnere ich mich. Pah, was war ich nur für ein Schwächling! Ich hätte diese Hexe töten sollen! Ich hätte deine Eltern versklaven sollen, Christopher, und diesen Wicht von Grausammer vernichten! Ganz zu schweigen von Wings und
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