Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
den Boden schleifend, Richtung Ausgang.
Schließlich kamen sie zu einer schlichten Holztür am Ende des Gangs, die sich ohne größere Schwierigkeiten öffnen ließ. Sie führte in eine Höhle in den Hügeln ein Stück unterhalb des Weißen Turms. Von dort schlängelte sich ein schmaler Pfad an ein paar Ackerflächen vorbei hinunter nach Wasserfall. Chris und Suus trugen Dirk zum Ausgang der Höhle und dann auf die Wiese einer kleinen Anhöhe, wo sie erschöpft neben dem bewusstlosen Dirk zusammenbrachen.
Es war Abend, die Sonne ging gerade im Westen unter. »Er wird sterben, nicht wahr?«, fragte Chris und sah Suus traurig an.
Sie nickte. Silbrige Tränen schimmerten in ihren Augen.
Plötzlich hustete Dirk, er kam zu sich, seine Augenlider flatterten. Er packte Christophers Arm. »Gib mir die Essenz. Es ist meine einzige Hoffnung«, krächzte er.
»Wie meinst du das?«, fragte Chris.
»Wenn ich die Essenz trinke, bekomme ich möglicherweise meinen alten Körper wieder. Und damit wahrscheinlich auch meinen Arm. Falls es nicht klappt… ändert das auch nichts mehr, ich werde sowieso sterben. Aber es ist meine letzte Chance«, erklärte Dirk heiser. Röchelnd sank er ins Gras und schloss die Augen.
Chris musterte ihn nachdenklich. »Was für eine Essenz? Wovon redet er?«, fragte Suus.
Chris zog das Fläschchen mit der öligen schwarzen Flüssigkeit aus seiner Hosentasche. »Essenz des Bösen«, sagte er. »Dirks Böses Wesen.«
»Meinst du dieses Zeug, das die Weiße Bestie auf dem Parkplatz genommen hat?«
»Ja. Anscheinend hat Hasdruban einen Auszug davon in diese Flasche gefüllt. Das Problem ist nur: Wenn wir ihm die Essenz geben, könnte Dirk sich zurückverwandeln in… in einen ausgewachsenen Dark Lord mit allem Drum und Dran. Durch und durch böse.«
Suus dachte an die Dark-Lord-Rüstung, die im Allerheiligsten des Eisernen Turms auf ihren Besitzer wartete, und schauderte.
»Aber wenn wir ihm das Zeug nicht geben, stirbt er«, sagte sie.
Unschlüssig sahen sich die beiden an.
»Wir haben keine Wahl, oder?«, sagte Suus.
»Ich glaube nicht.«
»Gut, dann gib es ihm endlich.«
Chris rührte sich immer noch nicht. Dirk würde sterben, wenn er nichts unternahm. Auf einmal fand Chris den Gedanken gar nicht so schlecht. Suus würde Dirks Herrschaft übernehmen und er, Chris, würde bei ihr bleiben, immer an ihrer Seite. Über sich selbst erschrocken schüttelte er den Kopf.
»Was ist los, Chris?«, fragte Suus.
»Dieses Zeug in der Flasche hat eine üble Wirkung auf mich… es bringt mich auf… auf böse Ideen. Es ist echt gefährlich.«
»Dann gib es her«, verlangte Suus.
Ohne zu zögern, warf Chris die Flasche vor Suus ins Gras, erleichtert, sie loszuwerden.
Sofort riss Suus den Korken aus der Flasche und träufelte Dirk den Inhalt in den Mund. Wie von ganz allein rann die Flüssigkeit seine Kehle hinunter, eine glänzende schwarze Schlange, die zurück in ihre Höhle kriecht.
Chris und Suus standen daneben und warteten ab…
EINE DUNKLE VERWANDLUNG
Dirk lag noch immer reglos vor ihnen am Boden. Chris und Suus beobachteten ihn gespannt, ohne dass er auch nur das kleinste Lebenszeichen von sich gab. Es kam ihnen vor wie eine Ewigkeit. Dann plötzlich riss Dirk die Augen auf und schrie: »Neiiiiin! Nicht das!«
Seine Arme und Beine begannen, unkontrolliert zu zucken, und sie wurden Zeugen eines unglaublichen Schauspiels. Dirk schüttelte sich und summte dabei wie eine lebendige Rassel, er zitterte und zuckte so wild, dass ihre Augen ihm kaum folgen konnten.
Chris und Suus wichen entsetzt zurück. »Dirk! Oh nein, es bringt ihn um. Oh Dirk, nein!«, jammerte Suus.
»Aaaaauuuuu!« Dirk brüllte vor Schmerz. Zwei riesige Hände brachen plötzlich aus ihm hervor. Knochige, ledrige Hände, die sich zu langen schwarzen Krallen zuspitzten. Sie griffen in die Seiten von Dirks Kindskörper und begannen, sich selbst in die Länge zu ziehen. Den Händen folgten sehnige, muskulöse Arme, die von einer dunklen, ebenso ledrigen Haut überzogen waren.
Fassungslos verfolgten Suus und Chris die Verwandlung ihres Freundes. Dirks Körper schien vor ihren Augen zu zerplatzen und aus den Bruchstücken formte sich eine überdimensionale Gestalt.
Auf den breiten Schultern wurde ein mächtiger Schädel mit zwei Hörnern erkennbar, dazu gelb funkelnde Katzenaugen und ein riesiges Maul mit Raubtiergebiss und furchterregenden Hauern. Sein Gesicht verformte sich zu einer gespenstischen Fratze mit bedrohlich
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