Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
Fisch ist, was könnte das sein …«, überlegte Chris.
Dirk wurde wieder von einem Hustenanfall geschüttelt und lehnte sich zurück. »Keine Ahnung… ich hasse Ratespiele!«, sagte er frustriert.
»Hummer oder Krabben, vielleicht?«, überlegte Chris laut. »Sie leben im Meer und haben Beine und einen Schwanz. Aber sie haben keine Schuppen, sondern eher Panzerplatten, oder?«
»Meerjungfrauen!«, rief Suus. »Meerjungfrauen! Sie singen und rauben den Männern ihre Seele und so weiter. Und sie sind halb Fisch und halb Mensch und haben anstelle der Beine einen Fischschwanz!«
»Korrekt, junge Lady«, sagte Blechklaue. »Du bist ja ein ganz helles Köpfchen!«
Suus lächelte geschmeichelt und verneigte sich liebenswürdig vor dem Steingesicht.
»Du machst dich gut«, lobte Blechklaue, »noch dazu mit solch ausgezeichneten Manieren! Ein Rätsel habe ich noch für euch: ›Ein armer Mann hat es. Ein reicher Mann will es haben. Wenn ich schief gehe, ist es richtig. Mein Schein ist mein Sein.‹«
Ratlos starrten die drei auf die Tür. Traten nervös auf der Stelle. Überlegten hin und her, drucksten herum. Kratzten sich am Kopf, zupften sich am Ohr, rieben sich die Nase. Aber niemand wusste eine Antwort.
»Nichts, bei den Neun Höllen, mir fällt nichts ein!«, schimpfte Dirk.
»Genau, das ist es! Gut gemacht, junger Mann«, sagte die Tür.
Suus und Chris verstanden überhaupt nichts mehr. Auch Dirks Gesicht hellte sich erst nach einer Weile auf, obwohl er natürlich versuchte zu vertuschen, dass seine Antwort ein purer Zufallstreffer gewesen war. »Das ist doch ganz einfach: Ein armer Mann hat nichts. Ein reicher Mann verlangt nach nichts. Wenn nichts schiefgeht, ist es richtig. Und nichts ist, was es scheint!«
»Brillant, du bist ein Genie, junger Mann!«, sagte Blechklaue. »Tretet beiseite, ich werde euch öffnen.« Die Steintür fing an zu rumpeln und zu krachen, an den Rändern zeigten sich erste Risse, dann rollte sie mit furchtbarem Knirschen ein Stück nach vorn, wälzte sich nach links und gab die Öffnung frei zu einem hell erleuchteten Lagerraum.
Er war bis in den hintersten Winkel mit sorgfältig beschrifteten Gegenständen und Kunstwerken aus tausend Jahren Dunkelheit gefüllt. Bei den meisten handelte es sich um relativ alltägliche Dinge wie Orkrüstungen, Goblinwaffen und einen ausgestopften Nachtmahr. Es gab jedoch auch ein paar Besonderheiten, die in speziellen Schaukästen aufbewahrt wurden, darunter der Speer des Ogerkönigs Gallone Blubberbauch (»Ich erinnere mich noch gut an ihn«, sagte Dirk zwischen zwei Hustenattacken, »er war mir ein treuer Diener, bis er starb, nachdem er ein paar verdorbene Austern gegessen hatte – oder waren es Menschen? Das weiß ich nicht mehr so genau.«). der das Schwert von Ven – eine so schwere Waffe, dass keiner von ihnen sie auch nur anheben konnte (»Hier ist es also gelandet«, schnaufte Dirk, »ich habe mich immer gefragt, wo das Ding geblieben ist!«) und ein seltsamer Metallhelm, der geformt war wie die beiden Höcker eines Kamels (»Der gehörte dem doppelköpfigen Trollkönig MischundMasch«, krächzte Dirk. »Der Henker des Weißen Zauberers hat für seine Hinrichtung doppelten Lohn bekommen.«). Darüber hinaus gab es eine Unmenge an Büchern, zum großen Teil Geschichten über Schlachten und Kriege zwischen den Darklands und den Vereinigten Gut-Staaten.
In einer Ecke neben dem Eingang fanden sie ein paar neuere Stücke, die noch nicht beschriftet und in die Ausstellung aufgenommen worden waren. Sie entdeckten Suus’ klobige Goth-Stiefel und das mit schwarzem Onyx verzierte Mondsilber-Diadem. Suus war überglücklich und zog die Sachen sofort an. Außerdem fand sie noch eine Art Eierschachtel, die sechs wunderschön geschliffene blaue Kristalle enthielt. »Anathema Kristalle« stand auf der Schachtel. Achselzuckend ließ Suus sie in ihrem EngelGalle- Rucksack verschwinden und verzog das Gesicht, als ihr dabei der faulige Geruch von Dirks Arm in die Nase stieg.
In einer edlen schwarzen Holzkiste stießen sie auf den Großen Ring, der auf einem Kissen aus schwarzem Samt ruhte. Gleich neben der Kiste stand ein kleines Fläschchen mit einer schwarz schimmernden, zähen Flüssigkeit.
Dirk starrte wie gebannt auf diese Flasche. Er war jedoch so schwach, dass er nicht aus eigener Kraft aufstehen konnte, und streckte vergeblich die Hand danach aus. »Gib mir diese Flasche«, stöhnte er und gab Chris ein Zeichen. Unsicher blickte Chris
Weitere Kostenlose Bücher