Dark Love
hat, um Avernes Armee zu eliminieren.«
»Aber die anderen sind noch da unten!«
Salvez sah mich hilflos an. »Das wissen sie.«
»Was ist da los?« Tom wollte es nicht hinnehmen. »Was ist los ?«
Ich verstand es nicht. Ich verstand es einfach nicht. Ich stand da und starrte erwartungsvoll und geduldig auf den Bildschirm, sogar nachdem Ben ihn bereits ausgeschaltet hatte. Ich wusste, wenn ich nur lange genug dort stünde, würde mir jemand erklären, dass das alles nicht stimmte. Ben nahm mich am Arm und führte mich weg. Ich folgte ihm widerstandslos, denn sicherlich würde er mir alles erklären.
Doch das konnte er nicht.
Ich begann zu zittern, tief in meinem Inneren. Ben führte mich zu meinem Vater, der den Arm nach mir ausstreckte, doch ich ignorierte ihn einfach. Mein Verstand betrachtete ihn als irgendwie unvollständig, unpassend. Das war absurd. Er war alles gewesen, nach dem ich mich gesehnt hatte, alles, von dem ich geträumt hatte. Aber jetzt fehlte etwas anderes. Das Bild war noch immer nicht vollständig.
Meine Knie gaben nach.
»Nora!«, rief mein Vater.
»Captain Griswold … Chastity … sie sind verloren«, stammelte Renfield und versuchte so, meine Reaktion zu erklären. Er klang, als würde er es selbst nicht glauben, und für einen langen Augenblick fühlte ich Erleichterung. Seht ihr? Keiner von uns akzeptiert es, also kann es auch nicht wahr sein.
Ich fühlte, wie meine Nase gegen die hölzernen Schiffsplanken gedrückt wurde, als ich zusammenbrach.
Wir versteckten das Luftschiff im Dschungel.
Wir wussten nicht, was wir sonst hätten tun sollen.
Als wir auf dem Stützpunkt Z angekommen waren, hatten uns die anderen bereits erwartet. Rasch waren sie an Bord gekommen, mit der Hälfte der Ausrüstung des Stützpunktes im Schlepptau. Als wir wieder abhoben, sah Samedi nach meinem Vater und Beryl kam, um sich um mich zu kümmern.
Ich spürte ihre Arme um mich gar nicht. Ich verstand kein Wort, das sie sagte. Als wir an diesem Abend wieder landeten, erinnerte ich mich kaum noch daran, dass sie bei mir gewesen war.
Während der nächsten Tage wurde viel diskutiert. Es gab eine ständige Debatte darüber, wohin wir gehen, wie wir an Informationen herankommen sollten, ohne dabei aufgespürt zu werden, wie wir Nachrichten verschicken sollten, die man nicht zu uns zurückverfolgen konnte.
Es war mir egal.
Ich dachte an ihn und an Pamela und ihren Bruder. Ich fragte mich, ob sie in Sicherheit waren.
Ich fragte mich, ob ich es jemals wissen würde.
Es dauerte volle drei Tage, bis ich meinen Vater endlich zur Rede stellte.
Vor den Augen von Samedi, Isley, Chas’ Mutter und dem Rest der überlebenden Untoten schleuderte ich ihm meine Vorwürfe entgegen. Er senkte den Kopf und nahm es hin.
»Du hast meine Mutter getötet!«, schrie ich und schlug seine Holzkrücke krachend gegen die Wand. »Du hast mich angelogen! Du hast mir kein Sterbenswort gesagt. Du hast mich glauben lassen, du seiest tot, du seiest nicht mehr da und ich sei eine Waise . Und wegen all dem, in das du verwickelt bist, werde ich jetzt den Rest meines Lebens damit verbringen, mich im Hinterland zu verstecken und um einen Toten zu trauern, der schon tot war, bevor ich ihm überhaupt begegnet bin!«
»Es tut mir leid.« Er klang so kleinlaut.
Ich sprach es aus. »Ich hasse dich!«
»Ich verdiene nichts anderes.« Er sah zu Samedi hinüber, der seinem Blick auswich. »Wirklich nicht. Es tut mir leid. Ich habe getan, was ich tun musste … und jetzt, wenn du mich verlassen möchtest … Nora, wenn du mich töten möchtest … ist das dein Recht. Es ist dein Recht und ich würde es dir um nichts in der Welt absprechen.«
»Ich will dich nicht töten!« Ich ließ mich zu Boden sinken, zog die Knie an die Brust und legte die Arme um meinen Kopf. »Ich habe doch nur noch dich!«
»Ich liebe dich, Nora«, raunte er mit brechender Stimme. »Ich liebe dich. Ich wollte nicht, dass du mit diesem Horror in Berührung kommst. Warum sonst haben wir wohl geschwiegen … wir alle? Warum sonst ist diese Sache wohl zu diesem gewaltigen Geheimnis geworden? Warum sollte überhaupt irgendjemand mit diesem Horror in Berührung kommen?«
Ich war wortwörtlich damit in Berührung gekommen. Brams Biss schmerzte jedes Mal, wenn ich an ihn dachte.
»Ich liebe dich auch«, schluchzte ich in meinen Rock. »Ich kann nicht noch jemanden verlieren. Ich kann nicht noch jemanden verlieren.«
An diesem Tag wich mein Vater mir nicht mehr von der
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