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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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ins Gesicht. Ich wollte es nicht sagen, doch ich wusste, ich sollte es. Ich hatte nie eine Chance gehabt, es meinen Schwestern und meiner Mutter zu sagen, und ich hatte es immer bereut. »Nur für den Fall«, sagte ich und beugte mich vor.
    Dieses eine Mal hielt sich der Lazarus zurück. Er wollte sie nicht.
    Ich wollte sie.
    Ich vergrub meine Finger in ihre Locken und küsste ihre Stirn. Nur diese zwei Worte: »Leb wohl.«
    Ihre Hände glitten zu meinen Schultern und sie wandte den Kopf, um ihre Lippen auf meine Wange zu drücken. Sie glühten wie ein Brandeisen und ich wünschte mir, das wären sie auch. »Nein«, widersprach sie, so bockig wie immer, doch ihre Stimme bebte. »Viel Glück. Und Danke.«
    Ich richtete mich wieder auf und lächelte sie an. Sie erwiderte das Lächeln, doch zwei Tränen waren ihre Wangen hinabgelaufen und hatten sich in der Mulde unter ihrer Kehle getroffen.
    Und damit drehte ich mich um und verließ sie. Ihre Gestalt wurde von der Sonne in eine bloße Silhouette verwandelt und erschien so sogar noch zierlicher.
    Renfield brachte das Schiff krachend nach unten und der Bug grub sich tief ins Salz. Nora fiel auf die Knie. Ich musste nach der Reling greifen, um mich aufrecht zu halten, doch das war genau der Auftakt, den wir brauchten. Die Zombies waren aufgeputscht und brachen aus dem Schiffsbauch hervor wie zornige rote Ameisen. Das grelle Sonnenlicht machte sie nur noch wütender . Halb blind traten sie die Gangway hinaus und stürmten sie hinunter, bevor ich ihnen den Befehl dazu geben konnte. Ich erwischte Ben am Ärmel. »Bleib hier bei Miss Dearly, falls sie vor uns anderen hier wegmuss!«, rief ich ihm zu.
    Ein Ausdruck tiefster Enttäuschung überzog sein Gesicht, doch er salutierte mit einem »Sir!«.
    Nachdem das erledigt war, stürzte ich mich selbst ins Gefecht.
    Inzwischen wusste der Feind, dass wir da waren. Sie waren uns etwa zehnfach überlegen und die erste Angriffswelle, die auf uns zurollte, bestand aus Zombies, die durchaus kräftig und gesund aussahen. Allerdings trugen nur wenige von ihnen Waffen. Die Mehrzahl schien sich auf Zähne und Klauen zu verlassen, während sich hinter ihnen ein See aus Schwachen und Kriechenden ausbreitete.
    Tom und Chas fanden mich. Über das Donnern der Gewehrsalven und die Schreie derer, die zum zweiten Mal starben, brüllte ich ihnen Anweisungen zu. »Konzentriert euch auf Dearly! Wahrscheinlich ist er in einem der Gebäude!«
    »In Ordnung!«, rief Chas zurück.
    Während wir uns ins Zentrum des Geschehens vorkämpften, fielen mir zwei höchst merkwürdige Dinge auf. Erstens flohen einige der starken feindlichen Zombies östlich Richtung Horizont und ließen ihre Sache einfach im Stich. Und zweitens rannten ein paar in Richtung des größten Gebäudes in der Mitte des Stützpunktes. Wollten sie sich Waffen besorgen? Ich bremste scharf ab und setzte einige von ihnen außer Gefecht. Tom tat das Gleiche.
    »Da könnten Waffen drin sein! Wir müssen uns etwas einfallen lassen, um das ganze Ding niederzureißen!«, rief ich meinen Teammitgliedern zu.
    »Wartet.« Chas hatte gerade die Waffe gehoben, um es uns gleichzutun, als sie etwas durch ihr Zielfernrohr entdeckte. »Wartet, das ist Dearly, auf den sie da zurennen!«
    Ich stellte das Feuer ein und visierte ebenfalls das Gebäude an. Meine Muskeln verkrampften sich vor Angst. Sie hatte recht. In der Tür stand Dearly neben einem Mann in grauer Uniform und gemustertem Schal. Das musste Averne sein.
    »Ich hab ihn«, knurrte ich und legte den Finger an den Abzug.
    Dearly packte Averne und schrie ihm etwas zu. Averne drehte sich um und lief zurück ins Gebäude. Er floh wie ein Feigling. Dearly hatte nicht die Kraft, ihn aufzuhalten. Ich bemerkte, dass er ein Bein verloren hatte.
    Ein Zombie schlurfte in meine Schusslinie, bevor ich eine Kugel abfeuern konnte. Ich fluchte laut und rannte wieder los, auf das Gebäude zu. Auf keinen Fall würde ich Averne auch nur noch einen Moment lang mit Dearly alleine lassen. Auf keinen Fall würde er eine weitere Möglichkeit bekommen, ihm etwas anzutun.
    Tom war in der richtigen Position für einen Schuss. Ich hörte den Rückstoß seiner Flinte, hörte seinen Triumphschrei. Die Kugel drang direkt oberhalb des Schädelansatzes in Avernes Kopf und er fiel mitten im Lauf zu Boden wie ein Roboter, dem plötzlich der Strom ausgegangen war. Dearly schrie etwas und humpelte in das Gebäude.
    Tom und Chas rannten hinter mir her. Wir erledigten die Toten, die

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