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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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Es wäre toll, wenn Sie den Wecker regelmäßig aufziehen könnten. Wenn man das zu lange nicht tut, geht er irgendwann dauerhaft nach. Und dann muss ich ihn auseinandernehmen und daran herumschrauben.«
    Ich ging zum Tischchen hinüber, hob den Wecker hoch und tat, worum er mich gebeten hatte. Und dann wurde mir klar, dass ich gerade dabei war, die Uhr eines sogenannten Zombies aufzuziehen, und ich schwöre, es klickte zwischen meinen Ohren. Ich begann hysterisch zu lachen.
    Die verwirrte Stimme des Monsters vor der Tür fragte mich, ob alles in Ordnung sei, aber das machte es nur noch lustiger.

Erst als Dick ein paar Stunden später mit einem Frühstückstablett und einem Stoffbeutel zurückkam, sagte sie wieder etwas zu mir.
    »Okay. Mit was wirst du ›aufgefüllt‹?«
    »Zählt das als Frage?«
    »Antworte einfach.«
    »Es ist ein Gemisch aus Salzlösungen. Polstert die Muskeln auf und schmiert die Gelenke.«
    Dick sah mich skeptisch an, als eines der Schlösser klackend geöffnet wurde. Daran war ich gewöhnt.
    »Doc Elpinoy ist hier und hat Frühstück dabei … was auch immer es ist.« Ich stand auf. An der Wand, die der Tür gegenüber lag, hatte ich mir ein Lager aus Decken hergerichtet. Jetzt hob ich eine davon auf und legte sie über mein altes digitales Holzradio.
    »Tee-kuchen«, sagte Elpinoy gedehnt, in dem Ton, den er immer anschlug, wenn er mich daran erinnern wollte, dass ich ein schmutziger, unzivilisierter Punk aus der Wildnis war.
    »Genau. Wie auch immer, ich geh mir mal ’ne Dusche borgen, immerhin haben Sie ja jetzt meine. Außer dem Doktor ist niemand hier draußen. Ich bin bald zurück.«
    Es dauerte einen Moment, bis das Mädchen antwortete. »Okay.«
    Ich hob die Messinglaterne auf, mit der ich für etwas Helligkeit gesorgt hatte, und machte mich auf den Weg den Gang hinunter. Ich trug Kampfstiefel und meine Schritte hallten laut von den Wänden wider. Sobald ich um die nächste Ecke gebogen und vor neugierigen Blicken sicher war, hielt ich inne. Einen Moment lang blieb es still, dann hörte ich das Geräusch aufschnappender Schlösser. Vier, fünf, sechs.
    »Guten Morgen, Miss Dearly. Ich …«
    »Danke.« Die Tür schlug zu und die sechs Schlösser rasteten wieder ein.
    Der Doktor holte mich noch im Gang ein. »Sie haben mit ihr gesprochen? Was haben Sie ihr erzählt? Sie wissen, dass es um ein heikles Thema geht.«
    »Genau, und schließlich ist sie ja auch niemand Wichtiges. Unser Retter und Meister ist ja nicht etwa ihr Vater oder so.« Dick Elpinoy und ich verstanden uns nicht gut. Für meinen Geschmack war er zu hochnäsig und ich war in seinen Augen zu aufsässig. Aber jetzt waren wir Gaunerbrüder oder etwas Ähnliches.
    »Hören Sie, Bram.« Elpinoy zupfte am Saum seiner Jacke. Seine Kleider waren stets eine Nummer zu klein. »Ich war mit Ihrer Idee einverstanden, weil ich die Dinge zufälligerweise einmal genauso gesehen habe wie Sie. Hätten wir sie ohne jede Erklärung eingesperrt, wäre sie wahrscheinlich entweder verrückt geworden oder sie hätte versucht zu fliehen, und dann hätten wir keinerlei Kontrolle darüber gehabt, was sie sieht. Stellen Sie sich nur mal vor, der erste Zombie, den sie zu Gesicht bekommen hätte, wäre jemand wie … wie Dr.   Samedi.«
    »Hey, Doc Sam ist in Ordnung«, verteidigte ich Samedi.
    »Das sagen Sie .« Wir betraten einen anderen Gang, in dem mehr los war, und er senkte die Stimme. »Aber was ich meine, ist, dass wir ihr nicht einfach alles erzählen können. Wolfe zieht uns das Fell ab. Und sie ist immerhin eine junge Lady aus gutem Hause.«
    »Daran werde ich sie erinnern, wenn sie uns das nächste Mal anbrüllt.«
    Einen Moment lang starrte Elpinoy mich an, dann gewann er mit einem Schnauben die Fassung wieder. »Ich kann ihr deshalb wirklich keinen Vorwurf machen. Ich hoffe nur, Sie waren nicht respektlos.«
    »Wie kann es respektlos sein, die Wahrheit zu sagen? Ich finde es auch nicht gerade toll, wenn ich jemandem erklären muss, dass ich eigentlich schon unter die Erde gehöre.« Ich versuchte krampfhaft, bei diesen Worten nicht die Augen zu verdrehen. Die Muskeln um die Augen gehören zu den empfindlichsten, deshalb sollen wir sie nicht unnötig strapazieren.
    »Haben Sie ihr irgendetwas über ihren Vater erzählt?«
    »Nein. Ich lasse sie Fragen stellen. Ihre dringendsten Fragen waren verständlicherweise ›Was ist hier los?‹ und ›Bin ich euer Mittagessen?‹. Oh, und ›Was ist hier los?‹«
    »Was genau haben Sie

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