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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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sie entdeckt?«
    »Zumindest hat er sie benannt.« Bram seufzte und fuhr fort: »Geben Sie mir einen Moment Zeit, die Sache ist kompliziert.«
    Ich ließ ihn seine Gedanken sammeln. Mein Magen krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, mein Vater könnte etwas mit all dem zu tun haben.
    Dann begann er.
    »Ich glaube, der erste Fall ist vor etwa acht Jahren aufgetreten.« Brams Stimme klang leise und rau, so wie sie vor meinem Haus unter den Straßenlaternen der Elysischen Gefilde geklungen hatte. »Es fing ganz gewöhnlich an. Die Punks sind der Grenze zu nahe gekommen, die Royals … äh, die Viktorianer, jagten sie zum Teufel. Es kam zum Nahkampf, Mann gegen Mann. Ich schätze mal, während der Nachbesprechung erwähnten die Soldaten, dass einige der Punks besonders brutal gekämpft hatten, mit Zähnen und Klauen, aber Brutalität ist bei einer Schlacht schließlich nichts Besonderes.
    Ein Soldat war allerdings wirklich übel angenagt worden. Er wurde schleunigst ins Feldlazarett gebracht. Den Erzählungen nach war er die ganze Zeit über recht fröhlich, ein aufrechter Soldat … aber dann breitete sich eine Infektion rasend schnell in seinem Körper aus. Ihr Vater war zu diesem Zeitpunkt bei ebenjener Einheit, also riefen sie ihn dazu. Er tat, was er konnte, aber nur wenige Stunden später starb der Soldat unter schrecklichen Schmerzen.
    Fünf Minuten nach dem offiziellen Todeszeitpunkt, als Ihr Vater gerade die Anzeige für die Vitalfunktionen ausschaltete und ein Tuch über den Toten breiten wollte, setzte der Tote sich auf. Er hatte keine Kontrolle über seinen Körper, krampfte und litt offensichtlich unter schweren Hirnschädigungen. Wie schwerwiegend sie waren und ob sie wieder verheilen würden oder nicht, konnte Dr.   Dearly nicht sagen. Aber hey, der Kerl lebte wieder!
    Als Ihr Vater und die anderen Ärzte und Pfleger sich versammelten, um dieses Wunder zu bestaunen, erleichtert und fasziniert … kam der Soldat auf die Idee, den Arm Ihres Vaters zum Mittagessen zu verputzen.«
    Ich schlug die Hände vor den Mund und musste mich zusammenreißen, um mich nicht wieder zu übergeben. Ich konnte nur noch an das Monster denken, das unter mir am Rosenspalier gehangen und mein Blut gekostet hatte.
    »Er biss noch drei weitere Mediziner, als sie versuchten, ihn ruhig zu stellen. Er schien den Verstand verloren zu haben, doch er war nicht einfach nur wirr im Kopf, er verwandelte sich in einen echten Berserker. Wissen Sie, was ein Berserker ist? Ein Soldat, der rasend vor Wut und Macht und Adrenalin jeden und alles in seiner Nähe niedermacht. Egal, was dabei mit ihm geschieht oder wen er erwischt. Genauso benahm er sich. Sie schlugen ihn und schafften es sogar, ihm eine Beruhigungsspritze in den Arm zu jagen, aber er brach nicht zusammen. Dann taten sie endlich das einzig Vernünftige und erschossen ihn. Allerdings zeigte auch das erst Wirkung, als sie ihn in den Kopf trafen. Vorher hatten sie ihm beide Kniescheiben und die Schulter zertrümmert, aber er kroch weiter auf sie zu, bis sie ihm endlich das Hirn wegpusteten.
    Innerhalb der folgenden acht Stunden waren die drei Mediziner, die gebissen worden waren, gestorben – und wieder zum Leben erwacht. Zum Glück ist Dr.   Dearly ein umsichtiger Mann. Er erschoss sie alle, sobald sie sich wieder aufsetzten. Was unterschiedlich lange dauerte. Einer setzte sich sofort wieder auf, bei einem anderen dauerte es ein paar Minuten.«
    »Was war mit seinem Biss?«, fragte ich und schlang mir die Arme um die Schultern. Mir war auf einmal kalt. Ich presste die Lippen so fest aufeinander, dass es schmerzte.
    Bram ignorierte meine Frage. »Die Viktorianer«, fuhr er fort, »erkannten, dass man diesen Vorfall nicht einfach übergehen konnte. Das Ministerium für Militärgesundheit entschied, man müsse herausfinden, was die Ursache dieser Krankheit war, und Ihr Vater bat darum, in das Team aufgenommen zu werden. Zehn Monate später gelang es ihm, das Prion, das er für den Krankheitserreger hielt, zu identifizieren und zu isolieren. Der Premierminister erschien persönlich, um sich seine Ergebnisse anzusehen …«
    »Und dann haben die Punks wieder angegriffen und Dad hat den Premierminister gerettet?« Mein Hirn zog diesen Schluss und die Worte strömten mir aus dem Mund, ohne dass ich den bewussten Entschluss dazu gefasst hatte.
    »Richtig.«
    Ich versuchte, meine rasenden Gedanken zu zügeln. Eine Million Fragen lagen mir auf der Zunge, aber ich wusste, ich würde den

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