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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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unterhielten sich, aber der Osthof war verlassen. Die Luft war schwer und warm. Eine Gewehrsalve zerriss die Stille und ein Schwarm bunter Papageien erhob sich aus den Bäumen, die jenseits der Mauer um den Gebäudekomplex wuchsen.
    »Also ehrlich, ihr und eure Waffen.«
    Ich drehte mich um und erblickte Vater Jakob Isley, den Kaplan, der rasch zu mir aufschloss. Lächelnd wartete ich auf ihn. »Man könnte glauben, Sie würden darin etwas wirklich Böses sehen. Wollen Sie mir etwa erzählen, dass die letzte große Schlacht zwischen Gut und Böse mit Gewehren und … Katzen ausgetragen wird?«
    Der Geistliche schenkte mir sein einzigartiges Lächeln. Es wirkte etwas schwammig, da er seine Gesichtsmuskeln nicht mehr gut kontrollieren konnte und so ziemlich treudoof aussah. Er beugte sich hinab und nahm eine der besagten Katzen auf den Arm. Drei oder vier weitere lungerten zurzeit vor der provisorischen Holzkapelle des Stützpunktes herum. Das Tier mit dem hell getigerten Fell rieb den Kopf an seiner Wange, auf der eine nie mehr verheilende Schusswunde klaffte. Er küsste es auf die Nase.
    »Die würden nicht einmal auf den Allmächtigen persönlich hören. Nicht wahr, meine Süße?« Er setzte die Katze wieder auf den Boden. »Wie geht es dir heute, Abraham?«
    Ich mochte Isley. Er wirkte etwas ausgemergelter als wir anderen, da er es vorzog, nicht ständig an sich herumwerkeln zu lassen. Seine Religion war sanft und tolerant, nie missionierend. Und hey, manchmal war es wirklich schön, sich eine seiner kleinen Pelzkugeln zum Kuscheln ausleihen zu können. Er hatte eine Schwäche für Katzen. Inzwischen besaß er ungefähr zwanzig von ihnen, Streuner aus den Dörfern, die von den Toten überfallen worden waren.
    »Prima. Miss Dearly wurde in meinem Zimmer einquartiert. Das bringt mich so durcheinander, dass ich jeden schief anschaue, der heute mehr von mir verlangt, als einfach nur durch die Gegend zu laufen.«
    »Verständlich.«
    Ich kniete mich hin, um den Kopf eines jungen schwarzen Kätzchens zu streicheln, und es streckte sich meiner Hand entgegen. »Die Knuddelmacht ist stark in diesem da.«
    »Ja, das ist sie«, seufzte er mit väterlichem Stolz. »Glaubst du, das Mädchen wäre irgendwann bereit, mit mir zu sprechen?«
    »Vielleicht. Ich weiß nicht, ob sie religiös ist. Aber sie ist mutiger, als ich ihr zugetraut hätte.«
    »Dann lass uns hoffen, dass das ein gutes Zeichen ist.«
    Ich nickte langsam. »Für uns alle.«

    »Some people say a man is made outta mud.
    A poor man’s made outta muscle and blood.
    Muscle and blood and skin and bone,
    A mind that’s weak and a back that’s strong.
    You load sixteen tons, what do you get?
    Another day older and deeper in dept.
    Saint Peter don’t call me, ’cause I can’t go,
    I owe my soul to the company store.«
    Ein digitales Grammophon mit einem dünnen Blechtrichter war in einer Fensternische der Kantine aufgebaut worden, in der sich auch eine Art Tauschbörse befand. Meine Truppe hatte sich dort versammelt. Chas’ Zigarette glühte auf wie die rot leuchtenden Knöpfe des Grammophons, als sie daran zog. Sie wiegte im Takt der Musik leicht die Hüften.
    Tom wählte ebendiesen Augenblick, um ihr einen Klaps auf den Hintern zu geben.
    Blitzschnell verpasste Chas ihm eine schallende Ohrfeige. Tom ließ die Gabel fallen, mit der er bis gerade eben noch seine Ration gegessen hatte, und befühlte seine Wange.
    »Herrje, Frau, du verrenkst mir noch den Kiefer.«
    »So was machst du nicht vor allen Leuten, du Wüstling!«
    »Wow.« Renfield rückte seine Brille zurecht. Er saß ihnen gegenüber, ein aufgeschlagenes Buch in der Hand. »Ich fühle mich ja so geehrt, dass ich das mit ansehen durfte.«
    »Klappe, Ren«, fuhren ihn die beiden anderen gleichzeitig an.
    Bei dieser Vorlage konnte ich einfach nicht widerstehen. Ich nahm den längeren Weg an der Wand entlang, um mich von hinten an Chas anschleichen zu können. Tom sah mich und versteckte sein Grinsen hinter der Gabel, als ich heimlich die Hand über Chas’ Schulter schob und ihr die Zigarette zwischen den Lippen wegschnappte. Mit zum Schlag erhobener Hand wirbelte Chas herum, doch ich duckte mich weg und trat die Zigarette auf dem Betonboden aus.
    »Bram!«, rief sie überrascht, wich zurück und griff Halt suchend nach der Tischkante.
    »Ja, ich. Du solltest wirklich nicht rauchen, Chas. Das tut dir nicht gut.«
    Sie warf die Haare zurück. »Ich werde genauso bezahlt wie du, Bram. Und ich kann mit

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