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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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ihr dann erzählt?«
    »Genug.«
    Wir durchschritten den Hauptgang, der zum Medizintrakt führte, und ich verlor ihn in einer Gruppe kürzlich von einem Einsatz zurückgekehrter Soldaten. Sie waren etwa zur selben Zeit eingetroffen, als Nora angefangen hatte, mit mir zu sprechen, und es wurde noch immer an ihnen herumgedoktert. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, schlängelte ich mich durch ihre Reihen, überquerte den Westhof und steuerte die Kasernen auf der gegenüberliegenden Seite an. Anstatt die Gemeinschaftsduschen zu benutzen, stattete ich Coalhouse einen Besuch ab.
    »Coalhouse!«, brüllte ich, während ich an seine Tür hämmerte. »Mach auf!«
    Nach einigem weiteren Hämmern öffnete sich die Tür schließlich. Coalhouse war schon halb taub gewesen, als er der Punkarmee beigetreten war, und dieser Zustand hatte sich bei der Artillerie nicht gerade gebessert. Er hatte ein Hörgerät, weigerte sich aber, es außerhalb des Einsatzes zu tragen. Ich kannte jedoch niemanden mit einem schärferen Auge und er war unser bester Heckenschütze.
    Mit einem schmatzenden Geräusch setzte er sein rechtes Auge ein und klemmte es mit einem daumennagelgroßen Stück Gummi fest. »Hey, Cap«, rief er. »Wie steht’s?«
    »Ich brauche deine Dusche.«
    »Willste einen Preis für den Zombie mit den meisten Überbleibseln gewinnen oder was?«
    Alles, was wir noch immer taten oder tun wollten, auch wenn es jetzt, da wir tot waren, keinen wirklichen Sinn mehr machte, nannten wir ein »Überbleibsel«. Essen war ein Überbleibsel. Haare schneiden war ein Überbleibsel. »Duschen ist kein Überbleibsel, Coalhouse. Kein Wunder, dass du keine Freundin hast.«
    »Wir schwitzen nicht, Bram. Und wir werden mit antibakteriellem Zeug vollgepumpt, also können wir gar nicht stinken.«
    »Wir können aber schmutzig werden. Wirklich, wie alt bist du? Fünf?« Ich drängte mich an ihm vorbei ins Innere.
    »Ist sie immer noch in deinem Zimmer?«
    »Ja.« Coalhouse teilte diesen Raum mit fünf weiteren Soldaten, aber seine Ecke war die unordentlichste, alles lag voller Klamotten und Comics. Eigentlich hätte ich ihn deswegen verwarnen müssen.
    Er grinste. »Ahh, jetzt verstehe ich die Sache mit der Dusche. Muss schon sagen, deine Argumente überzeugen mich.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir alle wissen ja, dass du auf schwarze Haare stehst.«
    Ich gab es auf und rollte die Augen gen Himmel.
    »Hey, sie ist echt heiß. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und ich finde Frauen mit einem Blutkreislauf unglaublich anziehend.«
    Plötzlich verstand ich, was Elpinoy gemeint hatte, und mir war klar, dass ich es im Keim ersticken musste. »Reiß dich zusammen, Coalhouse. Sie ist Dearlys Tochter. Und sie ist auch so schon verängstigt genug. Du wirst sie verdammt noch mal behandeln, als wäre sie die Heilige Jungfrau, ist das klar?«
    Ich legte eine Spur »Monsterzombie« in meine Stimme und unterlegte sie mit einem Hauch von Todesrasseln. Das reichte, damit Coalhouse mich ernst nahm. Er nickte und seufzte. »Schon gut.«
    »Solltest du nicht bei deinen Jungs sein?«
    »Hä?«
    Ich formte mit den Händen einen Trichter um meinen Mund. » JUNGS. SCHIESSÜBUNGEN .«
    Coalhouse warf einen Blick auf die Uhr, fluchte und hastete hinaus.
    Ich duschte lauwarm und ließ den Kopf gegen die Wand sinken. Ich hatte nicht geschlafen, um bereitzustehen, falls das Mädchen wieder mit mir sprechen wollte und … na ja … ich wollte auch mit ihr sprechen. In physischer Hinsicht brauchten wir zwar keinen Schlaf, aber für unsere geistige Gesundheit war er wichtig.
    Ich brauchte Elpinoys Mahnungen nicht, um mir klarzumachen, dass ich tatsächlich zu viel redete. Eine Glanzleistung in Sachen stoischer Kriegsführung, Bram. Wirklich gut gemacht.
    Sie machte mich nervös. Und wenn ich nervös wurde, redete ich.
    Allein die Tatsache, dass sie lebendig war, machte sie schon … faszinierend. Ich wusste, dass wir alle dagegen ankämpfen mussten. Es geschah jedes Mal, wenn ein neuer Lebender hier auftauchte. Ein Teil unseres Gehirns wollte alles über diese Person erfahren und beobachten, wie sie sich bewegte. Unbewusst suchten wir die Wärme der Luft, die sie umgab, genossen das Geräusch des Atmens.
    Fragten uns, wie sie wohl schmecken würden.
    Ich schüttelte den Gedanken ab. Ich hatte noch nicht gefrühstückt. Ich wusch mich und zog eine von Coalhouse’ Cargohosen und eines seiner T -Shirts über und machte mich auf den Weg zur Kantine.
    Im Westhof standen ein paar Zombies und

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