Dark Love
verschleiern!«
Mum fuhr bei diesen Worten auf. » Wie bitte? «
Ich lehnte mich an ihre feste, runde Schulter, meine Augen brannten schon wieder. Ich hätte auf sie hören sollen. Ärgerlich schaltete sie zurück auf NVMS .
»Zu den weiteren Nachrichten«, kündigte der Moderator dort gerade an. »Die Klinik der Elysischen Gefilde erlebt in letzter Zeit eine vermehrte Einlieferung von Patienten mit merkwürdigen Symptomen. Sprecher des Gesundheitsministeriums haben jeden Kommentar dazu verweigert, ob ernsthafter Anlass zur Sorge besteht, rufen jedoch jeden dazu auf, sich umgehend in der Klinik zu melden, sollte er oder sie unter folgenden Beschwerden leiden.
Die Symptome beinhalten: plötzliche Fieberanfälle, gefolgt von rapide abfallender Körpertemperatur, zunehmende Blässe oder Verfärbung der Haut, Krämpfe, Orientierungslosigkeit, Gedächtnisverlust und Schmerzen in den Extremitäten. Es gibt bisher keine Hinweise auf Ansteckungsgefahr, so es sich denn um eine Krankheit handeln sollte.«
Ich versank wieder in Apathie und schenkte dem Reporter keine Beachtung mehr. Wenn es nicht um Nora ging, interessierte es mich nicht.
Meine Mutter klopfte mir auf die Schulter. »Möchtest du vielleicht nach oben gehen und ein Bad nehmen? Ich bereite solange das Essen zu.«
Ich nickte niedergeschlagen und stand auf. Mum ließ den Fernseher laufen. Als ich die Stufen hochstieg, hörte ich, wie mein Bruder, Isambard, das Haus betrat und nach meiner Mutter rief. Sie begrüßte ihn. Diese Geräusche waren so alltäglich, dass sie mir jetzt fremd erschienen, und ich stieg weiter die Treppe hinauf, der Stille entgegen.
Als ich endlich allein in meinem Zimmer war, schloss ich die Augen und versuchte, alles andere auszublenden. Ich versuchte, den Lärm in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen. Ich versuchte, das Gefühl zu verinnerlichen, dass ich sicher und behütet in meinem eigenen kleinen Zimmer stand; mein Zimmer mit seinen bloßen gelben Wänden, den unbehandelten Dielenbrettern und den Secondhand-Möbeln. In meinem Zuhause, bei Menschen, die mich liebten – dieses Vertrauen, diese Akzeptanz. Mit ruhigem Gesicht und geschlossenem Mund. Die Miene, die ich der Welt präsentieren sollte.
Ich versuchte mir einzureden, dass Nora so handeln würde.
Doch ich wusste, dass es eine Lüge war.
Gestern war ein harter Tag gewesen.
»Beinhaltet diese Frage für dich auch die ganze … Zombiegeschichte?«, hatte Bram entgegnet, als ich wissen wollte, wo mein Vater war.
»Ja. Alles.«
»Also dann.« Jetzt, da er mich sehen konnte, schien Bram ruhiger zu sein, doch ich erwiderte seinen Blick nicht. Ich war noch nicht bereit, ihm in die Augen zu sehen. »Los geht’s. Vor ein paar Tagen haben wir einen Funkspruch des Anführers der Grauen erhalten. Wir versuchen schon seit einer ganzen Weile, so eine Nachricht abzufangen. Es ist eine lange Geschichte. Darin stand, dass sie hinter dir her sind.«
»Wegen meiner Immunität oder was auch immer. Hab’s begriffen.«
»Nachdem wir den Stützpunkt verlassen hatten, hat dein Vater sich offensichtlich eines der Flugzeuge von unserem Hangar geholt und auf eigene Faust versucht, dich zu erreichen. Inzwischen wissen wir ja, dass er es nicht geschafft hat. Kurz nach dem Start haben wir den Kontakt zu seinem Flugzeug verloren.«
»Dann wisst ihr also nicht einmal, wo er ist.«
»Nein.«
»Warum sollte er so etwas tun ?«
»Ich wünschte, ich wüsste es. Dein Vater hatte Angst. Und er war wütend. Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt.«
»Aber er …« Ich knüllte den Rock meines Nachthemdes in den Händen. »Wenn er so besorgt um mich war, warum ist er dann einfach so … gestorben? Ich meine, warum hat er mich glauben lassen, er wäre gestorben? Du erzählst mir gerade, dass er die ganze Zeit hier war, dass er herumgelaufen ist und gesprochen hat, und das ein ganzes Jahr lang? Und er hat nie versucht, mir eine Nachricht zu schicken, dass er in Ordnung und in Sicherheit ist?«
Bram seufzte. »Was hätte das schon für einen Unterschied gemacht, Nora?« Er zeichnete einen Kreis in die Luft um sein Gesicht. »Wir können nicht in der Öffentlichkeit leben. Ich meine, das hier – das alles hier – ist ein verdammtes Staatsgeheimnis. Das Militär hat es jahrelang unter Verschluss gehalten. Glaubst du etwa, dass normale Bürger einfach so damit fertigwerden könnten? Wenn die Menschen von uns erführen, würde Chaos ausbrechen.«
Mein Kopf glühte. »Ich meine ja auch nicht, dass er
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