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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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gebeten«, sagte Bram schlicht.
    »Bram hat verstanden, dass er besser tun sollte, was ich will«, ergänzte ich und versuchte, meiner Mädchenstimme einen tieferen Klang zu geben. Es gelang mir nicht besonders gut. »Glauben Sie mir, ich möchte niemanden verletzen. Ich will die Dinge nur in meinem Tempo angehen und ich will Antworten. Klar?«
    Ein Zombie, ein Mädchen, johlte aufgedreht. »Hey, die hat ja Pfeffer im Hintern! Das schreit nach einer Pyjamaparty!« Ich erkannte die Stimme aus dem Gang vor Brams Zimmer.
    »Kann ich zuschauen?«, fragte ein junger Mann ohne Nase.
    Meine Augen zuckten in ihre Richtung. Ich überlegte, welchen von beiden ich wohl zuerst erschießen sollte, allerdings nicht aus Gründen der Sicherheit.
    »Nora, steck sie weg.« Bram beugte sich ein wenig näher zu mir herüber. Instinktiv wich ich zurück und wandte mich ihm zu. Er meinte es ernst. »Nur fürs Erste. Niemand hier will dir etwas tun.«
    Ich presste die Lippen aufeinander und steckte die Pistole langsam ins Holster zurück.
    »Gut, gut«, sagte Dr.   Elpinoy und zupfte nervös an seiner Weste mit Hahnentrittmuster herum. »Gut, gut. Zum Büro Ihres Vaters geht es hier entlang.«
    »Gibt es dort einen Videorekorder?«, fragte ich. »Einen, der noch alte Minizylinder abspielen kann?«
    »Ja, ich nehme es an.«
    Ich sah wieder Bram an, der nickte. Auf seinen wortlosen Rat hin ging ich das Risiko ein und trat vor, um Dr.   Elpinoy zu folgen.

Tom grinste dümmlich, als ich an ihm vorbeiging, wodurch er nur noch mehr an einen Raubfisch erinnerte.
    »Ich hab’s ja gesagt«, triumphierte er. »Ich glaube, ich bin verliebt.«
    »Ich hab sie zuerst gesehen«, konterte Chas.
    Beide liefen hinter mir her. Ich drehte mich um, versperrte ihnen den Weg und schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Geht Coalhouse und Ren holen. Trefft euch in einer Stunde mit mir in der Kantine.« Als ich ihre enttäuschten Gesichter sah, fügte ich hinzu: »Ich versuche, sie mitzubringen.«
    Leise murrend gaben sie auf und gingen davon.
    Als sie vor mir zurückgewichen war, hatte Nora mir gezeigt, wo ihre Individualdistanz begann. Etwa ein Meter. Ich hielt diesen Abstand zu ihr ein, als ich das Büro betrat, und sorgte mit einem gut platzierten Blick dafür, dass Dick das Gleiche tat. Ich beobachtete sie, während sie mit großen, aufmerksamen Augen und gespannten Muskeln den Raum betrachtete. Sie war fluchtbereit. Sie brauchte nicht noch mehr potenzielle Fleischfresser, um die sie sich Gedanken machen musste, also schloss ich die Tür.
    Bei diesem Geräusch schoss sie zu mir herum und sah mich scharf an, die Lippen öffneten sich zu einer unausgesprochenen Frage.
    »Um alle anderen auszusperren, nicht, um dich einzusperren«, sagte ich. Elpinoy warf mir ob dieser scheinbar willkürlichen Äußerung einen argwöhnischen Blick zu, aber die einzige Person, auf die es ankam, nickte.
    Ich hatte Dearlys Büro seit Tagen nicht mehr betreten. Alles war so, wie er es verlassen hatte.
    Protokoll D hatte seine Abschottung von den anderen Lebendigen auf dem Stützpunkt gefordert, weshalb ihm drei miteinander verbundene Räume zugewiesen worden waren, die er auch nach seinem Tod weiternutzte. Es waren ein Wohnraum, ein Büro und ein kleines Labor. Sie waren mit Gerätschaften, Büchern und schweren Möbelstücken vollgestopft, die Wände verschwanden beinahe völlig unter Notizzetteln und kleinen gerahmten Bildern. Dearlys Vorliebe für dunkle, aufwendig geschnitzte Möbel vertrug sich schlecht mit dem militärisch beengten Platz.
    »Sie können ab heute hierbleiben, Miss Dearly«, sagte Elpinoy und bahnte sich den Weg durch das Durcheinander zu einer der Türen. »Dies hier sind die Gemächer Ihres Vaters.« Er öffnete die Tür, warf einen Blick hinein und schloss sie sofort wieder. »Natürlich werden wir einen der Soldaten schicken, der den Raum erst einmal gründlich säubert.«
    Noras Blick flog wieder zu mir herüber. »Wenn mein Vater hier Gemächer hat, warum hat man mich dann in dein Zimmer gebracht?«
    »Wegen der Schlösser«, erinnerte ich sie. »Hier gibt es keine. Dr. Dearly wollte jederzeit erreichbar sein – vor allem, falls es nötig werden sollte, ihn zur Strecke zu bringen. Das war sein Notfallplan.«
    Ihre Augen wurden noch größer. Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich war. »Zur Strecke bringen? Du meinst … ihn zu töten?«
    Ich versuchte, das Thema zu wechseln, und winkte mit der Hand in Richtung der Labortür. »Dein Vater wollte

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