Dark Love
runter. Da geht es zum Medizintrakt. Dort findest du immer die meisten Lebendigen auf dem Stützpunkt.«
»Ich will zuerst eine Waffe haben.« Das hatte ich mir überlegt, während ich mich zum zweiten Mal eingeseift hatte.
Bram hob eine Braue. »Ich soll dir eine Waffe anvertrauen?«
Ich richtete mich auf. »Mein Vater hat mir beigebracht, wie man mit einer Waffe umgeht. Verantwortungsbewusstsein war seine erste Lektion. Ich will niemanden verletzen, sondern mich nur verteidigen können.«
»Dann meine zweite Frage. Kriege ich im Tausch gegen eine Waffe den Bären zurück? Auch wenn ich jetzt wie ein Weichei klinge, ich möchte nicht, dass er in ein Kreuzfeuer gerät. Er gehört mir nämlich eigentlich nicht.«
»Okay, abgemacht«, sagte ich, überrascht, dass er eingewilligt hatte. »Aber du bekommst den Bären nicht, bevor ich meine Waffe habe.«
Bram kämpfte offensichtlich wieder mit einem Lächeln, doch es gelang ihm, es zu unterdrücken. »Okay, dann gehen wir den Gang in die andere Richtung. Ähm, ich habe lange Beine und komme schnell vorwärts, auch wenn ich langsam gehe. Ich nehme an, du möchtest lieber hinter mir als vor mir laufen?«
Nett, dass wir uns zu verstehen schienen.
Bram lief langsam, mit steifem, fast großväterlichem Gang. Er humpelte ganz leicht und schonte sein linkes Bein stärker. Seine Arme schwangen kaum mit. Es war beinahe gespenstisch. Doch sogar in meinem gewohnten Tempo war es leicht, hinter ihm zu bleiben.
Von dem langen dunklen Gang gingen viele Türen ab. Einige von ihnen öffneten sich, als wir vorbeigingen, und schlossen sich dann sofort wieder. Es machte mich nervös. Als wir endlich einen breiteren und besser beleuchteten Korridor erreichten, waren meine Arme von Gänsehaut überzogen. Glücklicherweise schien aber niemand da zu sein, der es hätte sehen können.
»Die Waffenkammer ist dort drüben«, sagte Bram und deutete nach vorne. Ich nickte und folgte ihm dorthin. Ich sah zu, während er einen Code in ein Tastenfeld neben der Tür eingab und sich dann ein wenig hinabbeugte, um seine Netzhaut scannen zu lassen.
»Das muss doch schwierig sein für diejenigen, die ihre Augen verlieren«, kommentierte ich.
»Ich habe einen Freund, der so an einem seiner Augen hängt, dass er es behalten wird, bis es verrottet. Du hast ihn schon gesehen, aber im Einsatz trägt er es nicht, weil es zu leicht rausfällt.«
Ich erinnerte mich an den Zombie mit der leeren Augenhöhle und schauderte.
Der Computer bestätigte, dass Bram wirklich Bram war, und die Tür öffnete sich langsam. Ich beugte mich zur Seite und linste um ihn herum.
O halleluja.
Ich gab Bram seinen Teddybären und betrat die Waffenkammer. Es war ein Paradies für einen Waffenliebhaber. Gewehre, Flinten und Büchsen, geordnet nach Kaliber und Modellen, lehnten aufgereiht an den Wänden. Auf Regalen stapelten sich alle möglichen Ausrüstungsgegenstände. Schränke mit diversen Schubladen aus kugelsicherem Glas enthielten jegliche Sorten von Granaten und Handfeuerwaffen, von denen ich je gehört hatte. Ich zog eine der Schubladen heraus und betrachtete ihren Inhalt. Ich erkannte, dass jede der Waffen ein Abbild der neuviktorianischen Flagge trug, ein fliederfarbenes Banner gesprenkelt mit weißen Sternen. Entweder hatten die Untoten eine Menge Geld, das sie auf dem Schwarzmarkt für neuviktorianische Kampfausrüstung ausgeben konnten, oder es handelte sich um legale Ware.
In diesem Moment realisierte ich, dass Bram den einzigen Ausgang versperrte. Er hielt den Teddy im Arm und beobachtete mich. Ich drehte mich zu ihm um.
»Was für eine Waffe möchtest du?«, fragte er.
»Tja, ich habe Erfahrung mit einem Kaliber .22, damit hat mir mein Vater das Schießen beigebracht und in der Schule habe ich Zielschießen als Sportfach.«
»Ein Kaliber .22 hat allerdings nicht immer die nötige Durchschlagskraft, um im Schädel auch eine Austrittswunde zu verursachen. Du musst auf den Kopf zielen, vergiss das nicht, immer auf den Kopf, jeder andere Schuss ist vergeudet. Ich würde dir, ehrlich gesagt, wieder eine Schrotflinte empfehlen. Ich weiß, das Laden ist etwas umständlich, aber bei deiner Größe würde ich sagen, je mehr Wucht, desto besser. Oder …«
Bram setzte den Bären auf einem der niedrigeren Schränke ab – sorgsam und vorsichtig, wie mir auffiel – und öffnete eine der Schubladen. »Vielleicht auch eine Pistole, eine .38er oder eine .45er.«
Ich wagte mich näher an ihn heran und sah auf die
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