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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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niemanden gefährden. Wie du gesehen hast, gibt es hier viele lebende Arbeiter. Sie kommen abwechselnd von unserem Alphastützpunkt, der weiter nördlich liegt, hierher, damit uns niemand zu lange ausgesetzt ist. Dort gibt es keine Untoten. Aber dein Vater wollte nicht dort bleiben. Er hat sich hier wohler gefühlt, bei uns, und das schon vor seinem Tod.«
    Nora stellte den Beutel, den sie über der Schulter getragen hatte, auf dem Schreibtisch ihres Vaters ab und hielt einen Moment inne, um die Fotografien zu betrachten, die dort aufgestellt waren. Sie nahm eine davon in die Hand. Es war eine Schwarzweißaufnahme, die sie als Kind zeigte.
    »Woher weißt du all diese Dinge über meinen Vater?«, fragte sie sanft.
    Ich sah Elpinoy an. Sie würde es eher glauben, wenn er es ihr sagte. Elpinoy musterte mich einen Moment lang ernst und ließ mich zappeln. »Nun ja, Ihr Vater und Captain Griswold stehen sich sehr nahe«, verkündete er dann.
    Nora sah auf. Ich hatte die Befürchtung, dass sie es als Anbiederung auffassen könnte, wenn ich ihr lang und breit erklärte, wie gut ihr Vater und ich uns verstanden, und wollte ihr diese Sorge wirklich nicht auch noch aufbürden. Aber mein Mundwerk verselbstständigte sich mal wieder. »Er unterrichtet mich in Biologie und Chemie. Ich habe ihn vor etwa einem Jahr darum gebeten … nachdem er gestorben war. Ich dachte, es wäre nicht schlecht, wenn ich etwas von Medizin verstehen würde. Und er redet die ganze Zeit nur von dir, das habe ich dir ja schon erzählt. Er war immer freundlich zu mir. Er selbst hat mich gefunden, während er ein paar Soldaten auf einen Übungsmarsch begleitete. Ich war … er hat mich beruhigt.«
    Ich biss mir auf die Zunge und hätte mich am liebsten selbst ins Gesicht geboxt.
    Nora lächelte ganz leicht.
    Wie schön die Welt doch war.
    »Hier hat er gearbeitet«, fuhr ich ein bisschen zu laut fort und betrat das Labor. Nora öffnete ihren Beutel und wühlte darin herum, bis sie fand, was sie suchte. Dann folgten sie und Elpinoy mir in den nächsten Raum.
    Das Labor war klein, aber eines der am besten ausgerüsteten auf dem gesamten Stützpunkt. Diverse Computer standen darin, jeder war mit einem segmentierten Bildschirm verbunden, der individuell auf die anstehenden Aufgaben eingestellt werden konnte. Es gab auch eine ganze Reihe von Arbeitstresen, Dunstabzugshauben und Waschbecken. In mehreren Schränken lagerten alle Ausrüstungsgegenstände, die man für genetische und medizinische Forschungen benötigte. Die südöstliche Ecke des Zimmers wurde von einer schwarzen, langen und scharfkantigen Maschine dominiert. Ich wusste noch immer nicht viel mehr über dieses Ding, als dass man es brauchte, um Medikamente zu synthetisieren.
    Nora warf einen Blick in eine gläserne Gefriereinheit. »Dann ist das also alles meins?« Ihre Augen waren auf die mit Blut gefüllten Ampullen gerichtet.
    »Ja, alles.« Ich setzte mich an einen der Computer und drückte auf einige Knöpfe. Um uns herum erwachten die Monitore zum Leben.
    »Braucht ihr es, um ein Heilmittel zu entwickeln?«
    »Nein, ich untersuche es«, antwortete Elpinoy. »Auch wenn das klingen mag, als wäre das dasselbe. Während wir im Moment in erster Linie nach einem Impfstoff forschen, glaube ich, dass die beständigere Lösung in einer Gentherapie liegt. Ihre DNA und die Ihres Vaters könnten uns dabei sehr helfen.«
    Nora wandte sich langsam den Bildschirmen zu. Als sie wieder sprach, klang ihre Stimme angespannt. »Aber Sie haben noch nichts?«
    »Nein. Aber soweit ich weiß, kommen sie der Entwicklung eines Impfschutzes jeden Tag näher«, antwortete ich. »Dein Vater hat gerade an einem Durchlauf der neuesten Computermodelle gearbeitet, bevor er den Stützpunkt Hals über Kopf verlassen hat.«
    »Wir arbeiten seither mit den Ergebnissen, die er uns hinterlassen hat«, unterbrach mich Elpinoy. »Wir haben alle Informationen, die wir brauchen, aber … niemand versteht sie so wie er. Beinahe ein Jahrzehnt lang hat sein Leben sich allein um den Lazarus gedreht. Wir könnten seine Arbeit vermutlich fortführen, aber es würde sehr viel länger dauern. Und jetzt läuft uns die Zeit davon.«
    Nora stellte sich auf die Zehenspitzen, um auf die obersten Monitore sehen zu können. »Und deshalb braucht ihr ihn zurück.«
    Ich nickte. »Ja, deshalb auf jeden Fall … und weil er der Nationalheld aller Zombies ist.«
    Dieses eine Mal wenigstens benahm sich Elpinoy nicht wie ein aufgeblasener Idiot. »Wir

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