Dark Love
ich falsch gemacht? Hätte ich freundlicher zu meiner Mutter sein sollen? Hätte ich auf Guztavol hören und in der entscheidenden Nacht tatsächlich nach Hause gehen sollen, anstatt mit Ares zusammenzukommen? Ja, das hätte ich.
Mein bester Freund musste gewusst haben, dass er in den Club kommen und mich aufsuchen würde. Er hatte bereits geahnt, dass wir ein Paar werden würden. Und ich Dummkopf war so naiv gewesen und hatte geglaubt, dass schon nichts Schlimmes passieren würde! Ich hatte mich in den Mörder meines Vaters verliebt, hatte mit ihm meinen ersten Kuss gehabt und durch ihn - na ja, von seinem Finger - meinen ersten Orgasmus bekommen. Er war der erste Mann gewesen, der mich nach so langer Zeit wieder zum Lächeln gebracht und mir das Gefühl gegeben hatte, etwas Besonderes zu sein. Er hatte mich ganz bestimmt geliebt. Wer wusste schon, ob er das nicht noch immer tat?
Warum hatte er meinem Vater das Leben genommen? Er musste doch einen vernünftigen Grund dafür gehabt haben. Ich wollte nicht wahrhaben, dass er aus Spaß oder Langeweile andere Menschen ermordete. Mein Vater musste irgendetwas getan haben, das ihn furchtbar wütend gemacht hat. Was für eine Verbindung hatten die beiden gehabt? Woher kannte Ares meine ganze Familie? Wieso hatte ich ihn vorher nicht gekannt? Es war schließlich nicht möglich, jemandem die Erinnerungen zu nehmen. Oder?
Mir fiel ein, dass ich bei dem Autounfall letztes Jahr dabei gewesen bin. Ich hatte mich mit meinem Vater unterhalten, bevor er durch einen anderen Wagen zerquetscht worden ist. Ich erinnerte mich nur noch daran, wie er seine Hand nach mir ausgestreckt und mir etwas gesagt hat, bevor ich ohnmächtig geworden bin, weil mein Kopf gegen die Fensterscheibe gestoßen war, die zerbrochen worden ist.
Hatte ich bei dem Autounfall wichtige Erinnerungen verloren?
Der Mann, der den anderen Wagen gefahren hatte, konnte auf keinen Fall Ares gewesen sein, weil dieser sonst gewusst hätte, dass Ramon Harsen mein Vater war.
Wahrscheinlich hatte er jemanden beauftragt, ihn zu töten.
Ich fragte mich voller Panik, ob er, da er wusste, wo ich wohne, wie meine Telefonnummer lautete und wo ich arbeitete, vorhatte, mir ebenfalls irgendetwas Schreckliches anzutun. Schwebten meine Mutter und mein Großvater, genauso wie ich, in Gefahr?
Stöhnend verbarg ich das Gesicht in meinen Händen und während ich mich lautlos verfluchte über meine absolute Dummheit, merkte ich, wie sich Tränen in meinen Augen ansammelten. Ich versuchte gar nicht erst sie zurückzuhalten. Das hätte nichts genützt. Letztendlich wären sie sowieso übergelaufen.
Der Wind wirbelte meine offenen Haare durcheinander und ließ mich kurz erschaudern, ehe ich beinahe aufgelacht hätte, weil es gar nicht so kalt gewesen ist, wie ich geglaubt hatte. Das hieß, Ares war nicht in der Nähe.
Ich blinzelte, als mir eine weitere Erinnerung in den Sinn kam, die ich vorher völlig ausgeblendet hatte. Ares meinte, bevor Guztavol mich zurück auf den Boden gelegt hatte, dass ich friere, weil er es so wollte.
Was sollte das heißen? Meine Sinneswahrnehmungen lägen in seiner Hand? So etwas wäre absurd und unmöglich. Wie könnte das sein? Unsere Seelen waren doch nicht miteinander verbunden! Ich glaubte nicht an so etwas. Warum sollte das ausgerechnet mir passieren? Wieso konnten andere Personen ihre Mitmenschen nicht zum Frieren bringen? Ares konnte auf keinen Fall kontrollieren, wann mir kalt wurde und wann nicht. Er hatte keine Macht über mein Ich.
Warum aber hatte Guztavol so schockiert darauf reagiert?
Es gab Fragen über Fragen und dennoch keine Antworten.
Es tut mir leid, Papa. Mein Mundwinkel zuckte nach unten. Es tut mir so schrecklich leid. Ich hätte mich niemals verliebt, wenn ich die Wahrheit vorher gewusst hätte. Verzeih mir, bitte.
Ich hatte solche Schuldgefühle und wünschte mir deshalb sehr, dass er als Engel gerade neben mir war und mich anlächelte, auch wenn ich ihn nicht sehen konnte. Ich ergriff den Schlüssel, der an der Kette hing, die ich nur zum Schlafen von meinem Hals nahm, und lächelte schwach, während mir weitere Tränen über die Wangen flossen. Sie tropften hinunter auf meine Brust und blieben entweder stehen oder liefen weiter hinab. Mir war es egal, denn das einzige, woran ich dachte war, wo ich heute Nacht schlafen würde.
Auf der Straße wäre es mir zu gefährlich, ins Obdachlosenheim wollte ich nicht und mein Auto war nicht wirklich groß, sodass ich mich
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