Dark Love
hineinlegen könnte. Mal sehen, vielleicht würde ich auch einfach zur Arbeit gehen und meinem Boss eine Freunde machen, was mir eigentlich widerstrebte. Aber dann würde ich wenigstens ein wenig abgelenkt werden. Durch die laute Musik wurde meine Müdigkeit immer gedämpft.
Als mir ein Pfeifen in die Ohren drang, richtete ich mich auf und wischte schnell die Tränen mit meinen Handrücken weg, um nachzusehen, woher es kam.
Auf dem alten Teil des Friedhofes befand sich nur ein altes Ehepaar, doch die trauerten bloß und machten keine Geräusche. Mein Blick glitt über den steinernen Weg und blieb an der männlichen Person hängen, die einen Besen in den Händen hielt und damit Laub zur Seite fegte. Er stand mit dem Rücken zu mir, aber ich war mir trotzdem sicher, dass das amüsierte Pfeifen von ihm kam.
Welcher Mann würde schon freiwillig seine Zeit damit verschwenden, den Friedhof sauber zu halten? Mir fiel nur einer ein, aber das konnte er nicht sein. Ares trug normalerweise nur Jeans', T-Shirts und seine Lederjacke, egal welches Wetter wir hatten. Ich hatte ihn bisher nur zweimal in Hemd und Hose gesehen.
Dieser Mann trug helle Klamotten. Ein gelber, sehr enger Pullover, der schon aus zwanzig Meter Entfernung zeigte, wie viele Muskeln er besaß, und eine hellblaue, verwaschene Jeans genügten ihm anscheinend. Seine Haare waren nicht an den Seiten kurz geschnitten und oben ein wenig länger, sondern sie standen in Stacheln herab, weil er sie sicherlich hochgegelt hatte.
Wer war dieser Mann, der meine Aufmerksamkeit plötzlich nicht mehr losließ? Ich wollte es dringend wissen, traute mich aber nicht zu ihm zu gehen.
Kaum hatte ich mich gefragt, ob er vielleicht ein Bekannter von Ares war, da hörte er auch schon auf zu pfeifen und drehte sich so, dass ich sein Gesicht schwach erkennen konnte.
Er schielte aus den Augenwinkeln zu mir herüber, bevor er mir seinen Kopf ganz zuwand. Ich sah, dass er boß verwundert aussah, nicht wütend oder genervt.
Schnell versuchte ich mit aller Kraft, mich wieder dem Grab meines Vaters zuzuwenden, was sich schwieriger gestaltete als gedacht. Der Mann, der ziemlich jung aussah, hörte nicht auf mich anzusehen.
Stattdessen legte er den Besen über seine Schulter, so, als würde dieser nichts wiegen, und begann plötzlich, langsam auf mich zuzugehen.
Ich überlegte gerade, ob ich nicht einfach weggehen soll, da hatte er mich bereits erreicht und blieb mit einem Räuspern direkt neben mir stehen.
Seine Anwesenheit machte mich aus irgendeinem Grund furchtbar nervös. Ich beschloss, mich dumm zu stellen. Ähm, kann ich Ihnen irgendwie- Weiter konnte ich nicht sprechen. Mir blieben die Worte einfach im Hals stecken.
Dieser Mann konnte auf keinen Fall bloß ein Bekannter von meinem Ex-Freund sein! Er war die blonde, etwas jüngere Version von Ares. Sie besaßen genau das gleiche Gesicht, obwohl seines ein wenig runder war und weicher wirkte. Sein Sixpack stach besonders hervor, was ihn ebenso attraktiv machte. Mir fiel auf, dass in seinen silber leuchtenden Augen eine Gier aufflammte, die mich nun erschaudern ließ.
Er verzog die zartrosanen, vollen Lippen zu einem verschmitzten Lächeln. Natürlich könntet Ihr mir helfen, aber ich glaube nicht, dass Ihr Lust hättet Laub zu fegen, oder?
Äh... Ich versuchte ihn nicht länger so anzustarren, was mir jedoch nicht gelang. Selbst seine Hautfarbe war gleich - leicht gebräunt, so, als würde er aus einem der Südstaaten kommen. Das Einzige, das mich innerlich ein wenig beruhigte war die Tatsache, dass er keine so tiefe Stimme hatte wie Ares. Er klang eher wie ein Teenager, der noch im Stimmbruch war. Eigentlich nicht.
Das dachte ich mir schon. Er neigte seinen Kopf zur Seite, um interessiert zu beobachten, wie ich mich erhob und den Dreck von meinen Knien wegzuwischen versuchte.
Darf ich? fragte er vorsichtig und noch bevor ich etwas erwidern konnte, hatte er sich an meiner Stelle hingekniet und ein weißes Tuch aus seiner Hosentasche gezogen, um damit nun meine Haut sauber zu wischen. Seine Hände waren im Gegensatz zu Ares' eiskalt und er war viel sanfter, nicht so fordernd, was jedoch bestimmt daran lag, dass wir uns noch nicht kannten. Na ja, er kannte mich noch nicht. Ich wusste schließlich bereits so Einiges über ihn.
Danke. hauchte ich erleiochtert, als er sich wieder aufrecht hinstellte.
Ach was. Ich helfe immer gerne.
Das ist wirklich nett.
Er zwinkerte einmal, ehe er einen merkwüdigen Blick zu dem
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