Dark Love
der mir schon die ganze Zeit riet, den Friedhof schnellstmöglich zu verlassen.
Als ich mich erinnerte, wie panisch mein Boss in der bis dahin schönsten Nacht meines Lebens reagiert hatte, als er Ares draußen mir knutschen sah, da begannen meine Hände auch schon wieder zu zittern. Warum hätten sich Schweißperlen auf seiner Stirn bilden sollen, warum hätte er mich außergewöhnlich merkwürdig ansehen sollen, wenn er - meine Augen weiteten sich ein Stück - nicht wissen würde, was Ares ist?
Hörst du mir überhaupt zu? Ich bemerkte erst, wie Deimos mit seiner Hand vor meinem Geischt herumwedelte, als er zu schnipsen begann.
Hm? Oh, äh, ja.
Dich scheint ja etwas gewaltig abzulenken. meinte er grinsend Na los, sag es mir. Was ist es?
Ich senkte meinen Blick.
Willst du es mir nicht sagen?
Ehrlich gesagt, nein. gab ich leise zu Ich bin ein sehr verträumter Mensch. Das ist mir schon klar.
Und du bist eine Schönheit! rief er lachend Es ist schon beinahe unfair, dass du meinem Bruder gehörst.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und starrte ihn entgeistert an, was ihm aber erst nach einigen Sekunden auffiel und sein Lachen somit erstarb. Ich gehöre niemandem.
Er
hat mich verlassen und außerdem werden wir nie wieder ein Paar werden. Er hat meinen Vater auf dem Gewissen. Und du bist sein Bruder. Ich stand auf. Ich weiß nicht einmal, weshalb ich überhaupt mit dir rede. Du solltest dich von mir fernhalten, genauso wie ich mich von dir. Uns beide verbindet weder dein Bruder, noch irgendetwas anderes. Du bist ein Fremder und du gehörst zu
ihm
. Du bist seine Familie, also hör gefälligst auf, so nett zu mir zu sein und so zu tun, als wäre die Welt in Ordnung, denn das ist sie nicht! Meine Stimme wurde bei jedem Satz ein wenig lauter, doch das war mir egal. Von mir aus hätten mich alle hören können.
Makayla, bitte, warte doch. Ich hörte, wie Deimos auf die Beine sprang und mir hinterher laufen wollte, es aber dann nicht tat.
Hinter mir blieb es still.
Ich fragte mich nur einen kurzen Augenblick, was ihn daran gehindert haben könnte. Waren ihm meine Worte bewusst geworden? Hatte er sie verinnerlicht?
Gerade, als ich die weiße Pforte öffnen wollte, um den Friedhof verlassen zu können, da drang mir plötzlich seine Stimme wieder in die Ohren, aber da sie so nahe klang, konnte ich nicht anders als stehenzubleiben und mich wieder einmal umzudrehen.
Er will wissen, wo ich bin.
Deimos befand sich nur wenige Schritte von mir entfernt und sah mit zusammengezogenen Augenbrauen hinab auf das Display seines Handys, das hell aufleuchtete.
Ich sah zu Boden.
Es sollte mich nicht interessieren. Er sollte mir egal sein. Warum konnte man nicht einfach die Gefühle abstellen, wenn man es wollte? So ein Leben wäre viel leichter. Ohne Gefühle könnte man viel mehr wagen und in Momenten, in denen man einfach nur gehen sollte, würde man nicht bleiben wollen, nur, um das von der geliebten Person Geschriebene, selbst lesen zu können. Ich würde dann bestimmt nicht dieses Gefühl haben, als wären meine Füße auf dem Boden festgeklebt worden.
Ich verdrehte die Augen, ehe sich unsere Blicke auch schon trafen.
Soll ich wirklich lügen?
Ich flehe dich an. sagte ich ohne nachzudenken und merkte es danach, wie verzweifelt ich klang. Er soll nicht wissen, dass ich zum Friedhof gekommen bin. Er würde es falsch deuten und glauben-
- du wärst wegen ihm gekommen. beendete er meinen Satz nickend Makayla, ich kann verstehen, dass du meinen Bruder sowohl liebst, als auch hasst. Es ist, als würdest du in einer Zwickmühle stecken, nicht wahr?
Ich schluckte.
Das dachte ich mir bereits. Du kannst über meine Familie denken, wie du willst, aber ich kann dir versichern, dass wir nicht
schlecht
sind. Im Gegenteil - ich bin mir sicher, dass du uns geliebt hättest, wenn all diese Geschehnisse hätten verhindert werden können.
Wäre das denn möglich gewesen? Ich presste meine Lippen zusammen, bemerkte aber, wie er sich auf einmal versteifte. Von seinem amüsierten Gesichtsausdruck war nichts mehr zu sehen. Er war ernst und blickte mich nun unverwandt an. Ja, natürlich. Es gab schon immer eine zweite Möglichkeit.
Wieso hat er diese nicht ergriffen?
Deimos atmete tief ein und nahm meinen herumschweifenden Blick jetzt ganz in seinen Bann. Ares gehört zu den gutmütigsten Personen, die es gibt. Ich bin sein Bruder. Ich habe mein ganzes Leben mit ihm verbracht. Hör also bitte auf, so schlecht über ihn zu denken. Ich
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