Dark Love
Ich würde einfach die Augen offen halten und es schon rechtzeitig merken, wenn irgendetwas faul wurde. Etwas anderes blieb mir nicht übrig. Ich wollte kein Geld für einen Detektiv ausgeben, weil es schließlich auch völlig umsonst sein könnte. Das Einzige, das ich tun konnte, war abzuwarten. Ich wünschte mir so sehr Gewissheit, dass es mich innerlich schon zu quälen begann. Ich hatte so viele Fragen, wusste aber nicht, wem ich sie stellen könnte. Es würde mich sowieso keiner verstehen, wenn ich behauptete, dass die Valerius-Familie womöglich nicht einmal menschlich war. Man würde mich einweisen lassen, auch, wenn ich im Recht war. Es gab jedoch keine Möglichkeit für mich, die Wahrheit herauszufinden. Was könnte ich denn schon machen? Ich wusste nicht einmal, wo Deimos und Ares mit ihrer kleinen Schwester lebten. Die Situation war absolut aussichtslos.
Seufzend klopfte ich an die Tür meines Bosses und, genauso wie immer, rief er von drinnen, dass ich hereinkommen solle, was ich auch gleich tat.
Du bist genau pünktlich, Makayla! rief er aufgeregt und lief mir beinahe schon in die Arme. Nur, weil er mich so überrumpelt hatte, erwiderte ich seine kurze Umarmung, indem ich meine Hände auf seine breiten Arme legte, die sich um meine Taille geschlungen hatten. Es ist acht Uhr.
Ja, äh... Verwirrt blinzelte ich ein paar mal, als er mich vor sich hinausschob und dann sofort die Tür mit seinem silberen, kleinen Schlüssel abschloss. Mister Wolf, was machen Sie denn da? Ich dachte...
Er ließ mir keine Zeit, um zu Ende zu sprechen, sondern legte eine Hand auf meinen Rücken, nachdem er seinen schwarzen Aktenkoffer genommen hatte, um mich zurück in den Club zu schieben, wo die Musik wieder lauter wurde und bis in mein Innerstes dröhnte. Ich hatte das Gefühl, meine Organe würden durch das Trommeln in Bewegung gesetzt werden.
Makayla, ich muss Ihnen jemanden vorstellen. rief mein Boss auf einmal und zog mich an den Tanzenden vorbei, bis wir zur Bar gelangten. Es gefiel mir nicht, dass er mein Handgelenk so prompt gepackt hatte. Sein Griff war eisern und es schien, als würde er mir gar keine andere Wahl lassen, als mich mit ihm direkt neben den Mann in der zerissenen Jeans zu stellen, der Lucy jetzt ein letztes mal zuzwinkerte, bevor er sich zu uns drehte.
Lucy zog bei dem strengen Blick von Mister Wolf sofort den Kopf ein und machte sich mit geweiteten Augen wieder an die Arbeit, indem sie sich auf die andere Seite der Bar stellte.
Warum durfte sie das Gespräch, das wahrscheinlich gleich folgen würde, nicht mitbekommen? War es etwas Privates?
Mir fiel ein, dass ich meinen Boss noch fragen musste, woher er all die Informationen von mir hatte, die er in seiner Nachricht erwähnte. Ich würde mit ihm ganz bestimmt schimpfen und ihm auch drohen, dass er sich ja nicht noch einmal in mein Leben einmischen sollte. Seine Reaktion darauf würde mir sicherlich nicht gefallen, aber irgendwie musste ich ihm klarmachen, dass ihn das alles überhaupt nichts anging. Ich war bloß eine seiner Arbeiterinnen, mehr nicht. Wir standen uns gar nicht so nahe, wie er wohl annahm. Uns beide verband rein gar nichts, außer die Tatsache, dass er mein Boss war, und daran würde sich auch in der Zukunft nicht ändern. Seine Hoffnungen konnte er sich sofort aus dem Kopf vertreiben, denn ich würde mich ihm niemals hingeben.
Oh! rief der junge Mann vor uns positiv überrascht, nachdem er mich von oben bis unten einmal gründlich betracht hatte, was ich ziemlich merkwürdig fand. Der Blick, mit dem er auf meine Oberweite gestarrt hat, machte mich nervös und plötzlich wurde ich das bedrängte Gefühl nicht mehr los, dass es besser wäre, so schnell wie möglich zu fliehen.
Was hatte mein Boss mit mir vor und was hatte dieser Mann damit zu tun?
Mein Bauchgefühl deutete auf nichts Gutes.
Olá! Mister Wolf musste mich loslassen, weil genau die Hand, die er festhielt, von dem Mann ergriffen wurde, ehe er mir auch schon einen federleichten Kuss auf den Handrücken gab, der über alle Maßen verblüffte. Mir war noch nie zuvor jemand begegnet, der so etwas getan hat, aber schon seit ich ein kleines Mädchen war, hatte ich mir das bereits gewünscht. Nur ein einziges mal sollte ein junger, gut aussehender Mann, was auf ihn wirklich zusprach, meine Hand küssen, so, wie in alten, klassischen Liebesfilmen. Und ausgerechnet heute war es geschehen.
Ich merkte, dass ich breit lächelte, als der Mann sich wieder aufrichtete, ohne
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