Dark Love
mir hinunter gestarrt hatte, tatsächlich Ares oder bloß eine Einbildung gewesen ist. Beides kam mir unrealistisch vor. Ares war tödlich verletzt und hatte sich kaum bewegen können. Allerdings wollte ich nicht glauben, dass ich Halluzinationen bekam. Ich war nicht verrückt. Mein Verstand war hell und klar und daran würde sich niemals etwas ändern. Nur, weil ich schrecklich traurig bin wegen dem Tod meines Vaters heißt das noch lange nicht, dass ich nicht mehr normal war. Vielleicht würde ich in ein paar Jahren sogar wieder ganz die alte Makayla sein und mich dann so richtig mit meiner Mutter vertragen. Die Zukunft war ungewiss. Ich freute mich, hatte aber auch schreckliche Angst vor einem ganz neuen Leben.
Kaum hörte ich, wie die Tür ins Schloss fiel, da sprang ich auch schon auf die Beine und lief eilig auf den Flur hinaus, wo meine Mutter schwer atmend die zwei großen Koffer aus braunem Leder neben unserem Schuhschrank abstellte. Hinter ihr trat ein breit grinsender Mann mit ganz grauen Haaren, die zu einem kleinen Zopf nach hinten gebunden worden sind, und einem Vollbart in unsere Wohnung ein.
Ich neigte meinen Kopf leicht zur Seite, um ihn mir genauer anzusehen. Er sah keineswegs krank und geschwächt aus. Dieser Mann schien ziemlich kräftig und munter zu sein und trotz der vielen Falten auf seiner Stirn und um seinen Augen kam er mir viel jünger vor, als er eigentlich war. Seine leicht gebräunte Haut, auf der sich viele rote Flecken befanden, und der dicke, runde Kopf erinnerten mich ziemlich an meinen Vater. Er sah ihm trotz des Altersunterschiedes furchtbar ähnlich.
Na toll
, stöhnte ich innerlich, weil er mich somit nur noch mehr an ihn erinnern würde. Eigentlich hatte ich mir genau das Gegenteil gewünscht.
Er trug eine grün und schwarz karierte Mütze, die jedoch nicht seine großen Ohren bedeckte. Das er eine lockere, dunkelblaue Jeans unter einem karierten Hemd, das in der Hose steckte, tragen würde, hatte ich schon fast erwartet. Dies hat er schon während meiner Kindheit getan.
Das war also mein Großvater. Er hatte sich trotz des Bierbauches unglaublich gut gehalten.
Makayla. sagte er mit seiner tiefen Stimme erleichtert und breitete seine Arme aus. Die kleinen Grübchen in seinem Gesicht waren bis heute nicht verschwunden.
Kopfschüttelnd ging ich auf ihn zu und ließ mich umarmen. Er hatte früher immer behauptet, dass ich niemals größer als er werde, aber dass er Recht haben würde, hätte ich wirklich nicht gedacht. Ich musste meinen Kopf ein wenig anheben, um ihm in die großen, grünen Augen, in denen ein Ton von grauer Farbe zu erkennen war, schauen zu können. Meine Augen hatte ich also von ihm geerbt. Er besaß ebenfalls dichte, dunkle Wimpern, allerdings waren seine Augenbrauen ein bisschen dicker als meine, was ganz selbstverständlich war. Er war viel älter und ein Mann. Meine Augenbrauen waren fein und dünn, so wie bei meiner Mutter. Unser beider Stoffwechsel ähnelte sich ziemlich. Ich konnte ebenso viel Fast-Food zu mir nehmen, ohne auch nur einen einzigen Kilogramm zuzunehmen. Das war aber eigentlich auch schon alles. Das meiste hatte ich von der väterlichen Seite geerbt.
Mein Gott, wie groß du geworden bist! Mein Großvater war einen Schritt nach hinten gegangen, um seine Hände auf meine Schultern legen und mich besser betrachten zu können. Das letzte mal, als ich dich gesehen habe, da warst du noch ein kleiner Zwerg.
Wenn du uns in den letzten Jahren öfter besuchen gekommen wärst, dann hättest du dich jetzt sicherlich nicht so sehr gewundert. zog ich ihn auf und verschränkte beleidigt meine Arme, was ihn zum Lachen brachte. Ich hatte seine entspannte Art wirklich vermisst, aber das zeigte ich ihm nicht sofort. Er sollte ruhig wissen, wie sehr er mich enttäuscht hat, als er einfach so nicht mehr zu uns gekommen ist.
Meine liebe Enkeltochter, es sind Dinge geschehen, die uns alle verletzt haben. Mit seinem Zeigefinger hob er mein Kinn an. Ab heute wollen wir nicht mehr an die Vergangenheit zurückdenken.
Ich hielt kurz inne. Genau dasselbe meinte meine Mutter auch ständig. Hatten die beiden sich etwa abgesprochen? War mein Großvater gar nicht hier, weil er seine letzten Tage bei uns verbringen möchte, sondern weil meine Mutter glaubte, es würde mir gut tun, wenn er an meiner Seite bliebe? Schließlich sah er kein bisschen so aus, als würde sein Herz jeden Augenblick aufhören zu schlagen.
Du hast mir gefehlt. Ich zang mich zu einem Lächeln und
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