Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neslihan Dadas
Vom Netzwerk:
heiß und den Spinat rührte ich noch einmal um, bevor ich die Teller vorbereitete. Dass ich ganz vergessen hatte nach dem Geschmack zu schauen, fiel mir erst auf, als ich wieder das Wohnzimmer betrat. Drei Teller auf einmal zu tragen stellte überhaupt kein Problem für mich dar, weil ich dies ja bereits gewohnt bin. Auf der Arbeit trug ich manchmal sogar vier davon gleichzeitig auf meinen Armen.
Mmmh! Das sieht köstlich aus! Mein Großvater rieb sich zweimal die Hände, bevor er den Löffel ergriff und kaum, als ich mich auf dem Stuhl neben ihm niedergelassen hatte, eifrig zu essen begann.
Meine Augenbrauen glitten für einen Augenblick nach oben, weil er tatsächlich einen Bärenhunger haben musste. Wenn ich mich recht erinnerte, dann aß er normalerweise ein bisschen anders. Ich sagte jedoch nichts dazu, damit er sich nicht gleich am ersten Tag abgestoßen fühlte. Er war erst seit nicht einmal einer halben Stunde hier.
Schmeckt es? fragte ich vorsichtig, obwohl allein sein Gesichtsausdruck eine klare Antwort darauf gab.
Ich habe lange nicht mehr meine Lieblingsspeise gegessen. Er stopfte sich den Mund voll. Deine Mutter sagte, du wärst Kellnerin.
Ja, das stimmt. Ich nahm einen Schluck von meinem Wasser.
Hast du eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau gemacht? wollte er wissen und sah mich neugierig an.
Ich schüttelte meinen Kopf. Nein. Der Ort, an dem ich arbeite, bildet niemanden aus.
Ach, wo arbeitest du denn? Er lächelte breit. Ich kömnte vielleicht mal vorbeikommen, wenn es dir nichts ausmacht.
Nein! rief ich erschrocken und hätte dabei beinahe meinen Löffel fallen gelassen. Nicht einmal meine Mutter wusste, wo ich arbeitete. Sie würde durchdrehen, mich hinauswerfen oder mich nur noch als Nutte bezeichnen, obwohl ich bloß kellnerte. Der Club war zu abscheulich, als dass ich es jemandem erzählen konnte. Was würde wohl mein Großvater von mir denken, wenn er das erfuhr? Er war schließlich in einer anderen Zeit aufgewachsen. Frauen, die wie ich an solch einem Ort arbeiteten, wurden wahrscheinlich damals abgestoßen und von der Gesellschaft nur widerwärtig betrachtet.
Mein Großvater blinzelte ein paar irritiert, woraufhin ich ein nervöses Lächeln zustande brachte.
Äh, ich meine... ich arbeite in einem Club, weißt du, und da kommen nur Personen, die nicht älter Mama sind, hin. Ich fand diese Ausrede ganz akzeptabel. Schließlich war da etwas Wahres dran. Die Sache mit dem Strippen brauchte er nicht zu wissen.
Mein Großvater sah nicht wirklich überzeugt aus, zuckte aber dennoch gleichgültig die Schultern. Achso. Dann habe ich dort wirklich nichts verloren.
Kaum hatte er dies gesagt, da gesellte sich meine Mutter auch schon zu uns. Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass sie sich auf den Stuhl vor dem Fenster setzte, weil dort mein Vater immer gesessen hatte, bevor er von uns gegangen ist. Ich hatte mich noch nie dort niedergelassen und jetzt wagte sie dies einfach. Nur, weil ich ihr versprochen habe, vor meinem Großvater freundlich und respektvoll ihr gegenüber zu sein, ließ ich sie gewähren, ohne etwas dagegen zu sagen.
Unter dem Tisch ballte ich aber meine rechte Hand zur Faust.
Darf ich an eurem Gespräch teilnehmen? fragte sie vorsichtig, und noch bevor mein Großvater seinen Mund öffnen konnte, lachte ich laut auf.
Ach, wir haben uns bloß über meine Arbeit unterhalten, aber da gibt es nichts mehr zu erzählen.
Ich wollte bloß teil-
Ich will es aber nicht. unterbrach sie gereizt und aß weiter. Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie mein Großvater seine Augenbrauen zusammengezog und ein paar mal zwischen uns beiden hin und her blickte.
Ganz kurz befürchtete ich, er würde uns darauf ansprechen, doch als er dem flehenden Ausdruck meiner Mutter begegnete, der auch mir nicht entging, ließ er es bleiben.
Bis wir alle aufgegessen hatten, sagte niemand mehr ein Wort. Ich konnte ganz genau die Spannung in der Luft, die hier herrschte, wahrnehmen. Es war knapp gewesen. Beinahe hätte ich mein Versprechen gebrochen. Ich sollte mich wirklich zwingen mich nicht so vor meinem Großvater zu benehmen. Nicht, dass dieser auch noch auf die Idee kam, dass es besser wäre, wenn ich ausziehe. Das wäre furchtbar.
Ich trank meinen Becher schnell aus und räumte danach mit meiner Mutter gemeinsam den Tisch auf. Sie starrte die ganze Zeit nach unten, so, als hätte sie Angst meinem Blick zu begegnen. Vielleicht aber war sie so wütend auf mich, dass sie mich nicht ansehen wollte. Es interessierte

Weitere Kostenlose Bücher