Dark Love
anderen drei Mitarbeiterinnen anrufen, damit sie uns aushalfen!
Ich wollte Lucy wirklich nur ganz kurz helfen, aber die Kunden wurden plötzlich immer mehr, weil sie wohl bemerkt hatten, dass ich wieder da war.
Ich war tatsächlich ziemlich beliebt bei den Männern, die diesen Club besuchten.
Aus diesen geglaubten wenigen Minuten wurde somit eine halbe Stunde und die Schlange vergrößerte sich sogar. Alle wollten verschiedene Getränke. Lucy versuchte mir so gut es ging zu helfen, aber da sie so kleine, zierliche Finger hatte, glitten ihr die Gläser meistens aus den Händen, bevor sie mich erreicht hatte. Sie verbrachte die meiste Zeit auf dem Fußboden, um diesen sauberzuwischen.
Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich von Guztavol erwartete, dass er seine Versprechen hielt, es aber selbst nicht tat. Ich sollte eigentlich gar nicht mehr hier sein. Vielleicht gab es einen bestimmten Grund, weshalb der Club an einem gewöhnlichen Wochentag so voll war.
Mussten die meisten morgen nicht arbeiten?
Guztavol meinte, dass sein Boss mächtig sei. Konnte es möglich sein, dass er mit den anderen Geschäftsmännern beschlossen hatte, vielen Angestellten einen freien Tag zu geben, weil er wusste, dass sie alle in unseren Club kommen würden? Hatte irgendjemand eine Bombe hier versteckt? Würde gleich tatsächlich etwas Furchtbares geschehen?
Wachsam ließ ich meinen Blick umher gleiten. Mir kam eigentlich alles normal vor - jedenfalls für einen kurzen Augenblick, denn kaum wollte ich mich wieder meiner Arbeit zuwenden, da ließ mich der eiskalte Luftzug von eben gerade wieder erstarren und erchrocken nach Luft schnappen.
Verdammt noch mal, was hatte das zu bedeuten? Wieso war ich hier die Einzige, die frierte?
Lucy, es tut mir leid, aber ich, äh, muss dringend zu Mister Wolf gehen.
Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie mich bei diesem Lärm überhaupt gehört hatte, und ihr entsetzter Gesichtsausdruck machte es nicht besser, während ich die Bar verließ und den kleinen Flur betrat, um an die Bürotür zu klopfen.
Aber es war jetzt schließlich wichtiger in einen anderen Raum zu gelangen, als ihr irgendwelche irrwitzigen Dinge erzählen zu müssen, für die sie beiden sowieso keine Zeit hatten. Außerdem war ich mir nicht einmal sicher, ob das überhaupt jemand erfahren sollte. Ich fürchtete mich schrecklich vor der Tatsache, dass man mich allein wegen meinen Gedanken in die Irrenanstalt einweisen würde, wenn irgendjemand erfuhr, was mit mir geschah. Ich war mir im Klaren, dass das auf keinen Fall normal sein konnte.
Vielleicht hatten Guztavol, Petgi und meine Mutter recht, wenn sie behaupteten, dass es mir bestimmt besser ginge, wenn ich einem Psychologen einen Besuch abstatten würde. Was, wenn ich tatsächlich nur jemanden brauchte, mit dem ich über all meine Sorgen und Gefühle reden konnte? Mein bester Freund war schließlich nicht mehr hier, was mich nur noch mehr betrübte.
Ich hasste es, alleine zu sein. Ich konnte meine Gefühle nicht zurückhalten. Sie stürzten meist wie schmerzende Blitze tausend mal auf mich ein und brachten mich ständig zum Weinen. Wenn Menschen um mich herum waren, hatte ich manchmal das Gefühl betäubt zu werden – und dass, obwohl ich keinen Alkohol trank! Mein Körper sorgte ganz von allein dafür, weil er es oft auch kaum auszuhalten schien.
Und genau davor hatte Guztavol solche Angst. Er hatte ständig behauptet, dass ich viel zu blass aussähe und mehr essen solle, was mich manchmal verwirrt hat, weil ich wie gewöhnlich drei Mahlzeiten am Tag zu mir nahm. Ich aß nur wenig Süßigkeiten. Meinen Drang nach Zucker ersetzte ich meistens mit Obst und es gab jeden Tag Salat. Wahrscheinlich war dies eines der Gründe, weshalb selbst meine Mutter in ihrem Alter noch so jung aussah. Wir waren schon immer eine sich sehr gesund ernährende Familie gewesen, was selbst meinem Vater ganz gut gefallen hat, obwohl er manchmal, wenn meine Mutter arbeiten gewesen ist und er frei hatte, auch gerne mal zu einer Tafel Schokolade gegriffen hatte. Natürlich hatte ich ihn nie verraten und seine ganzen Süßigkeiten sogar freiwillig in meinem verschlossenen Regal versteckt. Meine Mutter hatte es nie gerne gesehen, wenn er sich ungesund ernährte. Seit seinem Tod hatte sie sich nicht einziges mal über seine Essgewohnheiten geäußert.
Nur Guztavol schien immer einen scharfen, genauen Blick auf mich gehabt zu haben.
Während mein Boss von innen rief, dass ich hereinkommen könne, was ich
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