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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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hatte Caleb Leigh nie sonderlich viele Probleme gehabt.

KAPITEL 6
    Der Zirkel war in die Offensive gegangen.
    Mit kaum verhohlener Ungeduld stand Silas im Aufzug, der altersschwach und geräuschvoll hinauf in den vierten Stock kroch. Silas tat das Handgelenk nicht länger weh. Er strich mit den Fingern über das Tattoo. Die Erinnerung an den Schmerz war noch frisch, ein brennendes, scharfes Stechen.
    Magie. Das Zeichen des Heiligen Andreas, der Schild des Heiligen gegen jede Form von Magie, hatte wie erwartet funktioniert. Es hatte Silas gewarnt und die magischen Kräfte abgeblockt. Aber er hatte keine Ahnung, was die Magiebesessenen von ihm wollten. Hatte man ihn angreifen wollen? Ihn nur beobachten? Ihn mit einem Fluch belegen?
    Ach Scheiße! Die Möglichkeiten waren endlos.
    Mit einem leisen Ping erreichte der Fahrstuhl den vierten Stock. Silas hastete auf die Tür des sicheren Unterschlupfs zu. Seine Gedanken überschlugen sich. Okay, er war Ziel eines magischen Angriffs geworden. Aber wie war das möglich? Er war nach außen für alle und jeden doch nur der Neue in der Stadt. Denn er war ein Missionar, dessen Gesicht niemand kannte, den man extra ins Boot geholt hatte, weil der Zirkel vermutlich alle anderen Gesichter der hiesigen Mission kannte.
    Wie konnte der Zirkel dann aber etwas von ihm wissen? Gab es ein Leck, hier in der Mission?
    Und warum zum Teufel hatte er niemandem von dem Angriff berichtet?
    Okay, die Antwort auf diese Frage war leicht. Er hatte, als die magische Warnung sein Handgelenk mit Schmerz durchbohrte, nicht Alarm geschlagen, weil es ihn anpisste, wie David Peterson mit ihm umsprang.
    Sie alle, jeder der Missionare hier ging ihm voll auf den Sack. Aber auf Peterson war er nicht nur sauer, sondern stinksauer. In vierzehn Jahren hatte sich verdammt viel geändert. Der Missionsleiter hatte ein Problem: Er war ein Kontrollfreak.
    Und Silas konnte es absolut nicht leiden, kontrolliert zu werden.
    Wütend presste Silas seinen Daumen auf den Sensor.
    Jetzt musste er Jessie benutzen, um Caleb Leigh zu finden. Er musste sie benutzen, um an den Jungen heranzukommen. Und dabei möglichst verschleiern, dass ihr Bruder so gut wie tot war.
    Tja … dann mal los!
    Er versetzte der Tür einen so wütenden Stoß, dass sie aufflog und gegen die Wand krachte.
    Gedämpftes Sonnenlicht tauchte das Wohnzimmer in sämtliche Nuancen von Blau, die der Himmel hergab. Von Vorhängen unbehindert sickerte das Licht durch die Scheiben und schuf in dem karg möblierten Raum eine behagliche, beinahe anheimelnde Atmosphäre. Halb erwartete Silas schon, vom Duft von frisch gebackenem Brot oder Kochschwaden begrüßt zu werden oder von irgendetwas, mit dem ganz normale Leute mit ganz normalen Familien ihre Zeit verbrachten.
    Silas’ Finger umklammerten die Akte. »Jessie!«, bellte er.
    Keine Antwort.
    Sie konnte unmöglich noch schlafen, es war schon Mittag. Eigentlich hatte er längst zurück sein wollen. Die Einsatzbesprechung hatte viel länger gedauert als erwartet. Das bedeutete, dass seine kleine Gefangene viel zu viel Zeit allein verbracht hatte. Wenn sie sich durch einen Sprung zwei Stockwerke tief nicht von der Flucht abhalten ließ, dann konnten das ein paar läppische Knoten sicher auch nicht.
    Jessie an die Heizung zu fesseln hatte Silas in der Nacht noch für eine großartige Idee gehalten. Nach einer ganzen Weile hatte er sich, um nach seiner Gefangenen zu sehen, in das Schlafzimmer geschlichen. Sie hatte fest geschlafen, obwohl sie am ganzen Leib zitterte. Silas hatte sie zugedeckt und sich dabei redlich Mühe gegeben, den gut gebauten,schlanken Körper mit seinen weiblichen Rundungen zu ignorieren, an dem die feuchte Kleidung klebte. Oder die dunklen Ringe unter Jessies Augen, die zeigten, wie erschöpft sie war.
    Sie heute Morgen weiterschlafen zu lassen war nett von Silas gewesen. Und gut für seine Nerven. Immerhin war seine Geduld in letzter Zeit arg strapaziert worden. Jetzt aber, im Licht der Mittagssonne, hielt er diesen Akt der Nächstenliebe für ziemlich dumm.
    Grimmig zog Silas die Tür hinter sich ins Schloss und warf den Umschlag auf die kleine Arbeitsplatte der winzigen Küche. Zum Henker, er hatte keine Zeit für diese Scheiße!
    Mit einigen wenigen fließenden Bewegungen war er an der Schlafzimmertür und stieß sie auf. Als er die zusammengeknüllte Decke und die Reste seines Gürtels sah, fluchte er. »Verdammte Schlamp…«
    »Hallo, Schatz«, hörte er sie in seinem Rücken sagen. Sie

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