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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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zog die Silben lang auseinander. »Wie war dein Tag?«
    Ihre Stimme jagte einen Stromstoß durch jeden einzelnen Nerv in Silas’ Körper. Aber als er einen Herzschlag später herumwirbelte, war es Wut, die durch seinen Körper pulsierte. »Wie zum Teufel hast du dich befreit?«
    In Jessies Augen blitzte es vergnügt. »So schlimm, ja?«
    »Wie hast du meine Knoten aufbekommen?«
    Um ihren Mund zuckte es. Aber ihre bernsteinfarbenen Augen verdunkelten sich, ihr Blick wurde misstrauisch. Und wütend. Oder vielleicht immer noch wütend, weil sie heute Nacht ziemlich hart geschlafen hatte.
    Jep, er war ein echtes Arschloch. Und jetzt gleich würde er noch eins obendrauf setzen und zum Mega-Arschloch mutieren.
    Jessie wandte sich ab und ließ sich auf die schäbige Couch fallen. Betont lässig fläzte sie sich in die Polster, den Fuß des einen Beins auf dem Knie des anderen. »Dein Gürtel ist geschmolzen«, erklärte sie und warf in einer kurzen, provozierenden Geste den Kopf in den Nacken, was heißen sollte: Leck mich! »Deine Knoten waren also bestens. Vielen Dank auch!«
    Es zuckte Silas in den Fingern, und, Kacke, sein Schwanz zuckte auch. Das pisste ihn noch mehr an als alles andere. Nun mach schon, los! Los jetzt!
    Silas griff nach der Mappe auf der Arbeitsplatte. Drei Schritte, und Silas war beim Sofa. Er warf Jessie den Umschlag in den Schoß. Sie fing das wild trudelnde Wurfgeschoss auf.
    »So richtig gut gelaunt heute, was?«, kommentierte sie sein Tun mit einer gewissen Vorsicht. Sie hielt die Mappe in beiden Händen. »Was ist das?«
    »Schau nach!«
    Ihr Blick zuckte zu seinem Gesicht hinauf. »Ach, komm schon.«
    »Jessie, halt die Klappe und schau rein, verdammt!«
    Vielleicht war es die unverhohlene Aggression, die in seiner Stimme mitklang. Oder vielleicht war es, weil er keine Anstalten machte, sich hinzusetzen. Er wollte nicht aufhören, sich zu bewegen, tigerte unablässig im Zimmer auf und ab, vielleicht war es das. Er wollte nicht sitzen oder stillstehen. Er wollte ihr nicht ins Gesicht sehen müssen, wenn sie den Aktendeckel öffnete und eine Reihe Hochglanzfotos ihr in den Schoß rutschten.
    Er wusste genau, was sie sehen würde. Wie sich ihre Augen an die Farbe Rot heften würden, wie sich das Rot in ihr Gedächtnis fräße wie Wundbrand und das Bild in ihr faulte wie die Leichen, die die Fotos im Zustand der Verwesung festhielten. Fotos, getränkt von Schwarz und Braun und Rot, satt und voll davon. Und sehr detailliert.
    Ein Schlachtfest in Hochauflösung.
    Jessie keuchte auf. Der Laut traf ihn bis in sein Innerstes. Silas wappnete sich und wandte sich zu ihr um. Er wusste genau, dass er ein Arschloch war und es ihm egal zu sein hatte.
    Jessies Gesicht war blass, ihr Mund halb geöffnet. Sie starrte ihn an. Ihr koboldhaftes, zart geschnittenes Gesicht war anklagend, und alle Wut darin galt ihm. Eines der Fotos umklammerte sie mit einer Hand, zerknickte es dabei. »Warum?«, flüsterte sie.
    Warum. Beinahe hätte Silas laut gelacht. Stattdessen, weil er esmusste, legte er nach. »Melissa Calhoun. Bobby Jenkins. Katie Angela Morris.« Jeder einzelne Name wollte ihm in der Kehle stecken bleiben. Er spuckte sie aus, als seien sie Säure, und so verätzten sie die, die sie hörte.
    Jessie wurde noch bleicher, weiß wie eine Wand.
    »Zwei konnten nicht identifiziert werden. Keine Namen«, fuhr Silas fort. Mit professioneller Gefühlskälte ignorierte er, dass Jessie jetzt starr dasaß, unfähig, sich zu rühren. »Sie existieren einfach nicht, und diese Stadt interessiert sich einen Scheiß für sie.« Jessie senkte den Blick, starrte wieder die Hochglanzfotos an. Ihre Lippen bewegten sich, aber sie brachte keinen Ton heraus. Silas durchmaß das Wohnzimmer und ging vor Jessie in die Hocke.
    Auge in Auge mit der zerbrechlichen, unschuldigen Schwester des Hexers.
    Tu’s, jetzt, los!, dachte er und drehte das Messer in der Wunde, die er mit den Fotos in Jessies Denken und Fühlen gestoßen hatte. »Dein Bruder, Jessie, hat diese Menschen schreien lassen.«
    Die Fotos wirbelten durch die Luft, als Jessie hastig, instinktgesteuert, vor ihm zurückwich, halb die Sofalehne hinauf, mit scharrenden Füßen, verzweifelt bemüht, dem Hochglanzpapier zu entkommen. Die Bilder brannten sich ihr ein, das wusste Silas, hatte es gleich gewusst. Brannten sich in ihren Verstand, in ihr Herz, in ihre Seele.
    »Nein«, weigerte sie sich, das zu glauben, und schüttelte heftig den Kopf. Ihr Haar fiel ihr wie ein

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