DARK MISSION - Fegefeuer
Vorhang aus Seide ins Gesicht. Silas fluchte, packte Jessies Arm und zog sie brutal zurück auf das Sitzpolster der Couch. Unter dem Oberschenkel verknickte Jessie dabei eines der Fotos.
»Schau sie dir an!«, verlangte er. Er schob seine Hand unter ihren Oberschenkel und zog das Foto von Melissa Calhoun darunter hervor. Es zeigte deren zerschmettertes Becken. »Caleb Leigh und sein Zirkel haben diese Menschen zu Tode gefoltert. Glaub ja nicht, dass es schnell ging! Es war ein langsamer, qualvoller Tod.«
Jessie, das Gesicht kalkweiß, zitterte. Silas konnte ihr Zittern spüren, an ihrem Arm, da, wo er sie gepackt hielt. Sie wandte das Gesicht ab.
Es reichte noch nicht. Silas verteilte die Fotos auf ihrem Schoß. »Vielleicht haben sie deinen Bruder gemocht, Jessie, jedenfalls, bevor er angefangen hat, sie aufzuschlitzen. Bis er ein glühendes Messer in ihre Körper gestoßen hat, durch das Fleisch hinein bis in ihre Knochen. Bis er sie zu einer Opfergabe für die Dämonen gemacht hat, als deren williges Werkzeug er sich hier und jetzt sieht.«
Jessie wollte sich losreißen, fort von den Fotos, aber Silas war stärker als sie. Er spürte, wie ihre Haut unter seinem brutalen Griff brannte. Jessie war jetzt grün um die Nase, und trotzdem war es noch nicht genug. »Aufhören!«, hauchte sie, flehte sie.
»Nein!« Silas wählte ein anderes Foto aus, ein Foto eines der namenlosen Opfer und hielt es ihr vors Gesicht. »Schau hin, Jessie! Schau ihn dir an!« Nackt, ohne Kleider. Nackt, ohne Haut. »Sie haben diesen Jungen bei lebendigem Leib gehäutet. Hast du eine Ahnung, wie sich das anfühlen muss?«
Ihm flog das Foto aus der Hand, als Jessie danach schlug, mit wilden Handbewegungen alle Fotos von ihrem Schoß fegte. »Aufhören!«
Silas packte Jessie bei den Handgelenken, zog ihr die Arme in den Schoß. Mit einem Mal saß er ihr Stirn an Stirn gegenüber, Auge in Auge.
Er sah Tränen, starrte sie an.
Himmel, fang jetzt bloß nicht an zu heulen! »Vielleicht war es gar nicht Caleb«, meinte er mit rauer Stimme. »Vielleicht hat man ihn gezwungen, mitzumachen, zuzusehen. Vielleicht war er so eine Art Geisel. Hilf mir ihn zu finden, Jessie! Hilf mir, das herauszufinden!«
»Er hat nicht …«
»Er hat«, unterbrach er sie und tat, als schenkte er all ihren Versuchen, sich aus seinem Griff zu befreien, keine Beachtung. »Sieh mich an, Jessie …«
»Nein!« Mit ungeheurer Anstrengung riss sie sich los und drosch und trat auf ihn ein. Er biss die Zähne zusammen, als ein Tritt seinKnie traf, fluchte laut, als ihre spitzen Handknöchel auf seine Brust eintrommelten.
Mit einer wohlkalkulierten Drehung warf er Jessie rücklings in die dünnen Couchpolster, zwang sie nieder, ein Bein nagelte ihre Beine fest. Wieder fluchte er, dieses Mal, als sie sich wie eine fauchende Katze unter ihm aufbäumte und ihr Körper schmerzhaft mit seinem kollidierte.
Jetzt reichte es ihm. Nur noch eine feine Linie, keine fette Barriere, trennte ihn von loderndem Zorn und bitterster Enttäuschung. »Es wird wieder passieren. Geht das nicht in deinen Schädel?«, knurrte er. Er war jetzt ihrem Gesicht so nah, dass er die goldenen Flecken sehen konnte, die das Braun ihrer bernsteinfarbenen Augen sprenkelten.
Er sah tiefe Trauer und Angst in diesen Augen. Jessie lag steif und starr unter ihm; sein Gewicht nagelte sie auf dem Sofa fest. Heftig rang sie nach Atem, ihr Gesicht war vor Anstrengung rot angelaufen.
Sie war so lebendig warm, so weiblich zart und voller Gefühl in einer Welt, in der er, Silas Smith, längst zu vergessen gelernt hatte, was zart, was weich, gefühlvoll zu sein, bedeutete, wie es sich anfühlte. Und Jessie war wütend, keine Frage. Aber das reichte nicht. Sie musste es begreifen, unbedingt.
»Weil es wieder passieren wird!«, wiederholte er, ruhiger geworden. Mit Bedacht schlug er einen freundlicheren Ton an. »Auf wessen Befehl hin die Morde auch geschehen: Caleb weiß es. Wenn nicht er es ist, der das Sagen hat, dann kann er uns zum Kopf des Zirkels führen. Begreifst du das endlich, ja?«
Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ihre Brust hob und senkte sich mit jedem Atemzug. So, wie er auf ihr lag, konnte Silas ihren Körper ganz und gar spüren, jedes Detail daran. Jedes Mal, wenn sie wütend Atem holte, drückten sich ihre Brüste gegen seine Brust, kleine, sehr erotische, sehr wirkliche Brüste. An ihren zarten, schmalen Handgelenken konnte er den Puls spüren, während er sie umklammerte und
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