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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Bremse zu ziehen, versuchte, den Energiefluss zu kappen und sich zurückzuziehen. Aber wie ein Banner im Wind blähte sich die Magie, und im nächsten Moment war es passiert: Es machte hörbar Klick! , ein Laut, der Jessie durch und durch ging, und die Magie wurde zum Schlüssel, der sein Schloss fand. Kräfte fanden zu Leidenschaft. Gefühle waren ein höllisch guter Fokus.
    Plötzlich war Jessie in Silas. Sie war in seinem Verstand, in seinem Denken und Fühlen; sie steckte in seiner Haut. Sein Zorn brannte so heiß, dass es Jessie die Luft aus den Lungen presste.
    Blutrote Funken reinen Zorns tanzten ihr vor den Augen, Wut schnürte ihr schmerzhaft die Kehle zu.
    Erinnerungen, Bitterkeit überflutete Jessies Denken und Fühlen. Es ging zu schnell. Sie bekam nicht mehr zu fassen als Bilder von Blut und Flammen, heftige Wortwechsel, böse Worte, die fielen, und Blutspritzer auf einer weiß verputzten Wand.
    Jessie war zu nah dran. Es ging zu schnell.
    Sie sah mehr, als sie von dem Hexenjäger je hatte sehen wollen, von dem Mann, der Menschen wie sie am liebsten tot sah.
    Mit aller Kraft mühte sich Jessie, sich aus den mächtigen Fängenvon Silas’ Wut zu befreien. Ihr Denken riss sich los von ihm, dem Hexenjäger, bahnte sich gewaltsam einen Weg aus dem dichten Gespinst der Magie. Schmerz zuckte auf, umschloss ihr Handgelenk. Nein, verflucht, Silas’ Handgelenk! Gleißend blaues Feuer fraß eine Brandspur durch Jessies wie durch sein Fleisch. Es fraß sich hindurch und durch die Magie mit solch einer Geschwindigkeit, dass Jessies Bewusstsein aus dem Saal hinausgeschleudert wurde, fort von Silas. Dessen zorniger Blick zuckte hoch hinauf in das gleißende Sonnenlicht. Lautlos in der Leere, die Jessies Bewusstsein hinterließ, formten Silas’ Lippen Worte.
    Das Bild kippte zur Seite, drehte sich auf den Kopf. Goldener Sonnenschein verblasste zu diesigem Blau. Opulent gemusterte Tapeten verdorrten zu fleckigem Farbanstrich. Und endlich – endlich! – fand Jessie zu sich selbst zurück. Hinter ihren Schläfen wüteten Schmerz, Angst und flammender Zorn.
    Nur die Hälfte dieser Gefühle gehörte zu ihr.
    Die Mission würde Caleb umbringen . Sie wussten, dass er ein Hexer war; sie waren sich sicher, dass er Menschen umbrachte …
    Nein .
    Übelkeit überfiel Jessie; ihr Magen hob sich bedenklich. Ihr blieb nur eine Gnadenfrist von einer Sekunde, bis ihr ihr Mageninhalt die Kehle hinaufschösse.
    Auf schwankenden Beinen machte Jessie, dass sie ins Badezimmer kam.
    Über der Kloschüssel übergab sie sich so lange, bis der gesamte Mageninhalt herausgewürgt war. Als Jessie sich wieder bewegen konnte, ohne dass der Boden unter ihren Füßen schwankte wie ein Schiffsdeck im Sturm, stemmte sie sich hoch. Sie zitterte am ganzen Leib, taumelte hinüber zu dem zersprungenen Waschbecken und hielt sich mit beiden Händen an dessen Rand fest. Nur so vermochte sie das Gleichgewicht zu halten. Im Spiegel starrte ihr ein blasses, schweißnasses Gesicht entgegen.
    »Reiß dich bloß am Riemen!«, sagte sie zu dem Gesicht. Sie atmeteein, zählte bis drei. Ihr widerspenstiger, gereizter Magen wollte sich partout nicht beruhigen.
    Die Übelkeit war nichts Neues. Wenn man zurückschnellte wie ein Gummiband, hatte man nun mal, zumindest sie, Jessie Leigh, das Gefühl, die Hälfte der lebensnotwendigen Organe zurückgelassen zu haben. Allerdings war es Jahre her, dass Jessie derart vollständig Verbindung mit jemandem gefunden hatte. Derart mühelos. Und auch da nur mit Caleb.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Und was hatte Jessie nun erfahren? Was hatte sie gesehen?
    Missionare nannten sie sich selbst. Killer waren sie, jeder Einzelne von ihnen, und Jessie hatte vier gesehen. Silas, die exotische Schönheit namens Naomi West, den Anführer namens Peterson und den Glatzkopf.
    Vier, hatte Silas ihr gesagt, vielleicht fünf.
    Eine eigenständig operierende Einsatzgruppe. Ihr Ziel: Jessies Bruder zu töten.
    Jessie drehte den Wasserhahn auf, klatschte sich reichlich kaltes Wasser ins Gesicht und spülte ihren Mund aus. Danach konnte sie wieder normal Luft holen, ohne den sauren Geschmack von Galle auf der Zunge zu haben. Sie tupfte sich das Gesicht trocken und kontrollierte noch einmal ihr Spiegelbild.
    Sie war immer noch blass. Müde. Daher fielen die gerötete Haut um die Wundkrusten am Mundwinkel und an der Unterlippe umso mehr ins Auge. Es sah aus, als habe Jessie auf einem kaputten Rotstift herumgekaut. Aber sie konnte das Kinn hoch

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