Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
um ihn über ein paar Einzelheiten über Raphael
auszuquetschen.
„Ich bitte
Sie ja nicht darum, mir zu erzählen, was er zu Ihnen gesagt hat, ich möchte
doch nur wissen, ob er auf Ihrer Liste von Verdächtigen steht. Ich bin einfach
besorgt, angesichts seiner früheren Erfahrungen mit der Polizei ...“ Ich
beendete meinen Satz absichtlich nicht, in der Hoffnung, er würde anbeißen,
aber offensichtlich war das nicht das erste Mal, dass man ihn zu ködern
versucht hatte.
„Mr St. John
hat mir gegenüber nichts davon erwähnt, dass Sie mit seiner Vorgeschichte
bezüglich der Polizei vertraut wären.“ In seiner Stimme klang leise
Missbilligung mit.
Ich bemühte
mich, unter seinem bohrenden Blick nicht auf dem Stuhl hin und her zu rutschen.
„Raphael und ich stehen uns sehr nahe, wie ich Ihnen ja schon erzählt habe. Und
wir haben uns sowohl über die gegenwärtige Lage als auch über Angelegenheiten
der Vergangenheit unterhalten.“ Das war die reine Wahrheit. Irreführend -
sicher; darauf abzielend, den falschen Eindruck zu erwecken, dass ich über
alles Bescheid wusste - wohl wahr; aber trotzdem immer noch eine Form der
Wahrheit. „Ich bin mir sicher, dass es ihm lediglich entfallen ist, dies Ihnen
gegenüber zu erwähnen.“
„Verstehe.
Und was wollen Sie jetzt von mir hören?“
„Dass Sie
ihn nicht für den Hauptverdächtigen in diesem Fall halten.“
Inspektor
Bartos sah mich einfach nur aus halb geschlossenen Augen an.
„Ach, kommen
Sie schon“, sagte ich in sein Schweigen. „Nur weil Raphael in der Vergangenheit
schon mal mit der ... na ja, mit der Polizei zu tun gehabt hat, heißt das noch
lange nicht, dass Sie ihm das jetzt einfach in die Schuhe schieben können. Er
hat Tanya genauso wenig ermordet wie ich! Wenn ich keine Verdächtige bin, dann
gibt es keinen vernünftigen Grund, warum Sie Raphael auf Ihre Liste setzen
sollten.“
Er warf mir
einen weiteren seiner Märtyrerblicke zu. „Oh, Miss Randall, wann habe ich Ihnen
denn bloß den Eindruck vermittelt, dass Sie nicht auf dieser Liste
stehen?“
Ich starrte
ihn mit offenem Mund an, zutiefst schockiert, dass er glaubte, ich sei zu einem
Mord fähig. Er nutzte die Gelegenheit schamlos aus, dass ich einmal sprachlos
war, eskortierte mich aus der Schänke hinaus und wünschte mir noch einen
schönen Tag.
Ich steuerte
auf direktem Wege die Bank vor dem Hotel an, um mich dort niederzulassen, die
frische Luft einzuatmen und es zu genießen, nicht mehr ausgequetscht zu werden.
Roxy, die ebenfalls befragt und vor mir wieder entlassen worden war, plauderte
gerade mit einer Gruppe von Leuten, die sich auf eine Fahrradtour
vorbereiteten. Ich ließ mich kraftlos neben sie plumpsen.
„Also
wirklich! Stell dir das mal vor! Der gute Inspektor glaubt doch tatsächlich,
dass ich Tanya umgebracht habe!“, brach es aus mir hervor.
Roxy zuckte
nur mit den Schultern und rief den Radlern, die nun in die Pedale traten, noch
einen Abschiedsgruß hinterher.
„Was soll
denn dieses Schulterzucken?“, wollte ich wissen. „Möchtest du damit vielleicht
sagen, du bist nicht überrascht, dass deine beste Freundin auf der ganzen
großen Welt eine Mordverdächtige ist, oder meinst du vielmehr, dass das alles
einfach zu blöde ist, um daran Worte zu verschwenden, und du darum nicht einmal
versuchen möchtest, deine Verachtung für einen Mann in Worte zu fassen, der
solch eindeutig falschen Anschuldigungen von sich gibt?“
„Wir müssen
dir unbedingt Valium oder so besorgen. Du rastest ja gleich aus.“
„Ich raste
nicht aus, ich wurde gerade von der Polizei in die Mangel genommen. Bartos
stand kurz davor, den Gummischlauch herauszuholen. Ich bin bloß überrascht,
dass er nicht gleich ein paar Zigaretten auf mir ausgedrückt hat, um zu sehen,
ob ich dann auspacke.“
Roxy
kicherte und stand auf, wobei sie mich mit sich zog. „Immerhin hast du deinen
Sinn für Humor wiedergefunden. Ich bin froh, dass du nicht mehr wegen deinem
Tattoo-Knaben deprimiert bist. Und jetzt komm, wir müssen einige Ermittlungen
anstellen. Während du da drin warst und dir Bambusstückchen unter die
Fingernägel hast rammen lassen, war ich nämlich schon fleißig.“
„Wie, fleißig?“,
fragte ich, während wir uns der Wiese und dem Marktgelände näherten.
„Ich habe
mit jedem vom Markt geredet, der zum Hotel kam, um bei der Polizei seine
Aussage zu machen. Beeil dich, wir haben einen Termin bei deinem
Lieblingsvampir und sind schon spät dran.“
„Christian?“
Ich
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