Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
ich
dich nicht gebeten hätte, die ganze Mühe auf dich zu nehmen, wenn es kein
Notfall wäre! Aber nach diesem Date gestern Abend mit Mister Krakenarme ...
Tja, eine Frau muss eben etwas unternehmen, wenn selbst nach Dates weit und
breit kein geeigneter Lover in Sicht ist. Und natürlich kann Joy ebenfalls jede
erdenkliche Hilfe gebrauchen!“
„Hey!“ Ich
bedachte Roxy mit einem wütenden Blick, aber sie grinste mich nur an.
„Ich mache
mir schon eine ganze Weile Sorgen um sie. Sie hat einen Job ohne
Aufstiegschancen, einen Exfreund, der selbst einen Eiswürfel zu Tode langweilen
würde, und keine anderen Hobbys als Lesen.
Wenn wir die
Sache jetzt nicht anpacken, verbringt sie den Rest ihres Lebens als keuscher
Single in einem kleinen rosa Haus mit siebenunddreißig Katzen, die alle Kevin
heißen, und hat zum Reden nur ihre erfolgreichen, glücklichen, katzenlosen
Freundinnen.“
„Du leidest
unter Wahnvorstellungen“, sagte ich herablassend. „Und fürs Protokoll: Du hast
genauso wenig Aufstiegschancen wie ich!“
„Wenn du
also in nächster Zukunft keinen geeigneten Mann für Joy auftauchen siehst“,
fuhr Roxy fort, ohne auf meine Bemerkung einzugehen, „wäre es besser, wenn du
lügen würdest. Sag einfach, du hast einen gesehen.
Sie ist
verzweifelt, wenn du verstehst, was ich meine.“
Und einsam.
Ich war bereit, das zuzugeben. Sehr einsam. Ich wirbelte das Eis in meinem Glas
herum und dachte über meine Einsamkeit nach. „Ich bin nicht verzweifelt, Rox.
Ich bin nur ... zu haben.“
„Nun, wir
können ja immer noch in Deutschland suchen, falls wir keine netten
amerikanischen Männer finden.“
Miranda
öffnete die Augen und sah Roxy fragend an.
„Deutschland!“,
rief ich ihr in Erinnerung. „Roxy und ich gehören zu der Truppe, die zur
Frankfurter Buchmesse fährt. Ich muss zugeben, so einen leckeren blonden
Deutschen würde ich nicht von der Bettkante stoßen. Glaubt ihr, da gibt's auch
welche in Lederhosen?“
Miranda
öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich jedoch anders und
schüttelte den Kopf. Sie fuhr mit ihrem leisen Gemurmel fort, bei dem es sich
laut dem Spickzettel, den Roxy mir vorher gegeben hatte, um ein Gebet handelte,
in dem sie die Göttin um Kraft und Erleuchtung bat.
Ich
beschäftigte mich eine Weile damit, kleine Eisstückchen in Davides Richtung zu
schnippen, bis Miranda die Augen öffnete und mich mit einem Blick zur Ordnung
rief, der einem Tiger die Streifen aus dem Fell gebeizt hätte. „Jetzt müsst ihr
euch beide konzentrieren und euch euren Idealmann vorstellen. Öffnet euch dem
Bild, das tief in euren Herzen und Seelen verankert ist. Konzentriert euch auf
dieses Bild, ruft es euch ins Bewusstsein und sammelt euch so lange, bis eure
Gedanken nur noch um dieses Bild kreisen.“
„Oh, prima,
Zeit zum Träumen!“ Ich rieb mir die Hände und baute mir meinen Traummann aus
den besten Teilen von Colin Firth, Alan Rickman und Oded Fehr zusammen, die
vereint ein höchst ansehnliches Gesamtpaket ergaben, bei dem einem das Wasser
im Mund zusammenlief.
„Ich bin
zuerst dran!“, rief Roxy schnell und ich sah sie giftig an. Als Miranda seufzend
nickte, richtete Roxy sich im Sitzen auf und machte sich so groß, wie sie es
mit ihren knapp eins fünfundfünfzig eben konnte. Sie schloss die Augen und
begann, die einzelnen Punkte an ihren Fingern abzuzählen. „Okay, hier ist meine
Bestellung: Er sollte nicht zu groß sein, das ist Punkt Nummer eins und ganz
wichtig.
Gott weiß,
wie viele Dates mit großen Männern ich schon hatte. Wisst ihr, wie irritierend
es ist, wenn man einem Mann immer direkt auf die Brustwarzen glotzt? Ich hätte
gern jemanden von mittlerer Größe, bitte. Und um es dir ein bisschen leichter
zu machen, bin ich nicht wählerisch, was die Farbe der Haare und Augen angeht.
Und der Mann muss nicht mal besonders gut aussehen, solange er richtig schöne
Hände hat, kochen kann und ganz, ganz viele Kinder haben will.“
Miranda
stand lächelnd auf und begann, rings um den Kerzenkreis Rosenblätter zu
verstreuen, während sie ihren Sprechgesang fortsetzte. Dabei blieb sie viermal
stehen und machte Schutzgesten in alle Himmelsrichtungen.
„Und er muss
Humor haben. Darauf kann ich keinesfalls verzichten.
Kandidaten,
die sich als humorlos erweisen, werde ich aussortieren müssen.
Das Leben
ist einfach zu kurz, um sich mit einem Kerl abzugeben, der nicht auch ab und zu
mal ein bisschen Quatsch macht.“
„Verstehe.
Und du,
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