Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
du solche Dinge vor dieser vache sagen?“
„Wisst ihr“,
sagte ich zu niemand Bestimmtem, „ich bin es allmählich leid, eine Kuh genannt
zu werden.“
Raphael zog
beide Augenbrauen hoch und bedachte mich mit einem Blick, der die Runzeln aus
einer Dörrpflaume gedämpft hätte. Ich hatte größte Lust, ihm auf der Stelle die
Kleider vom Leib zu reißen, doch dann fiel mir ein, dass er mir diese
Idee bestimmt wieder in den Kopf gepflanzt hatte. Ich sah ihn wütend an.
„Du bist
böse auf mich“, fuhr Tanya unbeirrt fort.
„Du kannst
nicht ernst meinen, was du da sagst. Ich verzeihe dir dieses eine Mal, aber du
darfst auf ihre Versuche, dein Interesse zu erregen, nicht eingehen!“
Erregen -
was für ein schönes Wort! Ich sah Raphael an. Er sah mich an. Einige Teile von
mir, die der Öffentlichkeit vorenthalten bleiben, holten ihre Pompoms hervor
und brachen in Hurrarufe aus.
„Du beginnst
mich zu langweilen, ma petite“, entgegnete Dominic und löste seinen Arm
aus Tanyas Umklammerung. Dann drehte er sich zu seinem Begleiter um. „Da ich
keine Verwendung mehr für sie habe, gehört sie dir, wenn du willst, Milos.“
Das war also
Dominics Geschäftspartner? Ich speicherte diese Information ab, während ich
einen Schritt auf Raphael zuging. Seine Muskeln spannten sich an, als wollte er
mir entgegenkommen, aber das gestattete er sich nicht. Ich stemmte die Hände in
die Hüften und befahl meinen Beinen, stehen zu bleiben.
„Alles in
Ordnung?“, fragte Christian mich leise.
„Mir geht es
gut“, flüsterte ich zurück. „Ich habe nur ein kleines Kontrollproblem mit einem
Vampir, der versucht, mich rumzukriegen. Kein Grund zur Sorge!“
Er wirkte
irritiert, aber ich lächelte ihn beruhigend an.
„Was andere
ausrangieren, nehme ich grundsätzlich nicht mehr, nicht einmal von dir, mein
Bruder.“ Milos musterte Tanya geringschätzig. „Sie interessiert mich nicht.“
„Connard!“, fuhr Tanya ihn an und stürzte sich auf Dominic. Milos wirkte gänzlich
unbeeindruckt. Er gab seinen Gemütszustand nicht im Geringsten zu erkennen und
sah nicht einmal gelangweilt aus. Er war der gleichgültigste, beherrschteste
Mensch, den ich je gesehen hatte. Raphael setzte zwar dann und wann eine
unbeteiligte Miene auf, aber das war nur eine Maske, hinter der er seine
Gefühle verbarg.
Unwillkürlich
schaute ich wieder zu ihm hin und bewunderte sein herrliches Profil.
„Stimmt was
nicht?“, zischte Roxy mir ins Ohr. „Du siehst plötzlich wieder so komisch aus.“
„Es ist
Raphael“, raunte ich ihr zu. „Er macht irgendwas mit mir. Von Gehirn zu Gehirn.
Er ist böse.“
Roxy bekam
große Augen.
„So darfst
du mich nicht bestrafen!“, schrie Tanya Dominic an und hielt ihn an seinem
Umhang fest. Er knurrte sie in einer anderen Sprache an und entriss ihr wütend
das Cape.
„Du meinst,
er will sich mit dir verbinden? Jetzt? In diesem Moment?“, fragte Roxy leise
und taxierte Raphael, während sie sich gleichzeitig bemühte, die Szene mit den
zwei Männern und Tanya im Auge zu behalten. „Was tut er denn genau?“
Fest
entschlossen, mich nicht von Raphael beeinflussen zu lassen, riss ich meinen
Blick von ihm los und konzentrierte mich auf Tanyas gequältes Gesicht. Obwohl sie
versucht hatte, mich die Treppe hinunterzustürzen, verspürte ich einen Anflug
von Mitleid mit ihr, weil Dominic sie so grausam behandelte. Okay, einen sehr
kleinen Anflug.
„Was
tuschelt ihr beiden denn die ganze Zeit?“
Christian
beugte sich zu uns vor.
„Es ist
wegen Joy. Ihr Vampir macht etwas mit ihrem Kopf.“
„Wirklich?“,
fragte er und sah mir prüfend ins Gesicht. „Sie sieht gar nicht verändert aus.
Was macht er denn mit ihr?“
„Das ist
alles ihre Schuld!“, kreischte Tanya, ohne zu merken, dass immer mehr Leute zu
uns herübersahen. Sie fuhr herum und zeigte aufgebracht auf mich. „Sie hat dich
verhext! Du bist verloren, wenn ich das nicht rückgängig mache. Nur ich habe
die Macht, dich vor ihr zu retten!“
Ich hob
beschwörend die Hände. „Hokus, pokus, fidibus!“
Tanya wurde
knallrot vor Zorn.
„Sie hat
wieder diese Visionen, nicht wahr, Joy?“
Roxy zupfte
mich am Ärmel.
„Nein,
diesmal ist es anders“, zischte ich, aber ich wollte nicht zugeben, dass
Raphael mich mit ein paar schmutzigen Gedanken, die er mir in den Kopf setzte,
derart beeinflussen konnte. Das war mir zu peinlich.
„Ma
petite, du gehst zu weit! Mon ange hat nichts Böses in der Seele.
Nur wem das Böse nicht fremd
Weitere Kostenlose Bücher