Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
so fühle ich mich einfach besser. Ich
nehme nicht an, dass Sie geneigt sind, mich an den Ort zu führen, wo Sie
Christian festhalten?“
Sie ging an mir vorbei und öffnete eine große Flügeltür. „Festhalten?
Der Dunkle ist nicht unser Gefangener, falls Sie das glauben. Ich werde ihn
fragen, ob er Sie zu sehen wünscht.“
„Wenn Sie so freundlich wären“, entgegnete ich eine Spur zu gereizt,
aber die deutlich wahrnehmbare Anwesenheit eines grauenerregenden Wesens mit
einer Macht, wie ich sie noch nie gespürt hatte, machte mir Angst, und ich war
zugleich wütend, weil Christian von derart furchtbaren Leuten festgehalten
wurde. Ich spähte neugierig durch die geöffnete Tür in den dahinter liegenden
Raum, aber Phillippa schnalzte missbilligend mit der Zunge, bevor sie den
dunklen Korridor zum hinteren Teil des Hauses hinunterging.
„Ah, die Geliebte ist eingetroffen!“, sagte Eduardo hinter mir. Er
lehnte lässig an dem Geländerpfosten am Fuß der Treppe und kam nun auf mich zu,
um mich in die geräumige Bibliothek zu führen. Die Wände waren von der Decke
bis zum Boden voll mit Bücherregalen, vor denen zwei große Schreibtische
thronten, und an der Längsseite befand sich eine Sitzgruppe mit weinroten Sofas
und Sesseln. Über dem Marmorkamin hingen - umgeben von kleineren Säbeln und
gefährlich aussehenden Dolchen - zwei gewaltige gekreuzte Breitschwerter.
Mir schwante, dass jemand Probleme bekommen würde, und ich wusste auch
schon, wer.
„Sehr ungewöhnliche Augen. Verständlich, dass Sie sie hinter einer
Brille verstecken. Es würde mich sehr interessieren, den Zusammenhang zwischen
der eigenartigen Farbgebung und Ihren besonderen Fähigkeiten zu untersuchen.
Aber ich muss gestehen, Allegra Telford, ich hatte Sie früher erwartet!“
„Ich wurde aufgehalten. Ich musste erst noch den Dunklen aufpäppeln,
den Sie ausgehungert haben, und dann hatten wir noch ein kleines Problem mit
dem Dämon, den Sie uns geschickt haben.“
Er hob beschwichtigend die Hände und bot mir einen Sessel an. Ich
verschränkte die Arme vor der Brust und blieb stehen, damit ich im Notfall
schnell reagieren konnte. Eduardo setzte sich auf ein Sofa, und als er die
Beine übereinander schlug, sah ich seine lachsfarbenen Socken. Ich weiß nicht,
warum ich sie so witzig fand, aber bei ihrem Anblick musste ich unwillkürlich
grinsen.
„Ach ja, Sebastian. Ich hatte gedacht, er würde vielleicht an unserem
Gespräch teilnehmen.“
„Wenn Sie glauben, ich würde ihn gegen Christian austauschen, dann
sind Sie verrückt. Ich würde nicht einmal einen Goldfisch in Ihre Obhut geben!“
Eduardo winkte ab. „Aber meine Liebe, wir haben gar keine Verwendung
mehr für Sebastian. Machen Sie mit ihm, was Sie wollen! Als sich herausstellte,
dass er für unsere Zwecke nicht geeignet ist, haben wir ihn lediglich als Köder
eingesetzt. Und dadurch haben wir genau das bekommen, was wir haben wollten.“
Ich überlegte fieberhaft. „Warum ziehen Sie Christian vor? Sie sind
doch beide gleich, beide sind Dunkle, nur dass Christian...“ Ich hielt inne,
denn mir klangen plötzlich Noelles Worte in den Ohren.
Eduardo nickte. „Christian hat eine Geliebte, Sebastian nicht. Deshalb
mussten wir darauf warten, dass Christian den armen Sebastian aufspürt.“
„Moment mal!“ Da stimmte doch was nicht. „Dass Christian eine Geliebte
hat, konnten Sie doch gar nicht wissen, als Sie Sebastian geschnappt haben -
und auch später nicht, als sich herausstellte, dass Letzterer keine hat. Ich
kenne Christian doch erst seit ein paar Tagen.“
„Wir waren darauf vorbereitet, zu warten.“ Eduardo zuckte mit den
Schultern, aber bei ihm wirkte es nicht halb so elegant wie bei Christian. „Bis
irgendwann ein Dunkler, der sich mit einer Menschenfrau vereinigt hat, in
unserer Nähe auftaucht.“
„Aber warum Sie?
Warum wollen ausgerechnet Sie die Geliebte eines Dunklen? Was
haben Sie denn mit dem Dämonenfürsten zu tun?“
„Asmodeus“, hörte ich eine vertraute samtige Stimme sagen. Ich drehte
mich ruckartig um, und mein Herz klopfte wie wild, als ich Christian hereinkommen
sah, gefolgt von dem kleinen dunkelhaarigen Mann, den ich im Traum gesehen
hatte.
Christian?
„Ah, da bist du ja! Sehen Sie, Allegra Telford? Christian ist nicht
unser Gefangener. Ganz im Gegenteil, er ist ein hochgeschätzter Gast!“
Ich ging auf Christian zu, aber als ich seine Augen sah, blieb ich wie
angewurzelt stehen. Sie waren pechschwarz, doch sie glänzten
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