Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
haben!“
„Oh, tut mir leid. Es ist mir in der Tat gestern Abend... besser
gesagt heute in den frühen Morgenstunden gelungen.“
„Und was meinen Sie? Ist die Katze an die Frau gebunden?“
Ich dachte daran, wie Esme die arme Katze geküsst und geherzt hatte.
„Ganz sicher ist sie das. Die alte Dame ist ganz vernarrt in sie und nennt sie
,Schnuckel'. Das sagt wohl alles.“
„In der Tat!“ Die Eremitin sah mich mit großen Augen an. „Und das ist
auch die Antwort auf Ihre Frage. Der Katzengeist ist mit Sicherheit an den
Geist der alten Dame gebunden. Wenn sie nicht gehen will, können Sie die Katze
auch nicht weiterschicken.“
„Aber ich habe versucht, die Katze zu befreien, bevor ich den anderen
Geist beschworen habe.“
Sie zuckte mit den Schultern und rückte die Perlenkette zurecht, die
sie über ihrer rosaroten Bluse trug. „Aneinander gebunden sind sie trotzdem“,
entgegnete sie.
Dann gab sie mir noch ein paar Hinweise, die ich mir notierte, um sie
bei zukünftigen Befreiungsritualen zu beachten.
„Erzählen Sie mir doch etwas mehr über den Geist, der sich nicht
befreien lassen will“, sagte Phillippa.
Ich seufzte. „Ach, diese Esme. Sie ist... Oh, mein Gott! Was machen
Sie denn hier?“
Ich starrte entsetzt die durchsichtige grau gelockte Frau mit dem
schlabberigen alten Bademantel und der dreibeinigen Katze im Arm an. „Guten
Tag, Allie. Sie haben mich gerufen?“
„Verschwinden Sie!“, zischte ich und wedelte mit den Händen, um sie zu
vertreiben, während ich mit einem Blick über die Schulter festzustellen
versuchte, wie viele Leute die überraschende Geistererscheinung mitbekommen
hatten. Zum Glück schaute gerade niemand in unsere Richtung, aber es würde
sicherlich nur ein paar Sekunden dauern, bis jemandem auffiel, dass die dritte
Person an unserem Tisch ungefähr fünfzehn Zentimeter über dem Stuhl schwebte.
Esme sah mich beleidigt an.
„Sie haben den Geist nicht auf das Zimmer festgelegt?“, fragte die
Eremitin überrascht.
„Wir trinken Tee? Was für eine reizende Idee. Dieses Vergnügen hatte
ich schon lange nicht mehr. Wie geht es Ihnen? Ich bin Esme Cartwright, Allies
Freundin. Wie ich sehe, sind Sie auch Beschwörerin.“
„Auf das Zimmer festgelegt? Ich habe sie verankert, wenn Sie das
meinen. Esme, gehen Sie! Lösen Sie sich in Luft auf, sonst sieht Sie noch
jemand!“ Ich stützte den Kopf auf die Hände und schaute verstohlen über den
Rand meiner Brille, um zu prüfen, ob schon jemand auf uns aufmerksam geworden
war.
„Sie müssen einen Geist immer auf einen bestimmten Ort festlegen“,
belehrte mich Phillippa und musterte Esme und die Katze alles andere als
begeistert. „Dann bleibt er auch dort. Als Beschwörerin rufen Sie ihn nämlich
sonst herbei, wenn Sie nur seinen Namen aussprechen.“
„Oh Gott, das wusste ich nicht! Esme, würden Sie bitte verschwinden!“
„Mmm, Earl Grey. Den habe ich früher immer gerne getrunken. Wer ist
Ihre Begleiterin, Allie?“
In diesem Moment zerschellte irgendwo hinter mir Geschirr auf dem
harten Fliesenboden, und eine Frau schrie auf - man war also auf uns aufmerksam
geworden.
„Sie heißt Phillippa und ist eine Eremitin, und bitte, bitte, bitte,
verschwinden Sie jetzt, Esme! Sie bringen mich in ernste Schwierigkeiten.“
„Nun, wenn Sie mich so nett bitten...“ Esme löste sich auf, bis nur
noch ein schwaches Schimmern in der Luft von ihr zu sehen war.
„Gott sei Dank ist sie weg“, stöhnte ich und schlug die Hände vors
Gesicht. Rasch wandte ich die einzige Art von mentaler Manipulation an, von der
ich hin und wieder Gebrauch machte: Ich löschte die Erinnerung an Esme aus dem
Gedächtnis der Frau, die ihren Freundinnen gerade völlig hysterisch erzählte,
was sie gesehen hatte. Sie verstummte augenblicklich.
„Ich bin nicht weg, meine Liebe! Ich bin immer noch hier bei Ihnen.
Soll ich wieder in Erscheinung treten?“ Esmes Stimme mochte zwar geisterhaft
sein, aber sie war laut und deutlich zu hören.
„Nein!“, fuhr ich auf, dann senkte ich die Stimme und zischte mit
zusammengebissenen Zähnen: „Bleiben Sie einfach in diesem Zustand und rühren
Sie sich nicht! Phillippa, was soll ich jetzt tun? Wie bekomme ich sie wieder
in das Hotelzimmer? Sie kann unmöglich bei mir bleiben! Ich habe heute
Nachmittag noch etwas vor, und sie wird sicherlich immer wieder...“
„Ich mache Ihnen keine Schwierigkeiten, meine Liebe!“, beeilte sich
Esme zu sagen.
„Nein“, sagte ich bestimmt zu der
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