Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
ist.“
„Hast du öfter solche Träume?“
Ich wollte nicht über den Traum reden. Ich wollte nicht daran denken.
Ich wollte das Bild von Christians Gesicht, als er sein Leben gab, um mich zu
retten, aus meinem Gedächtnis löschen. Ich wollte ihn genauso vergessen wie den
Traum und einfach wieder in das Leben zurückkehren, das ich geführt hatte,
bevor ich in dieses furchtbare Land gekommen war.
Lügnerin!, schalt ich mich.
Ich ließ meinen Kopf auf die Knie sinken und kniff die Augen zu, weil
ich nicht wollte, dass Christian mich weinen sah. Er würde mich trösten wollen,
und wenn er das tat, würde ich es möglicherweise nicht schaffen, wieder in mein
Einsiedlerdasein zurückzukehren.
Warum willst du einsam sein, wenn du Christian haben kannst?, fragte
mich mein Bewusstsein.
Du kannst mich mal!, erwiderte ich.
Der Traum war eine Warnung. Meine Träume zeigten mir häufig, was
passierte, wenn ich nichts unternahm, um das Schicksal in die richtigen Bahnen
zu lenken. Ich hatte keine Ahnung, wer der zweite Dunkle gewesen war und warum
Christian mir gesagt hatte, ich solle ihm vertrauen, wo er doch eindeutig sein
Leben für mich geopfert hatte... Mir kamen die Tränen, als ich mich daran
erinnerte, wie Christian dem Fremden sein Handgelenk dargeboten hatte. Ich rieb
mir die Augen und wiegte mich sachte, während in meinem Inneren ein heftiger
Kampf tobte. Das Bedürfnis, mit Christian zusammen zu sein, ihn von der
Finsternis zu erlösen und ihm etwas anderes dafür zu geben, stand gegen das
Wissen, dass ich alles aufgeben musste, was mir lieb und teuer war, wenn ich
ihn retten wollte.
Christian erhob sich wortlos vom Bett und ging nach nebenan ins Bad.
Ich hatte bereits am Abend die Marmorwanne, die goldenen Armaturen und die von
Hand strukturierten Wände bestaunt. Dieses Badezimmer lud wahrhaftig zum
Verweilen ein, aber es war schon merkwürdig, dass Christian sich ausgerechnet
in dem Moment genötigt sah, es aufzusuchen, als ich meinen Zusammenbruch hatte.
Ich vergoss schniefend ein paar Tränen auf meine Knie.
„Komm, ich habe dir ein heißes Bad eingelassen“, sagte er wenige Minuten
später. Feuchte Haarsträhnen klebten mir im Gesicht, als ich betrübt zu ihm
aufsah. „Ich dachte, das könnte dir gut tun.“
Ein Bad, was für eine herrliche Vorstellung! Aber... Ich umklammerte
meine Knie noch fester.
Er drehte sich um, ging zu einem großen Kleiderschrank und holte einen
chinesischen Morgenmantel aus roter Seide heraus. Ich nahm ihn dankbar
entgegen, zog ihn rasch über und verschwand im Bad. Mit seinem Luxuskörper
dachte sich Christian vermutlich nichts dabei, nackt herumzulaufen - und ich hatte
weiß Gott meine Freude daran, wenn er das tat -, aber ich wollte wirklich nicht
im Evaskostüm vor ihm herumspazieren. An der Badezimmertür blieb ich stehen und
sah ihn an. „Ich danke dir!“
Er quittierte meinen Dank mit einem Nicken.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich abgeschrubbt und meinen
Körper von den Nachwirkungen des Albtraums gereinigt hatte, aber als ich
schließlich in einer nach Jasmin duftenden Dampfwolke aus dem Bad kam, hatte
ich zwei Entscheidungen getroffen. Erstens wollte ich die Tatsache unbeachtet
lassen, dass Christian mich als seine Geliebte bezeichnet hatte. Es war ihm
sicherlich nur herausgerutscht, weil wir im Bett ganz gut miteinander
harmonierten, und bedeutete mitnichten, dass ich die Einzige war, die seine
Seele retten konnte. Wir waren gut gewesen, sagte ich mir, aber so gut
nun auch wieder nicht.
Zweitens hatte ich beschossen, dass ich Christians Wunsch, nichts auf
eigene Faust zu unternehmen, leider nicht entsprechen konnte. Er hatte mir
gesagt, dass er es für gefährlich hielt, wenn ich mich allein mit Guarda traf,
und in meiner geistigen Verwirrung - ich lag schließlich nicht jeden Tag mit
einem Vampir im Bett - hatte ich nicht widersprochen, als er mich bat, meine
Verabredung mit Guarda auf den frühen Abend zu legen, damit er auf mich
aufpassen konnte. Das war allerdings vor dem Traum gewesen. Inzwischen wusste
ich jedoch, was geschehen würde, wenn Guarda und Eduardo herausfanden, wer
Christian war - und ich würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um das zu
verhindern.
Christian war inzwischen eingeschlafen, und als ich nun vor seinem
Bett stand und ihn betrachtete, kam ich zu dem Schluss, dass meine dritte
Entscheidung ziemlich vernünftig war: Ich wollte seine Einladung, bei ihm zu
wohnen, annehmen. Es gab keinen Grund, mich unglücklich
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