Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
betrachtete es neugierig.
„Ah... oh, ja. Ich muss Sie wohl nicht daran erinnern, dass ich
Sie...“
Das nächste Buch flog aus dem Regal.
„...dass ich Sie an die Hüter binde, wenn Sie sich nicht benehmen. Und
da keiner in dieser Bunde Wert darauf legt, in meine Tasche gequetscht zu
werden, vertraue ich darauf, dass Sie sich so benehmen, dass diese Maßnahme
nicht nötig sein wird.“
Unvermittelt segelte eine rote Rose durch die Luft und landete zu
meinen Füßen.
„Oh, wie romantisch!“, rief Esme, und ihre Katze begann interessiert
an der Blüte zu schnuppern.
„Was sollen wir'n machen, wenn Sie weg sin'? Einfach nur rumsitzen und
der alten Irren zugucken, wie sie auf das Ding da draufhaut?“
Ich machte einen großen Schritt über die Rose und nahm die
Fernbedienung für den Fernseher zur Hand, der in einer Eichekommode versteckt
war. „Ich schalte den Fernseher ein, aber nur leise. Sie können sich damit
beschäftigen oder aus dem Fenster gucken oder meinetwegen auch einfach nur Däumchen
drehen - Hauptsache, Sie bleiben in diesem Zimmer.“
Jem entglitten vor Überraschung sämtliche Gesichtszüge, und er starrte
mit offenem Mund den Fernseher an. „Was'n das?“
„Das ist ein Fernseher, aber ich habe jetzt keine Zeit, dir das zu
erklären. Esme, Sie haben so etwas schon mal gesehen, nicht wahr?“
„Oh ja, das habe ich. Das Zimmermädchen, das zum Saubermachen kam, hat
ihn jeden Tag eingeschaltet. Mein Schnuckelschatz und ich sind große Fans von Coronation
Street .“
Zwei weitere Rosen fielen vor mir auf den Boden, während ich ein
heftiges Rütteln an meinen Bewusstseinsbarrieren wahrnahm. „Gut, dann erklären
Sie Jem, was ein Fernseher ist. Alis, was ist eigentlich Ihr Problem ?“
„Sie war Haushälterin, meine Liebe.“
„Und?“
„Bei einem Mann, der eine beachtliche Porzellansammlung besaß. Weil
sie so wertvoll war, bestand er darauf, dass Alis sie ganz allein in Ordnung
hielt. Da verwundert es nicht, dass sie solche Kunstgegenstände hasst.“
„Hmmm.“ Ich beobachtete Alis eine Weile. „Glauben Sie, sie könnte ihre
Energien so konzentrieren, dass sie tatsächlich Schaden anrichtet?“ Geister
waren unter bestimmten Umständen durchaus in der Lage, Gegenstände zu bewegen -
wie an den Rosen zu sehen war, die mir vor die Füße fielen. Christians Vase und
die zerbrechliche Büste einer griechischen Göttin, die gleich daneben stand und
ebenfalls Alis' Interesse geweckt hatte, waren sicherlich sehr wertvoll, und
die Vorstellung, dass sie sie kaputt machte, war mir äußerst unangenehm.
Esme riss ihren Blick von dem Fernseher los und sah mich nachdenklich
an. „Ich bezweifle es, obwohl der Gentleman, der Sie so verzweifelt auf sich
aufmerksam zu machen versucht, offenbar diese Fähigkeit besitzt.“
In diesem Moment löste sich die bläulich-grüne Jadevase von ihrem
Sockel, stieg zehn Zentimeter in die Luft und neigte sich zur Seite.
„Sofort wieder hinstellen!“, knurrte ich und holte meine Kreide und
das Aschefläschchen aus der Tasche. „Ganz vorsichtig, sonst beschwöre ich dich
nicht!“
Die antike Vase sank langsam wieder auf den glänzenden Holzsockel.
Ich zeichnete einen Kreis auf den Boden, malte hastig die Symbole in
die Luft und sprach die Formel, obwohl ich mich sehr darüber ärgerte, einen
aufdringlichen, lästigen Geist beschwören zu müssen, wo ich doch schon längst
weg sein wollte. Es war schwer genug gewesen, mich nach ein paar Stunden Schlaf
aus Christians Armen zu winden, und ich musste das Haus unbedingt verlassen,
bevor er wach wurde und merkte, dass ich nicht mehr neben ihm lag.
Als ich mich niesend vom Boden erhob, schimmerte die Luft im Kreis und
ballte sich zusammen, sodass Stück für Stück die Gestalt eines glutäugigen
Mannes mit dunklem lockigem Haar, Spitzbart, elisabethanischer Halskrause,
scharlachrot-goldenem Wams und einem sicherlich viel zu großen Hosenbeutel
erkennbar wurde. Ich verankerte den Geist und nahm meine Jacke.
„Mi amor! Meine Schöne! Endlich bist du meinem Charrrme
errrlegen und schenkst mirrr Gehörrr!“ Er hatte eine angenehme Tenorstimme und
einen starken spanischen Akzent. Ich nahm an, es handelte sich um einen der
spanischen Höflinge, die an Elisabeths Hof herumgelungert hatten, bevor die
Armada ordentlich Prügel einstecken musste.
„Wie heißt du?“, fragte ich, während ich meine Jacke anzog.
Er warf mir eine Kusshand zu. „Ich bin Antonio de Gutierrez, Grrraf
von Sevilla und Ihrrr
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