Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
1761 geboren.“
„Dann sind
Sie jetzt... zweihundertvierundvierzig“, sagte ich nach einer schnellen Bunde
Kopfrechnen.
„Dreiundvierzig.
Ich habe erst im Dezember Geburtstag.“
„Aha“,
machte ich und lehnte mich zurück, um mir den Rest des Märchens anzuhören. „Fahren
Sie bitte fort. Ich bin ganz Ohr.“
Mein
sarkastischer Unterton gefiel Melissande zwar nicht, aber sie erzählte trotzdem
weiter. „Mein Neffe ist in der Gewalt eines Dämonenfürsten, der Asmodeus heißt.“
Da ich mich
wieder halbwegs im Griff hatte, erstarrte ich nicht sofort zur Salzsäule, als
der grauenerregende Name fiel, obwohl ich über alle Maßen entsetzt war.
„Ich werde
Sie nicht mit der Frage kränken, ob Ihnen Asmodeus ein Begriff ist, denn ich
weiß, dass es ein Fluch von ihm war, den Sie zu brechen versucht haben, als
Sie...“ Ihr Blick fiel auf meine linke Gesichtshälfte, die sich durch ihre
leicht hängenden Züge von der rechten unterschied. Ich verzog keine Miene, als
Melissande mich prüfend ansah, denn ich hatte schon vor langer Zeit gelernt,
dass den meisten Leuten die leichte Asymmetrie meines Gesichts gar nicht
auffiel, wenn ich es nicht bewegte. „...den Unfall hatten.“
„Das war
kein Unfall“, erwiderte ich langsam und mit Nachdruck.
Melissande
ging nicht weiter darauf ein. „Mein Neffe und höchstwahrscheinlich auch mein
Bruder werden von Asmodeus gefangen gehalten. Er hat sie mit einem Fluch an
sich gebunden. Ich brauche dringend Ihre Hilfe, Nell. Sie müssen diesen Fluch
brechen!“
„Ich weiß
nicht, wovon Sie reden. Und selbst wenn ich es wüsste, könnte ich Ihnen nicht
helfen“, sagte ich leise und versuchte, den Schmerz, die Angst und das Grauen
zu verdrängen, die ihre Worte in mir hervorriefen.
Sie sah mich
durchdringend an. „Ich verstehe, dass es Ihnen widerstrebt, sich mit einem Teil
Ihres Lebens zu beschäftigen, mit dem Sie abgeschlossen zu haben glaubten, aber
Sie können Ihre wahre Natur nicht leugnen, Nell. Sie sind eine Bannwirkerin.
Die meisten Ihrer Art werden von Magiern und Wächtern ausgebildet und können
daher nur Banne lösen und einfache Schutzzauber ausführen, aber Sie sind eine
geborene Bannwirkerin. Bei Ihnen ist es anders. Sie können auch Flüche brechen.“
„Ich kann
keine Flüche brechen. Ich konnte es noch nie. Das alles habe ich vor zehn
Jahren hinter mir gelassen.“ Trotz meiner festen Absicht, ruhig und gefasst zu
bleiben, wurde ich mit jedem Wort lauter.
Melissandes
Augen leuchteten so intensiv, dass ich den Blick abwenden musste. Ich war mir
vage bewusst, dass sie ihre Worte mit Bedacht wählte, um mich zu umgarnen und
gefügig zu machen, aber ich würde mich nicht von ihr einwickeln lassen. Ich
biss die Zähne zusammen, während sie mit seidenweicher Stimme beschwörend auf
mich einredete. „Sie sind eine der wenigen, die in der Lage sind, die stärksten
Fesseln zu sprengen, die es auf der Welt gibt - Sie können den Fluch eines
Dämonenfürsten brechen.“
„Ich werde
nichts dergleichen tun“, stieß ich hervor, und mein Zorn und meine Angst
weckten in mir die Erinnerung an etwas, das ich mit großer Mühe aus meinem
Gedächtnis verbannt hatte.
„Nie wieder!“
„Wenn Sie
mir nicht helfen, wird mein Neffe von dem Dämonenfürst vernichtet. Wissen Sie,
was mit einem Dunklen geschieht, der auf diese Weise zerstört wird?“
Ich
schüttelte den Kopf, obwohl ich bereits ahnte, was nun kam. Lange verdrängte
Bilder aus vergangenen Zeiten suchten mich heim. Ich litt Höllenqualen und
hätte am liebsten geschrien, dass es doch alles so lange her war, dass ich jung
und unschuldig war und geglaubt hatte, was man mir sagte. Ich sei etwas
Besonderes, hatte ich gedacht, und dass ich etwas bewirken könne. Damals war
alles so klar gewesen, so aufregend, so einfach... bis Beth gestorben war.
„Seine
Lebenskraft geht auf den Dämonenfürst über. Der Dunkle wird praktisch zu ihm,
zu einem dieser Höllenfürsten. Ich würde Himmel und Erde in Bewegung setzen, um
meinen Neffen vor diesem Schicksal zu bewahren, Nell, und ich bitte Sie, mir zu
helfen, ihn wieder nach Hause zu holen!“
Ich
schüttelte wieder den Kopf und griff nach meiner Tasche, während ich aufstand. „Es
tut mir sehr Leid für Sie, Melissande. Ich wünschte, ich könnte etwas für Sie
tun, das wünschte ich wirklich, aber Sie verlangen Unmögliches von mir.
Ich kann es
nicht tun.“
„Sie meinen,
Sie wollen nicht!“ Die Worte trafen mich wie Peitschenhiebe. Melissande
baute
Weitere Kostenlose Bücher